Ein 386er DX40 mit 8MB RAM oder ein 486er SX25 mit 4MB RAM und einem Double-Speed-CD-ROM-Laufwerk? Mein Vater hatte gar keinen Plan! Und so musste ich als Teenager diese schwere Entscheidung treffen. Glücklicherweise wählte ich den 486er, auch wenn er im Gegensatz zum DX40 über keinen Coprozessor und eben weniger Arbeitsspeicher verfügte. Preislich nahmen sich beide Vobis-Rechner im Colani-Design nichts, doch das CD-Laufwerk von Mitsumi war eine großartige Wahl. Denn nur so konnte ich eines der ersten Spiele genießen, die ausschließlich auf CD-ROM erschienen: „Star Wars: Rebel Assault“.
WOW!
Auf meinem 14-Zoll-Monitor sah „Rebel Assault“ einfach fantastisch aus. Nie hätte ich geglaubt, dass so etwas auf einem PC technisch möglich sei. Und der grandiose Sound, der aus den Boxen tönte. Ich besaß schließlich eine Soundblaster Pro-Soundkarte. Die ersten Minuten mit diesem wahren „Star Wars“-Epos ließen mich vergessen, wie aufwändig es war, eine optimale Konfiguration zu finden. Denn: Soundkarten- und CD-ROM-Laufwerkstreiber fraßen schon einiges an Speicher, der für den Start benötigt wurde. Also musste ich – mal wieder – eine Bootdiskette erstellen, um so möglichst viel konventionellen, XMS- und EMS- Speicher zu bekommen. Was war das für ein Krampf. Immer wieder.
Aber: Als das „Krieg der Sterne“-Intro über den Bildschirm flimmerte, zähle das alles nicht mehr. Und der anfängliche Canyon-Flug. Hach, was für ein eindrucksvolles Erlebnis. Schauspieler. Sprachausgabe. Szenen aus der „Star Wars“-Trilogie. Der Wahnsinn. Diese fotorealistische Optik. Die Möglichkeit, in eine Art Film einzugreifen. Hammer! Und ich dachte mir nur: Gut, dass ich mich für das CD-Laufwerk entschied. Denn nur so konnte ich die Geschichte eines jungen Piloten überstehen, der den Todesstern zerstören sollte. Dass sich die Handlung von „Star Wars: Episoide IV“ unterschied, war irrelevant, denn ich war MITTENDRIN im Geschehen. Darth Vader und Weltraumschlachten – fantastisch! Und damals sprach niemand über „Star Wars – Episode 1-3“. Das waren noch Zeiten. Bessere Zeiten….
Cut!
Ich hatte lange Zeit gehofft, dass LucasArts bzw. jetzt wohl Disney „Rebel Assault“ neu auflegen würde. Und nun ist dieses Spiel samt des drei Jahre später veröffentlichten „Rebel Assault II: The Hidden Empire“ bei GOG für ein paar Euro erhältlich. Ehrlich: Ich hätte speziell den ersten Teil nicht noch einmal starten sollen. Zwar läuft das Spiel dank DOSBOX-Emulation gut auf einem aktuellen Rechner und ich muss mich glücklicherweise nicht mehr um Treiber oder ausreichend Speicher kümmern. Dafür aber wurden meine schönen Erinnerungen mal wieder ordentlich zerstört. Jetzt streamt ein Pixelbrei über eure womöglich riesigen LCD-Displays, auf denen es oftmals schwer ersichtlich ist, ob das ein Hindernis oder ein gegnerisches Raumschiff sein soll. Sicherlich ist die technische Seite für damalige Verhältnisse nach wie vor beachtlich, schließlich wurde vor 23 Jahren eine Mischung aus Render- und Filmsequenzen direkt von CD „gestreamt“. Nur…es sieht einfach nicht mehr gut aus. Dazu gesellt sich eine furchtbar ungenaue Steuerung, egal ob ihr Maus, Tastatur oder Controller verwendet. Da das spielerische Niveau nicht über das eines Railshooters hinausgeht, ist das vermutlich auch nicht weiter tragisch. Schlimmer sind dagegen der nicht flüssige Bildaufbau (maximal 15fps) und der nicht vorhandene Anspruch. Mensch. Und das fand ich damals toll?
Ja, es fliegt eine große Portion Nostalgie mit, und das mag ich auf jeden Fall. Objektiv betrachtet ist „Star Wars: Rebel Assault“ schlicht und ergreifend gehaltlos und hässlich. Dank meiner damaligen Erlebnisse nehme ich das dem „Klassiker“ nicht übel. Wie könnte ich auch? Das wäre unfair. Trotz meiner Ernüchterung ist „Rebel Assault“ außerdem ein Paradebeispiel dafür, welch Fortschritt das CD-Laufwerk (für den PC) war, denn so konnten Entwickler Filme auf die Bildschirme bringen bzw. große Daten überhaupt speichern. “Rebel Assault” wäre in dieser Form nie auf Diskette möglich gewesen.
War da noch was?
Ach, fast vergessen: „Rebel Assault II – The Hidden Empire“ mochte ich irgendwie nicht so recht. Zwar war das Sequel sehr viel aufwändiger und besaß sogar eine eigene Story, nur warm wurde ich mit dem Titel nie. Vielleicht, weil ich 1996 mit 18 Jahren mehr als eine interaktive Grafikdemo von einem Spiel erwartete? Heutzutage hat sich Teil 2 recht gut gehalten, was an der deutlich besseren Technik liegt. Beispielsweise flutschten die Szenen damals schon in 640×480 bei 25 Bildern pro Sekunde – das war ein enormer Fortschritt, den man 2015 sofort bemerkt. Spielerisch dagegen? Nunja….
Geht’s euch bei „Rebel Assault“ wie mir, dann habt ihr zwei Möglichkeiten: Behaltet das Spiel in positiven Erinnerungen und startet es nie wieder in eurem Leben. Oder…nun…ihr riskiert es. Es ist einerseits ein Schock, andererseits spannend, es endlich mal wieder zu zocken. Ich sehe „Rebel Assault“ jetzt zwar mit anderen Augen, schlimm ist das auch nicht. Irgendwie.
Für beide Teile zahlt ihr zusammen etwas unter 10 Euro bei GOG – das geht schon in Ordnung.
Ich muss gestehen, ich hatte damals noch lange nicht den PC, um überhaupt an Rebell Assault zu denken….Meine eigene Flugkarriere begann mit Star Wars: X-Wing Alliance und Star Wars: Rogue Squadron.
Aber den 10er werde ich wohl in Rebel Assault investieren.
Meinen Eltern kann ich vorwerfen, dass sie mir nie das Fahrradfahren beigebracht haben. Dafür haben sie meine Leidenschaft zu Computern unterstützt. Immerhin was. :)
Du hast auch nie richtig Schleife gelernt! Oder?
Oh ja! Das waren noch Zeiten! Ich habe mir für Rebel Assault extra ein Double-Speed Laufwerk zugelegt, welches damals noch eine eigene Controller Karte benötigte, da der IDE Port zu langsam war, glaube ich … Das mit der Bootdisk für verschiedene Games hatte ich anfangs auch, später habe ich mir eine Batch-Datei erstellt, die mir die jeweiligen passenden Zeilen in der config.sys und autoexec.bat umschrieb … Das waren Zeiten … Nostalgie pur!
Hihi. Aber es kann gut sein, dass du ein SCSI-CD-Laufwerk hattest. Und das brauchte dann einen separaten Controller. Da gab es ja noch IDE vs. SCSI. :)
Das mit der Batchdatei hab ich später auch gehabt. Und irgendwann war glücklicherweise damit ganz Schluss. Es gibt so ein paar Dinge, denen ich nicht unbedingt hinterher trauere… :)
Oh ja, dank meinem schäbigen Adaptec Controller kam ich damals nie in den Genuss des Indiana Jones Fate of Atlantis Talkies, da mir egal was ich auch probierte, immer 2kb Speicher gefehlt haben.
Rebel Asault 1 & 2 liefen allerdings. Und gegen das lästige Boot-Disketten erstellen gab es ja auch noch Quarterdecks Qemm 386.
Aber! Es gab einige Spiele, die vertrugen sich nicht mit Qemm 386!! :)