Welche Rolle besitzt ein Spielejournalist?

7. Mai 2014

Drei Menschen, eine Frage. Ein PR-Manager, ein umtriebiger Redakteur und ein Branchenaussteiger sollten eine Frage beantworten: „Welche Rolle besitzt ein Spielejournalist in deinen Augen?“

Unterschiedliche Reaktionen, unterschiedliche Auffassungen. Klar, ne?

Aus der Sicht des PR-Managers Fabian Mario Doehla

Fabian Mario Doehla, u.a. PR-Manager für SEGA.

Fabian Mario Doehla, u.a. PR-Manager für SEGA.

Zuerst durfte Fabian Mario Doehla seine Meinung äußern. Er ist seit vielen Jahren PR-Manager, mittlerweile kümmert er sich um die hiesige Öffentlichkeitsarbeit von SEGA oder „The Witcher 3“. Seine Aufgabe ist es beispielsweise, sich mit Anfragen der Presse – also auch der Spielejournalisten und Blogger – auseinanderzusetzen und dafür Sorge zu tragen, dass über Produkte berichtet wird.

Eine Webseite besitzt der 36-Jährige (er betont übrigens, er sei 24!) nicht, einzig durch die sozialen Netzwerke wie Twitter gelangt er an seine Kundschaft. Er ist dort auch nah an den Gamern – so gesehen übergeht der Oreo-Junkie und Sneakers-Fetischist damit durchaus die Presse.

Unwichtig ist der Spielejournalist für ihn dennoch nicht…

Wozu ist ein Spielejournalist Fabians Meinung nach zu gebrauchen?

Ein Spieljournalist muss manipulierbar sein. Er sollte keine Skrupel haben und auch bei völlig übertriebenen Zuwendungen zugreifen – denn man muss ja auch mal an sich selbst denken. Wertungen müssen immer verhandelbar sein. Denn es ist letztendlich egal und nicht wirklich zu begründen, warum ein Spiel jetzt 83% oder 90% erhalten hat. Seine Rolle ist dementsprechend klar definiert: Als Werkzeug und verlängerter Arm der PR hilft er bei der Manipulation von Endkunden und löst durch nachhaltigen Lobgesang Kaufimpulse aus.

Mal ernsthaft: Spielejournalisten sind wichtig, da sie sehr früh Zugriff auf Informationen und kommende Produkte haben, im Idealfall einen Marktüberblick besitzen und damit Trends sowie Geheimtipps erkennen und kommunizieren können. Neben der Fortsetzungen von Mega-Blockbustern – bei denen man theoretisch nur die Neuerungen knapp zusammenfassen könnte – kann und sollte der Spielejournalist auch Themen aufgreifen, die der Leser oder Zuschauer sonst möglicherweise verpasst. Mit Hilfe von intelligenter Berichterstattung geht es raus aus der Filterbubble und hin zu neuen Spielen und Entwicklungen. Schließlich bietet diese kreative und spannende Branche dank ihrer vielen Vertriebskanäle so viel Vielfalt wie noch nie zuvor. Nur muss man davon auch wissen.

Aus der Sicht des Aussteigers Volker Bonaker

Volker Bonacker. Mit Bart. Und hoher Stirn. (Foto: Nina Schild)

Volker Bonacker. Mit Bart. Und hoher Stirn. (Foto: Nina Schild)

Volker Bonaker war über sechs Jahre bei der Deutschen Telekom tätig und berichtete dort tagtäglich über Computer- und Videospiele auf der Webseite von T-Online. Aktuell ist er Manager Editorial Content bei der ehemaligen Telekom-Tochter Gamesload, die kürzlich von der Dixero Media GmbH gekauft wurde. Er selbst ist nicht mehr in dem Sinne als Redakteur tätig, schreibt aber privat unter anderem bei Polyneux über Spiele. Oder er bringt armen Studenten das Thema Online-(Spiele-)Journalismus näher.

Auf Twitter gibt sich der 29-Jährige meist kritisch und…tja…wie noch? Ach, er ist eigentlich ganz umgänglich. Und Volker besitzt konkrete Meinungen, die er gerne zu Wort bringt. Eine davon…

Welche Rolle besitzt ein Spielejournalist in Volkers Augen?

Seine Rolle hat sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt. Während der Anfangstage des Spielejournalismus war er mehr Berater, meist autodidaktisch unterwegs und von der Funktion her dahingehend wichtig, dass er Übersicht verschafft hat, bei Kaufentscheidungen half.

Heute ist das nicht mehr dermaßen von Bedeutung, die „Filter Bubble“ und Meinungen von Bekannten oder Freunden in sozialen Medien lösen ihm da zusehends den Rang ab. Das eröffnet neue Betätigungsfelder, vorrangig für Menschen mit Kenntnissen im Bereich Multimedia – Stichwort Video, Podcasts, etc. Der Journalist wird in diesem Fall mehr zum Unterhalter, was ihm die Möglichkeit eröffnet, sich als „Marke“ zu etablieren. Dazu braucht es zunächst aber erst einmal Eigenständigkeit – Waschmaschinen-Besprechungen / -Bewertungen sind austauschbar und nicht mehr nötig. Stattdessen honorieren die mittlerweile erwachsen gewordenen Leser Inhalte, in denen sie sich wiederfinden. Und die muss der Spielejournalist heute schaffen, entweder durch seine Texte oder anderen Ausdrucksformen. Und wenn er eine Bewertung nur tanzt – was ich übrigens cool fände.

Aus der Sicht des Spielejournalisten Benjamin Kratsch

Benjamin Kratsch. Er redet gerne. Und das macht ihn sympathisch!

Benjamin Kratsch. Er redet gerne. Und das macht ihn sympathisch!

Benjamin Kratsch ist ein fleißiger, erfolgreicher (das heißt auch, er kann davon leben) Redakteur, der als Freiberufler für diverse Verlage tätig ist. Artikel von ihm habt ihr vielleicht schon in der Gamestar oder der CBS, auf Stern.de  (u.a. via Medienagentur plassma) oder Games.ch gelesen, um willkürlich vier Beispiele zu nennen. Mit seinen 27 Jahren ist Benjamin noch in der Blüte seines Lebens, was ihr sogar dank Youtube selbst sehen könnt.

Als waschechter, emsiger und überzeugter Spielejournalist sieht er seine Rolle in der Branche deutlich tiefgründiger, als vielleicht andere seiner Kollegen. Und er wird häufig Dudelino genannt. Das zusammen führt zu einer etwas ausführlicheren Antwort auf die Frage…

Was ist die Aufgabe von Spielejournalisten?

Eine interessante Frage, denn nie zuvor hatte dieser Beruf so viele Facetten und so viele Anforderungsbereiche. Wir schreiben nicht nur, wir fotografieren auch. Wir moderieren, twittern, managen Social-Media-Kanäle. Wir sind Blattmacher und Online-Jongleure, müssen wissen, was Print zieht und sich online klickt. Wir müssen das richtige Auge für eindrucksvolle Layouts haben und wissen, wie man mit Google Analytics die Performance von Artikeln misst. Sicher, jeder spezialisiert sich, aber es kann nicht schaden, all das zu können. Und es gibt viele Situationen, in denen alles parallel laufen muss.

Spielejournalismus ist eine sehr crossmediale, viele Genre-übergreifende Spielart.

Wir sind Tester und Autoren, müssen Kritik üben, vor allem aber unserem Leser unsere Gedankengänge und Gefühle übermitteln, die wir beim Spielen haben. Wichtig ist es, dabei die richtige Balance zwischen Momentaufnahme und Gesamt-Kunstwerk zu finden. Einem „The Last of Us“ kann ich manch’ Schwäche in der Spielmechanik verzeihen, weil ich nur selten ein Werk erlebt habe, das mich emotional so stark fesseln konnte. Einige Kollegen tun sich in diesem Bereich schwer, was verständlich ist. Wir haben gerade in den letzten Jahren viele Spiele erlebt, die ihre Spielmechanik mehr als Vehikel für die Geschichte benutzen. Das muss ich meinem Leser natürlich klar machen. Wenn ich „BioShock Infinite“ teste, muss ich ganz klar sagen: Spielmechanisch ist das oft ein Totalausfall und die Arenakämpfe erinnern an graue Vorzeit, aber das Skript und die Story gehören zum Besten, was du je in einem Medium – egal ob Spiel, Film oder Roman – erlebt hast. Jeder, der diesen Titel nicht gespielt hat, hat wahrscheinlich das beste und kontroverseste Ende verpasst, was es je in einem Videospiel gab. Und ich müsste in der Hollywood-Historie lange, lange suchen, um einen Charakter zu finden, der mir derart ans Herz gewachsen ist wie Elizabeth.

Wir Spieleredakteure sind eben nicht nur Tester, sondern auch Kulturkritiker. Die Kritik muss immer mit dem Medium wachsen. Und je mehr anspruchsvolle Drehbücher wir in Spielen erleben, desto mehr muss sich auch der klassische Test zur Kulturkritik entwickeln. Das ist ein wahnsinnig schwieriger Drahtseilakt, den jeder von uns jedes Mal aufs Neue tanzen muss. Daran kommen wir aber nicht vorbei, das ist unser Job. Unsere Branche hat sich massiv weiterentwickelt, Story und Charaktere wandern immer mehr in den Mittelpunkt. Wir müssen mit dem Medium wachsen und uns entwickeln. Einige von uns tun das längst, der GameStar-Test zu „Infinite“ meistert diese Balance spielend:

Andere grämen sich noch und zeigen sich zögerlich, doch denen sei eines gesagt: Wir können von den Studios dieser Welt nicht erwarten, dass sie große Geschichten erzählen. Und wenn sie es dann tun, dann ignorieren wir sie und sprechen nur über Gameplay-Mechaniken. Wir müssen wissen, wann eine Kulturkritik angebracht ist, wann ein klassischer Test und wann eine Mischung aus beidem. Genauso wie wir in die Kulturkritiker-Rolle reinwachsen, müssen wir auch wieder rausschlüpfen, wenn das Spiel das nicht hergibt. Ob „Call of Duty: Advanced Warfare“ wirklich eine gesellschaftskritische Abhandlung der Privatisierung des Krieges abliefert oder doch nur eine Ballerorgie, müssen wir natürlich ganz klar und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen sagen.

Ich glaube sogar, es ist sehr wichtig, unmissverständlich seinem Leser zu kommunizieren: Es ist völlig okay, dass du Spaß an Ballerei ohne Sinn und Verstand hast. Wir alle haben doch nicht ständig Lust auf schwere Kost. Genauso wie wir gesellschaftskritische Werke wie „12 Years a Slave“ im Kino schauen, den Film mit der Vergangenheit und Schuld Europas reflektieren und darüber diskutieren, schalten wir auch gerne mal den Kopf aus und lassen uns von 120 Minuten Nonsense-Action mit guten Gags Marke „R.E.D. 2“ berieseln. Mache ich gerne, stehe ich auch dazu. Es ist eben gutes Popcorn-Entertainment, ebenso wie bisher die meisten „Call of Duty“-Teile gutes Popcorn-Entertainment sind. Games sind ein Hobby und niemand hat das Recht, anderen vorzuschreiben, wie er es auszuleben hat. In einen Test zu „The Last of Us“ gehören genau so meine Gedanken über die Beziehung zwischen Ellie und Joel, die Momente des Gruselns und Mitfieberns wie die Spielmechaniken. Ob diese Figuren menschlich überzeugend agieren, ist genauso wichtig wie ob die Schleicheinlagen gut funktionieren, die Gegner-K.I. auf „Halo“- oder Toastbrot-Niveau ist und das Treffer-Feedback stimmt. Wir alle haben unser Handwerk gelernt, sollten dazu also in der Lage sein oder uns Rat holen, wie wir diesen Balance-Akt meistern. Wir schreiben in der Regel für zigtausend Leser, letztlich muss ein guter Artikel also sehr viele Fragen für sehr viele Zielgruppen beantworten. Er kann nicht nur klassischer Test sein oder nur Kulturkritik. Ich schätze, wir müssen die goldene Mitte finden. Immer und immer wieder. Das macht Arbeit, das macht vor allem aber auch Spaß und diesen Beruf aus. Spieleredakteur zu sein, das heißt kreativ sein von morgens bis abends. Es wird nie langweilig, bleibt immer spannend. Ich liebe es.

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7 comments on “Welche Rolle besitzt ein Spielejournalist?

  1. Vor allem ist Spielejournalist ein sehr undankbarer Job. Da so viele Leute einen Bericht lesen und Tests letztlich immer zum Großteil subjektiv sind, gibt es neben wenig Lob vor allem die Fraktionen, die finden dass ein Titel zu hoch oder zu niedrig gewertet wurde. Jeder hat nun einmal einen anderen Geschmack. Wichtig ist es für Leser den Tester zu kennen und einzuschätzen, ob er auf der gleichen Wellenlänge liegt und im Idealfall erkennen zu können, wo geschmackliche Unterschiede sind um einen Test entsprechend werten zu können.

    Bei mir ist z.B. etwas erstaunliches passiert. Ich mochte Angry Joe eigentlich nicht, fand das zu übertrieben. Irgendwie habe ich dann aber doch mal das eine oder andere Video geschaut und stellte fest, der Typ hat fast immer Recht und trifft Probleme als auch Pluspunkte exakt. Es gibt keine Wertung, wo ich sagen könnte, da liegt er komplett daneben, das sehe ich völlig anders (zumindest von den Reviews die ich gesehen habe). Im Gegenteil, fast immer sind wir absolut auf gleicher Wellenlänge, was ich bisher bei keinem speziellen Tester so stark ausgeprägt vorfand. Seither sehe ich ihn als validen Tester, dessen Urteil und Wertungen ich vertrauen kann, unabhängig davon, dass mir die Effekthascherei nicht so gefällt, aber das muss wohl sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

    Eine Sache bei Tests fällt mir in letzter Zeit verstärkt auf. Wurde früher gemeckert, dass es nur noch selten Tests mit wirklich schlechten Noten gibt und sich fast alle Spiele zwischen 70 und 90 einpendeln, was schlicht daran lag, dass sich niemand mehr erlauben konnte Gurken auf den Markt zu bringen, so gibt es heute vermehrt Spiele, die zwar technisch in Ordnung sind aber dennoch die Gemüter spalten. So ist z.B. meine persönliche Meinung, dass Demon Soul’s 2 und Elder Scrolls Online völlig überbewertet sind. Da sie Mängel im Design und Gameplay haben bzw. für eine spezielle Zielgruppe gemacht wurden und somit aus dem “Durchschnitt” herausfallen. Aufgrund der bekannten Namen und der lautstarken Fanboys haben beide Titel im Schnitt dennoch überall sehr hohe Wertungen bekommen. Ich glaube, dies könnte den Durchschnittsspieler irritieren, der mit den Titeln dann doch nicht klar kommt. Testmedien sollten meiner Ansicht nach weder auf Namen noch auf Fans und schon gar nicht auf Hater hören sondern für die breite, durchschnittliche Masse testen. Das vermisse ich inzwischen ein wenig, gerade bei kleineren Testmedien.

    Eine Seite für Adventure-Spiele wertet diese immer höher, als eine Seite für alle Spiele. Gerade deswegen sollten die Seiten für alle Titel sich nicht von Hypes an die Kandare spannen lassen.

    • Ich glaube, dass Spielejournalismus mehr sein kann, als immer nur Tests. Hintergrundberichte, Post Mortems und auch mal über den Tellerrand blicken.Politikjournalisten berichten ja auch nicht nur über die nächsten Wahlen. Leider scheint aber diese aufwändige Arbeitsweise zumindest im deutschen Spielejournalismus aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich zu sein. Magazine wie Polygon haben mehr Möglichkeiten und zeigen mit so hervoragenden Artikel wie z. B. über die verkorkste Entwicklung von “XCOM: The Bureau” oder über das vermeintliche Ende von Irrational Games wie gut Spielejournalismus sein kann.

      • Lange ausführliche Artikel sind halt sehr aufwendig zu erstellen. Ich erinnere mich mit Freude an einen riesigen Bericht über das Scheitern der ersten XBox in Japan und was da alles falsch lief, wo dann aus erster Hand ein (ehemaliger) Microsoft Manager seine Eindrücke von den Verhandlungen mit japanischen Spielefirmen darlegte. Aber erst mal muss man solche Interviewpartner überhaupt finden, die dann bereitwillig aus dem Nähkästchen plaudern, was ja auch keine Selbstverständlichkeit ist. Der Artikel damals hat mich umso mehr überrascht, weil er eben auf einer (englischsprachigen) Webseite stand und nicht in einem gedruckten Magazin. Andererseits muss ich zugeben, dass das Teil so verdammt lang war, dass ich mehrfach in Versuchung geriet ihn einfach nur zu überfliegen, da gerade das lesen langer Sachen am Monitor nicht so viel Spaß macht und teilweise auch anstrengend ist.

        Grundsätzlich mag ich solche Hintergrundberichte. Allerdings ist meine Erfahrung auch, dass 95 Prozent solcher Artikel einfach nur Blablabla sind, gerade bei Interviews über (kommende) Spiele. Die interessanten Dinge gehen völlig im Marketinggewäsch unter. Und wenn man heute hört, dass Entwickler sowieso nicht frei erzählen dürfen sondern Interviewfragen fast immer abgesprochen und von der Marketingabteilung vorgegeben werden, hält sich da mein Interesse auch sehr in Grenzen.

        Vor Urzeiten habe ich das Buch “Nintendo Game Boy” gelesen. So in der Art stelle ich mir herausragenden Spielejournalismus vor. In dem Buch gab es mehr Wissen über Yamauchi und seine Familie und darüber wie Nintendo tickt, angereichert mit teilweise lustigen oder für Westler merkwürdig scheinenden Anekdoten, als ich je wieder in einer Berichterstattung über Nintendo erfahren habe. Kein Bericht über Nintendo seither, ging so intensiv in die Tiefe und beleuchtete die Hintergründe und Personen so genau, bot so einen guten Einblick hinter die Kulissen. Das finde ich sehr schade.

      • Das ist doch genau die Aufgabe eines Journalisten. Recherchieren, Kontakte knüpfen, ein bißchen Detektivarbeit. Ich schrieb vorhin auf Facebook, dass deutscher Spielejournalismus auf Eindrücken beruht und nicht auf Fakten. DAS ist leider ein Fakt. Journalismus bedeutet nicht, dass man in coolen Locations abhängt und als Erster das neue CoD spielt.

      • Du schriebst es aber ja schon selbst, dass dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht (mehr) machbar ist.

        Wir wollen doch ehrlich sein, als ich als Journalist anfing, in den 90ern, da habe ich sogar als Freier noch wirklich gut verdient. Dabei hatten damals Redaktionen noch richtig viel eigenes Personal.

        Heute sieht es so aus, dass die Redaktionen wesentlich kleiner sind, die Bezahlung ist viel schlechter als damals, oftmals sind selbst Redakteure nicht mehr fest angestellt sondern “outgesourced” und sonstige Freie kriegen teilweise nicht mal mehr die Hälfte von dem, wie noch vor zehn, 15 Jahren.

        Was bleibt also übrig als möglichst schnell möglichst viel rauszuhauen. Die Redaktion hat gar keine andere Wahl, will sie die Seiten voll kriegen.

        Die Verlage nehmen außerdem quasi Jeden, der schreiben will. Dass die nicht die Qualifikationen haben, dass die nicht lange bleiben, egal, denn es gibt immer genug Nachschub an Dummen, die sich ausbeuten lassen.

        Das sind die Realitäten. Klar, ich kenne auch den einen oder anderen Redakteur, eben alteingesessen, der wirklich gut verdient. Aber der ist heute eine absolute Ausnahme. Ich habe mich ziemlich aus der Branche zurückgezogen, eben weil ich mich nicht länger ausbeuten lassen will. Was manche Verlage und Webseiten abziehen empfinde ich als Frechheit und es ärgert mich, dass es dennoch genug, insbesondere junge Leute gibt, die auf eine Karriere als (Spiele-) Journalist hoffen, obwohl es für den Großteil von ihnen verschenkte Zeit ist, da sie niemals in der Branche arbeiten werden.

        Ich würde heute echt niemanden raten Journalist zu werden. Wenn man nicht gerade Chancen auf eine Festanstellung bei einem großen Fernsehsender oder einem wirklich großen Printverlag hat und zumindest nach Tarif bezahlt wird, dann hat das alles keinen Sinn sondern ist letztlich mehr Hobby und man nagt am Hungertuch. Man sieht doch auch, was für arme Würstchen die alten Haudegen des Spielejournalismus selbst mit Mitte 40 immer noch sind, wenn sie immer noch in der Branche tätig sind, wobei die meisten eben schon vor Jahren andere Wege eingeschlagen haben, weil sie merkten, dass man keine Familie damit ernähren kann.