#Gamergate, oder: Judäische Volksfront vs. Volksfront von Judäa

2. September 2014

Was ich bei der ganzen aktuellen Diskussion um Gamer, Sexismus und Spielkultur vermisse: das Wörtchen „Toleranz“. Im Grunde genommen geht es allen Parteien doch darum, dass ihre Kunst, ihre Leidenschaft oder einfach nur ihr Hobby ernst genommen wird. Raus aus der Nische, rein in die Mitte! Statt einer vernünftigen Diskussion ist es aber mal wieder der übliche Internet-Shitstorm. Keiner scheint sich bei #Gamergate für den Standpunkt des anderen zu interessieren, obwohl alle doch letztendlich das gleiche Ziel haben.

Es bilden sich wieder einmal zwei Parteien, die stur ihre Linie vertreten. Mal wieder ist es Zeit für die übliche „Gut oder Böse“-Diskussion, bei der alles erlaubt ist. Ein paar Idioten verstecken sich hinter der Anonymität des Internets und schreien laut “Vergewaltigung“. Andere rufen das Massensterben des sogenannten „Gamers“ aus.

Schuldzuweisungen

Wer politisch korrekt sein will, schwenkt auf die RTL-Schiene um: Videospieler sind dick, asozial und stinken. Dass man diese polemische Verallgemeinerung vor ein paar Jahren noch vehement kritisiert hat? Egal, Heuchelei gehört zu dieser Branche wie das jährliche FIFA-Update. Vielleicht hätten die ganzen Fachjournalisten mal darauf achten sollen, welche Klientel sie sich da heranziehen. Guter Journalismus kann Stilbewusstsein prägen, gell?

„Gamer“ fühlen sich dagegen einer Hetzjagd ausgesetzt, die nur noch mit der Judenverfolgung vergleichbar ist. Die Feminazis sind überall! Gewalt und Sexismus in Videospielen sind voll subversiv, aber warum wissen sie nicht. „Candy Crush Saga“ ist schwul, Indie-Spiele nur elitäres Intellektuellen-Geblubber. Nur „CoD“ und „Skyrim“ sind die wahren Spiele.

Schade, dass solche wichtigen Diskussionen immer gleich ablaufen. Bin ich wirklich so naiv, wenn ich glaube, dass es einen Mittelweg gibt? Eine Frau, die in „CoD“ Killstreak an Killstreak reiht, aber mit „Gone Home“ zum Coming-out ermutigt wurde? Ach, verzichtet doch auf die ganze Hysterie. Streitet miteinander, nicht gegeneinander.

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29 comments on “#Gamergate, oder: Judäische Volksfront vs. Volksfront von Judäa

  1. Leider waren “Mittelwege” noch nie die Stärke der Menschheit! Sonst würden wir nicht jeden Tag mit irgendeinem nicht mehr verständlichen Konflikt in Israel, der Ukraine, dem Irak oder sonst wo aufwachen.

    Das Internet verstärkt das Mitteilungsbedürfnis auch derjenigen, die sich sonst nie trauen würden, ihre Meinung zu äußern. Was an sich ein gutes Werkzeug ist, artet dann genau darin aus, dass man sich hinter der Anonymität versteckt und keinen Mittelweg mehr suchen möchte. Vielmehr kann man endlich mal so richtig auf den Putz hauen und Dampf ablassen, auch wenn man häufig eigentlich nur Mist labern will und zur Sache eine ganze andere Meinung hätte. Das Problem dabei ist nur, dass das Netz eben mittlerweile nicht mehr ein Spielplatz ist, bei dem man mutwillig die Sandburgen der anderen umreißen kann, ohne dass großartig was passiert. Das Internet gehört zur Gesellschaft wie jeder Tageszeitung, jeder Stammtisch und jedes öffentliche Diskussionsforum, nur sind sich viele dieser Tragweite offenbar nicht bewusst.

  2. ich finde, du beschreibst das ein wenig zu simpel. hier geht es nicht um political correctness. und in den kritischen artikeln, die ich gelesen habe, hat sich auch keiner auf RTL niveau begeben.

    außerdem habe ich es versucht. ich habe mit einem dieser sog gamergater “diskutiert”. aber der war so verbohrt, engstirnig und ausweichend…ich musste irgendwann aufgeben. die sind da echt wie die chemtrails verschwörungsfanatiker.

    die toleranz, die du da vermisst, sehe ich auch völlig fehl am Platz. keine Toleranz gegenüber der Intoleranz. das ist, als würde man sagen, rechtsradikales, verfassungswidriges Gedankengut fällt unter die Meinungsfreiheit. von den als Social Justice Warriors, Feminazis und korrupte Journalisten beschimpften Leuten hagelt es jedenfalls keine gewalt- und todesdrohungen.

    und hier komme ich zum dritten punkt, den ich in deiner argumentation als falsch erachte: den gamergatern geht es nicht um “ihre Kunst, ihre Leidenschaft oder einfach nur [dass] ihr Hobby ernst genommen wird”. es geht darum ihr boys-only Baumhaus bis aufs Blut zu verteidigen. das ist pseudo-elitäres geschwurbel.

    wie sähe denn der mittelweg aus? dein beispiel für einen mittelweg gibt es schon und hat auch gar nichts mit der kritik zu tun. niemand will spiele wie CoD, GTA oder AC abschaffen!

    ich empfehle die lektüre dieses artikels: http://www.videogametourism.at/node/2040
    dort wird der Tod des “Gamers” noch mal gut verständlich erklärt.

    weiterhin empfehle ich das anschauen der doku “GTFO” über Frauen in der Videospieleszene und -branche. Da schreibe ich aber auch schon an einem Artikel.

    • Auch wenn ich, glaube ich, nicht der Adressat Deiner Antwort war, Lara, möchte ich aus meiner Sicht nochmal kurz was klarstellen:

      Mein Kommentar war sehr allgemein auf “Diskussionen via Internet” bezogen und hat wenig mit dem “Gamergate” zu tun. Warum? Weil ich mich bislang an dieser speziellen Diskussion nicht beteiligt habe und das auch nicht vor habe. Warum? Weil ich es leid bin, auf genau die Leute dort zu treffen, die derartige Meinungen vertreten hast, die Du beschrieben hast und gegen die Du versucht hast, verbal anzureden.

      Ganz ehrlich: Wenn sich “Gamer” wirklich so darstellen sollten wie sie das offenbar im Bezug auf diese Diskussion tun, dann möchte ich mit dieser Gesinnung nicht auf eine Stufe gestellt werden. Vielleicht ist es falsch, dann jegliche Kommunikation mit solchen Leuten zu meiden, da man ihnen dann eine widerstandslose Bühne gibt. Aber ich habe manchmal Besseres mit meiner Zeit zu tun als mich über ein derartiges Gedankengut aufzuregen.

      Die Thesen, die zu dieser Diskussion führten, kann ich als langjähriger Spieleveteran absolut unterstreichen. Ja, es gibt klaren Sexismus in Spielebereich, es gibt eine klare Darstellung der Frau als Objekt, es gibt Diskriminierungen und teilweise Spielinhalte, die die Menschenwürde in die Tonne treten. Dass diese Inhalte trotzdem akzeptiert werden, liegt wohl an etwas, was mir ein guter Freund, der bereits fast 20 Jahre bei Ubisoft arbeitet, mal bei einem Gespräch gesagt hat: “Die Computerspielszene wird immer noch beherrscht von Menschen mit früh-pubertärem Gedankengut!” Nur so kann ich es mir erklären, warum man sich kindisch darüber freut, dass Spiele immer blutiger werden und das Frauen in Fantasy-RPG immer noch kürzere Rüstungen tragen.

      Natürlich befinden wir uns hier in einer stetigen Entwicklung, und ich glaube, dass gerade die letzten Jahre auch gezeigt haben, wie erwachsen das Medium “Spiele” sein kann. Doch so lange sich die üblichen Inhalte eben immer noch wie geschnitten Brot verkaufen, wird sich an ihrer grundlegenden Darstellung kaum was ändern.

      Warten wir doch mal ab, ob ein AAA-Blockbuster wie “Assassin’s Creed: Unity” zumindest ein kleines Zeichen setzen kann, indem es die vorgesehene Frauenrolle doch noch etwas stärkt. Schauen wir mal, ob es in Zukunft mehr mutige Studios gibt, die übliche sexistische Darstellungen vermeiden. Wir brauchen sicherlich nicht in jedem Spiel eine weibliche Protagonistin – aber es braucht auch nicht in jedem Game ein männlicher Bad-Ass-Cool-Boy auf eine Horde von willigen Playboy-Bunnies treffen!

      Was ich in meinen vorigen Beitrag angesprochen habe ist, dass ich nicht glaube, dass diese Diskussionen auf einer Plattform wie “Gamergate” tatsächlich vernünftig geführt werden kann – aus den angegebenen Gründen! Dafür habe ich zu viele negative Erfahrungen gemacht, weswegen ich auch nur begrenzte Lust habe, mich mit dieser Art der Diskussion auseinanderzusetzen.

      • nein halt, dein kommentar war noch gar nicht zu sehen, als ich meinen schrieb. alles von mir bezieht sich auf den artikel!

      • :-)

        Dachte ich mir schon! Nichtsdestotrotz war mir die Antwort ein Anliegen, auch um meinen Standpunkt in der Diskussion an sich deutlich zu machen.

      • zu deinem zweiten kommentar: grundsätzlich hast du da in allen punkten recht.

        aber:
        man muss sich ja nicht auf eine stufe stellen. man muss auch nicht seine zeit opfern. es reicht doch schon sich in einem satz von solchen “gamern” abzugrenzen. so wie es viele spieler, entwickler, regisseure, autoren gemacht haben. (leider so gut wie keiner aus deutschland). du hast es jetzt in deinem kommentar sogar ausführlicher gemacht als in einem satz. :) und gerade in zeiten von social media ist das werkzeug des “teilens” von beiträgen mächtig. und auch das kostet nur sekunden, einen klick.

        ich habe ja schon an andere stelle die vermutung geäußert, dass entwickler/publisher die frau als protagonisten momentan im DLC und handheldbereich testen. der infamous dlc spricht dafür. ist aber ein problematische rechnung, denn dlcs verkaufen sich ja generell nicht so gut wie die hauptspiele (korrigiert mich wenn ich da falsch liege). und ja es geht ja auch wirklich nicht um die quantität an frauencharakteren, sondern um die qualität.

      • Meine Frau würde jetzt gerade ziemlich lachen über Deine Feststellung, dass ich es mal wieder ausführlicher geschafft habe als in einem Satz. Das ist so eine berüchtigte Art von mir – wo andere einen Satz brauchen, schreibe ich erst mal einen Roman! :-)

    • Wenn ich meinem Diskussionspartner sage, dass seine Existenz vorbei ist, dass er unwichtig ist und er zu einer aussterbenden Gattung angehört, dann wirkt das nicht direkt deeskalierend.

      Und wenn Leigh Alexander in ihrem Artikel “Gamer” beschreibt, dann ist es fast das exakte Bild, das RTL damals in dem Gamescom-Bericht entwarf.

      Übrigens finde ich es interessant, wie ich hier gleich in eine “Ecke gedrängt” werde. Der Artikel ist objektiv und lässt an keiner der beiden Gruppen ein gutes Haar. Obwohl ich hier das Bild eines “erbärmlichen” und asozialen Paranoikers – sprich Gamer – entwerfe, wage ich doch tatsächlich Kritik an der “guten wahren Sache” zu äußern.

      In keinem Satz des Artikels schlage ich mich auf eine bestimmte Seite. Das ist wohl nicht genug. Ein Position in der MItte ist wohl in dieser Diskussion nicht möglich. Womit wir beim Problem wären. Oder ich zu naiv. Schade.

      Übrigens kenn ich deine Tipps schon. Der Sigl hat aber eh nur nachgeplappert, was die anderen vor ihm geschrieben haben ;-)

      • äh ja das absprechen der relevanz kam aber doch als reaktion auf die gewalt- und todesdrohungen. ich find das in ordnung. ich find es wichtig, sich dagegen zu stellen. dass es nicht deeskalierend wirkt, meinetwegen. aber wie gesagt, ich hab es deeskalierend versucht, hat nichts gebracht. gar nichts.

        ich welche ecke wirst du denn gedrängt?

        meine tipps waren nur bedingt an dich gerichtet sondern sollten einfach nen überblick geben was mit “gamers are dead” gemeint ist und wie mit frauen in der gaming welt umgegangen wird. hätte noch dutzende mehr links zum thema, aber das bringt ja nix, die hier alle zu posten.

        was ich deinem Artikel “vorwerfe” ist eben das, was du objektivität nennst. ich finde, man SOLLTE, vielleicht sogar MUSS, hier Stellung beziehen. es gibt in manchen fragen keinen mittelweg. wie gesagt wie soll der hier aussehen? man kann gerne beide seiten kritisieren, sicher, aber trotzdem kann man doch seine meinung sagen.
        es kommt für mich so rüber, als wärst du der papa der seinen beiden kindern sagt “jetzt hört doch auf zu streiten, ist doch alles nicht so schlimm”. und damit wird das problem aber verharmlost.

        übrigens hat sich jetzt auch ein entwickler von saints row geäußert und gesagt “sarkeesian hat recht”.

      • @Lara Man kann eine Meinung klar vertreten ohne seinen Diskussionspartner zu diskriminieren. Dann könnte man vielleicht etwas erreichen.

        Und ein Aufruf zu weniger Hysterie und mehr Sachlichkeit ist verharmlosend? Nun.

  3. Also ich muss da Lara leider zustimmen und denke auch, dass der Artikel die eigentlichen Probleme verhamlost oder nicht so wirklich trifft. Gerade was die Toleranz anbelangt haben wir eine Seite, die sich genau dafür einsetzt, während sich die “Gamerz” explizit dagegen stellen. Denn die wollen eben nicht, was die anderen wollen. Sie wollen nicht in der Mitte ankommen und stattdessen in ihrer sicheren Nische – ihrem eigenen, exklusiven und elitärer Boys-Club – bleiben, obwohl ihnen niemand ihre Spiele wegnehmen will. Siehe dazu eine Anita Sarkeesian, die in jeder Episode ihrer Tropes-Reihe sagt, es sei absolut in Ordnung, Spass an diesen Spielen zu haben und es vielmehr um etwas gehen soll, für das eigentlich auch Polygamia steht: Kritische Denken und hinterfragen von Spielen. Aber selbst das ist den Leuten schon zuviel.

    Inwiefern wird dieser Truppe nicht mit der Toleranz begegnet, die sie verdient hätte? Das ist das selbe Lager, welches offen Harassment benutzt und die Schuldzuweisung bei den Opfern sucht, wenn ihnen etwas nicht passt und nicht nach ihrer Nase geht. Siehe die Zoe Quinn-Kampagne, in der mitunter Lügen als Wahrheiten verbreitet werden (wo sind denn die positiven Berichte, die sie sich angeblich erschlafen hat?). Das ist tatsächlich die Forderung von Toleranz gegenüber Intoleranz und da trifft es der Vergleich zum Rechtsextremismus eigentlich auch wieder ganz gut.

    Den Vorwurf des RTL-Niveaus kann ich auch nicht teillen. Zumindest auf den Berichten und Kommentaren auf Polygon und so weiter sehe ich nicht, dass diese “Gamerz” als fett und stinkend dargestellt werden. Möglicherweise als asozial, aber den Vorwurf erfüllt das “Gamerz”-Lager aber auch häufig genug von selbst.

  4. Ich denke einer der Gründe, warum (männliche) Gamer diese Sexismus-Debatte so aufregt ist, dass sie, auch wenn im echten Leben 100 Prozent emanzipiert und für totale Gleichberechtigung, hier Kritik an etwas geübt wird, wo sie ihre (männlichen) Fantasien ausleben können. Und dazu gehört eben als starker Held die sexy Damsel in Distress zu retten. Genau diese Darstellung wird jetzt aber von anderen Gamern und generell Leuten die “Political Correctness” auf ihre Fahnen und Lebenseinstellung geschrieben haben in den Spieleforen selbst angegriffen, weswegen sich eben einige Gamer dann auch auf den Schlips getreten fühlen. Denn die “politisch korrekten” agieren hier nur zu gerne von einem hohen moralischen Ross aus und jeder weiß letztlich, dass sie, wenn es auf das echte Leben bezogen wäre, sie im Recht wären.

    Nur, Spiele sind wie Filme und Bücher eben NICHT die Realität sondern gerade eine Realitätsflucht und eignen sich meiner Meinung nach deswegen nicht für eine solche Art von Kritik! Wenn ich ein Spiel zocke, dann bandel ich gerne mit einer hübschen Heldin an, Bikini-Rüstungen sind für mich erfreuliches Eyecandy. Und ich frage mich, was ist falsch oder schlimm daran? Ich kann schließlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.

    Und selbst wenn es das nerdige, zockende Kellerkind ohne Kontakt zum anderen Geschlecht wirklich geben sollte, dass dann einen falschen Eindruck durch “sexistische” Darstellung bekommt, spätestens wenn es in die Realität entlassen wird und mal auf eine reale Frau trifft, wird es doch ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen.

    Wir müssen uns nichts vormachen, jede(!) Art von Medium wird für ein spezielles Zielpublikum entwickelt, jede! Das beginnt beim Groschenroman (z.B. Arzt-, Horror- oder Westernserien) geht über thematisch unterschiedliche Bücher und im Filmbereich bis hin zum Porno. Während Romane aber eine starke Frauendomäne sind, die sich insbesondere in den letzten Jahren stark emanzipiert hat – man denke etwa an Shades of Grey, ein Buch von einer Frau für ein weibliches Publikum – aber mit einem Frauenbild, wo sich jedem Feministen die Fußnägel aufrollen müssen, ein Buch übrigens das Harry Potter als schnellst verkauftes Buch aller Zeiten von Position 1 verdrängt hat, ist gesellschaftlich akzeptiert. Und bei Spielen wird sich über erheblich(!) harmlosere Frauendarstellungen aufgeregt? Wie kann man das verstehen?

    Warum also nicht einfach den Männern ihre männlichen Spiele lassen? Warum werden plötzlich Spiele stärker kritisiert als Pornos? Weil Frauen (inzwischen) auch Pornos schauen aber nur wenige Frauen besagte Spiele zocken? Für Spieler wie mich entsteht der Eindruck, es wird mit zweierlei Maß gemessen. Produkte ausschließlich für Männer sind böse, Produkte für Frauen oder für Männer und Frauen, egal wie sexistisch sie sein mögen, sind hingegen in Ordnung. Das kann in meinen Augen nicht angehen und deswegen stört mich diese Debatte in Bezug auf Spiele auch persönlich.

    • “Warum also nicht einfach den Männern ihre männlichen Spiele lassen?”
      Genau das ist doch der Knackpunkt: Niemand will Jemanden die Spiele verbieten oder wegnehmen. Umgekehrt würde ich gerne die Frage stellen, warum Spiele nicht kritisch hinterfragt werden sollten. Warum soll in einem Review nur darüber geschrieben werden, wie schlecht die Graphik und wie schwammig die Steuerung sei, aber nicht, was für kitschige und flache Rollenbilder benutzt werden? Wie schon erwähnt, selbst Sarkeesian sagt in jeder Videos, es sei vollkommen in Ordnung, Spass an diesen Spielen zu haben. Woher kommt also diese Scham und das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, wenn man gerne mit einer Bikini-Tussi herumhängt? Dass diese in Spielen meist nur dazu dient, um als Objekt irgendwelche Phantasien zu bedienen, ist eine völlig legitime Feststellung, über die wir uns eigentlich alle klar sein sollten – zumindest wüsste ich nicht, was es daran zu rütteln gebe.

      Davon ab finde ich den Vergleich mit der Pornographie ungünstig. Klar, irgendwo sind Spiele natürlich Pornos – wenn nicht alle, dann die meisten. Aber sollten Spiele, egal wie Zielgruppen-gerichtet sie auch sein mögen, noch vor Pornographie eine reine Männer-Domäne bleiben, die nur Männer ansprechen darf? Es soll wie gesagt nicht darum gehen, bestimmten Spielern ihre Spiele wegzunehmen, sondern ihre Spiele auch für andere zu öffnen. Um einen Bogen zum eigentlich Artikel zu spannen: Wo bleibt hier die Toleranz gegenüber Anderer?

      Bliebe eigentlich noch die Frage zu stellen, was aktuell eigentlich ein reines Männer-Spiel sein soll, welches auch noch unbedingt geschützt werden müsste.

      • Wo bleibt die Toleranz gegenüber den Spielen für Männern!? DAS ist der Knackpunkt! Du sagst, man will Männern ihre Spiele nicht wegnehmen. Das stimmt ja aber gerade nicht! Denn die Kritik ist ja da.

        Du sagst, man soll schlechte Rollenbilder in Spielen kritisieren. Warum? Hast du mal in einen beliebigen Frauenroman geschaut? Was da für Abziehbilder (männliche wie weibliche) gezeichnet werden geht auf keine Kuhhaut, dagegen sind Spiele eben völlig harmlos! Also wenn man schlechte Charakterdarstellung kritisieren will, dann bitte doch medienübergreifend!

        Du stellst die Frage, warum Männer die Rüstungsbikinis in Spielen mögen dafür rechtfertigen müssen. Genau! Warum muss ich mich dafür rechtfertigen während es völlig in Ordnung ist, dass in jedem Frauenroman das OdB ein sonnengebräunter, athletischer selfmade Milliardär ist, der jeden normalen Mann blass und als Loser aussehen lässt. Dann soll mir gefälligst auch die hübsche knapp bekleidete Amazone zustehen!

        Du und viele andere stellst die Forderung, es sollen Spiele auch für Frauen gemacht werden. Meine Gegenfrage lautet, wie sollen die aussehen? Bei Skyrim, Mass Effect oder Dragon Age und vielen weiteren Rollenspielen kannst du dir längst das Geschlecht aussuchen. Spielende Frauen die Core Games(!) spielen, spielen längst Call of Duty, Skyrim oder League of Legends sowie jede Menge Online-Rollenspiele. Die meisten Frauen die in den Statistiken als Spielerinnen mitgezählt werden zocken am PC aber nun einmal Die Sims oder Hearthstone und auf Konsole sind bei vielen Frauen JRPGs wie die Tales Reihe oder insbesondere z.B. Pokemon äußerst beliebt.

        Hingegen kann ich Leute (Frauen) die Candy Crush Saga auf ihrem Smartphone daddeln doch nicht als richtige Spieler mitzählen (was aber eben ja in diesen Statistiken gemacht wird, damit toll gesagt werden kann, viele Frauen zocken).
        Dann frage doch mal die an “richtigen” Spielen interessierten Frauen, was sie für Spiele wollen!? Der Witz ist, die sind nämlich ganz zufrieden mit ihren Spielen. Was gefordert wird, die “politisch korrekten” Spiele für Frauen, die braucht es nicht, weil es da keine Zielgruppe für gibt, denn diese vermeintliche Zielgruppe spielt nämlich überhaupt nicht.

        Um auf den Eingangspunkt zurück zu kommen, ja, du forderst, wenn du solche Kritik anbringst, das Männern ihre männlichen Spiele weggenommen werden. Denn weit über 90 Prozent aller Spiele sind völlig für beide Geschlechter geeignet. Ich würde sogar so weit gehen, dass mit diversen Barbie und Ponyhof Games es mehr Titel speziell für Mädchen gibt … (Die den Großteil der weiblichen Spieler allerdings auch nicht interessieren). Der normalen Zockerin ist es nämlich völlig egal, wenn sie als männlicher Mario die weibliche Peach retten muss, solange das Spiel gut ist und ihr gefällt.

  5. “Wo bleibt die Toleranz gegenüber den Spielen für Männern!? DAS ist der Knackpunkt! Du sagst, man will Männern ihre Spiele nicht wegnehmen. Das stimmt ja aber gerade nicht! Denn die Kritik ist ja da.”
    ->
    “Um auf den Eingangspunkt zurück zu kommen, ja, du forderst, wenn du solche Kritik anbringst, das Männern ihre männlichen Spiele weggenommen werden.”
    Sorry, ich will dich nicht angreifen, aber das ist offen gestanden schwachsinn. Wenn ich sage, dass ich etwas dumm finde, dann ist das eben keineswegs eine automatische Forderung für ein Verbot. Ich finde zum Beispiel viele Shooter dumm und Sport- und Rennspiele habe ich auch schon immer dumm gefunden. Aber deswegen nehme ich niemanden die Spiele weg. Ich finde es auch dumm, Shooter mit Controller und nicht mit Maus & Tastatur zu spielen, aber soll jeder spielen, wie er möchte. Und schließlich finde ich es dumm, wie mitunter versucht wird, mich als Kerl auf billigsten Niveau anzusprechen, aber wer daran Spass hat – bitte, könnt ihr haben. Ich weiß nicht, wieviel mehr Toleranz ich aufbringen soll, wenn Leute auf Sachen abfahren, die ich dumm finde, ihnen aber dennoch den Spass daran gönne. Da würde ich eher in Frage stellen, wie ihr eigentlich mit der Kritik umgeht.

    In dem Sinne frage ich mich auch, warum ich in einem Review nicht schreiben dürfte, wenn ich etwas als sexistische Kackscheiße empfinde oder, völlig losgelöst vom Sexismus, mir ein bestimmtes Rollenklischee nicht passt. Ich möchte nochmal auf meinen vorherigen Beitrag verweisen: Ich habe nicht gefordert, man müsse in jedem Review über diese Themen berichten und man müsse über die jeweiligen Rollenbilder schreiben. Ich hab gefragt, warum man dies nicht tun sollte und finde es auch seltsam, den Grund für die Kritik erklären zu müssen, nur weil die Leser mit dieser Kritik womöglich nicht umgehen könnten.
    Was in diversen Romanen abgeht wird, ist mir dabei völlig Wurst. Ich schreibe über Spiele und meine Ansichten ändern sich nicht, nur weil es irgendwo noch schlimmer getrieben wird. Nebenbei, gerade deswegen lese ich solche Romane auch nicht erst.

    Dazu fordere ich eben nicht, es sollten nun explizit verstärkt Spiele (auch) für Frauen gemacht werden. Ich habe deswegen gefragt, was reine Männerspiele sein sollen, weil es sowas nicht gibt und Frauen mittlerweile auch verstärkt “Männerspiele” zocken. Ich würde es lediglich begrüßen, wenn sich von dieser Vorstellung von Spielen als reiner Boys Only-Club verabschiedet wird und Spiele nicht mehr so stark auf Kosten von Frauen als Objekten entwickelt werden. Das wäre zum Beispiel eine Abkehr von den ständigen Rape-Victims oder den Prostituierten (die Realismus-Keule zieht dabei nicht, denn mit Realismus haben Spiele selten etwas zu tun). Besonders bei Spielen, die sich auch noch ernst nehmen wollen. Diese Denke, es müsse explizite Frauenspiele entwickelt werden, ist nämlich überhaupt ziemlich verquer. Es gibt keine reinen Männern- oder Frauenspiele. Es gibt Spiele mit sexistischen Tendenzen, aber Frauen spielen das selbe wie Männer. Dass der großteil der Frauen nur auf die Sims, Hearthstones, Pokemon und so weiter abfahren würden, halte ich nebenbei auch für ein Vorurteil und gerade deshalb und wegen der Vorstellung von Frauenspielen, die alle anderen Spiele umkrempeln würden, halte ich die Sexismus-Debatte für notwendig. Das sind die Gründe, die die Wichtigkeit der Debatte bestätigen.

    Nebenbei finde ich es auch eher unnötig, eine Untertrennung in Casual- und Core-Zocker zu machen. Das ist wieder diese elitäre Abgrenzung von sich und anderen, ob man diese Spiele vor 20 Jahren selber gespielt hat. Ist ja auch nicht so, als könnte man ein Dark Souls casual spielen oder ein Candy Crush core spielen.

    “Du stellst die Frage, warum Männer die Rüstungsbikinis in Spielen mögen dafür rechtfertigen müssen. Genau! Warum muss ich mich dafür rechtfertigen…”
    Die Frage muss du dir schon selber unaufgeregt beantworten, warum du dich sofort rechtfertigen möchtest. Das habe ich dich gefragt, weil ich selber keine Antwort darauf habe.

    • “Was in diversen Romanen abgeht wird, ist mir dabei völlig Wurst. ”

      So eine Aussage disqualifiziert dich dann aber für jegliche Diskussion über das Thema, denn wenn einem Sexismus in einem Fantasie-Medium stört, dann muss es einen auch in allen anderen Fantasie-Medien gleichermaßen stören. Sonst kann man nämlich einfach sagen, dann spiele die Spiele nicht, in denen du Sexismus findest, es gibt ja genügend Auswahl.

      Grundsätzlich ist meine Meinung, in der Kunst und Fantasie ist ALLES erlaubt. Wirklich verdammt noch einmal ALLES.
      Denn es ist NICHT real! Und nur durch von Kunst als Abbild der Gesellschaft losgetretene Kontroversen können Probleme und Ungerechtigkeiten in der Realität leichter erkannt und vielleicht dann auch letztlich beseitigt werden.

      Von daher halte ich Kritik über Sexismus in Spielen als grundlegend(!) falsch! Denn nicht der Sexismus in Spielen ist das Problem, das Problem wäre Sexismus in der realen Welt!

      Natürlich darf JEDER seine Meinung kundtun, wenn dir etwas nicht gefällt, dann spreche das an. Aber(!) tue dies nicht anklagend oder von oben herab! Gerade bei solchen empfindsamen Themen. Denn genau deswegen entsteht ja dieser ganze Shitstorm und Terz in den Internetforen. Wenn sich jemand in die Defensive gedrängt fühlt, dann tritt er aus. Getroffene Hunde beißen nun einmal.

      Und ja, die Unterscheidung in Candy Crush Spieler und richtige Spieler ist gerade für diese Thematik extrem wichtig! Denn die Candy Crush Spieler tangiert der “Sexismus” in den richtigen Spielen ja überhaupt nicht, weil sie ihn nie zu Gesicht bekommen.

    • Frank Okt 10, 2014

      Die Unterscheidung in Casual- und Core Zocker finde ich schon wichtig. Außerdem ist es in jemandem Spiel, bei jedem Hobby so, dass sich diejenigen, die das Ganze ernsthafter betreiben, abgrenzen von jenen, die es eher nebenbei betreiben und sowohl von den Fähigkeiten als auch vom Anspruch her niedrig bleiben.
      Das ist eine elitäre Abgrenzung, ja. Und? Das Bedürfnis nach Eliten ist so alt wie die Menschheit. Da muss ich nicht drüber jammern. Es hat Nachteile und es hat Vorteile.

      Und was Deine Frage, warum man nicht in einem Spieletest eventuell vorhandene Klischees kritisieren sollte, finde ich naiv. Denk doch mal weiter, wohin das führt!
      Ein GTA bekäme also immer den Stempel der Klischee-Charaktere verpasst. Was macht das über kurz oder lang aus dem Spieler, der gern GTA spielt? Richtig, einen Klischee-Typen, einen Sexisten.
      Da sind wir dann wieder bei dem RTL-Niveau, dem Bild des Spielers als einem Nerd, dessen Frauenbild sexistisch und höchst theoretisch ist, weil er im Real-Life keine Freundin hat (und wenn, dann ein verhuschtes Ding, dass dem sexistischen Bild entspricht).
      Was soll das dann bringen?

      Das Einzige, was ich in der ganzen Debatte unterstütze, ist die Aufforderung, sich selber stärker zu reflektieren und das, was man spielt, kritisch zu hinterfragen!

      Dann kann man vielleicht einerseits dort, wo man unterbewusst irgendetwas konsumiert hat, Korrekturen vornehmen, und andererseits selbstbewusst an den Stellen, wo man nicht korrigieren möchte, sagen: Da ist das Spiel für mich wie ein Softporno, und den gucke ich halt ab und zu mal gerne.

      Es gibt mittlerweile genügend Spiele, die nicht sexistisch sind und die auch Frauen spielen (diverse intelligente Knobelspiele, Rollenspiele, in denen Frauen Bandenführer oder Häuptlinge sind, aber auch so etwas Simples wie Rennspiele). Wie richtig gesagt wurde, gibt es für anderes gar keine Zielgruppe.
      Einzig bei reinen Kinderspielen könnte man stärker darauf achten, dass der Held nicht immer männlich ist, da dort noch Prägungen stattinden.

  6. ach es ist schon witzig zu sehen wie sich die argumente im zick-zack-kurs so zurecht gelegt werden wie man sie braucht.
    wenn kritisiert wird, wie in Assassin’S creed mit frauen umgegangen wird heißt es “das muss so sein, das war damals so, realismus!!einself!!” aber jetzt auf einmal ist es ja völlige fantasie. :)

    was auch immer falsch verstanden wird: nein niemand will mehr spiele FÜR frauen! absolut fehldarstellung. was gewünscht(!) wird, ist ein vielschichtigeres, positiveres, aktiveres charakterbild von frauenfiguren.

    äh ja klar sind auch die von dir angeprangerten “frauenromane” wahrscheinlich sexistisch. ich les die aber nicht, daher kenn ich sie nicht gut und kann wenig dazu sagen. games kenn ich. daher kann ich fundierte aussagen dazu treffen. dasselbe gilt für filme, serien und andere medien. auch da kritisiere ich geschlechterrollen (und zwar beide).
    aber wenn du Kritik mit Verbot gleichsetzt hast du dich disqualifiziert, wie du es selbst so schön ausdrückst (schöner versuch jemanden mundtot zu machen übrigens).

    und dein punkt von wegen Fantasie und nicht real ist auch absurd. kulturprodukte spiegel die gesellschaft wider und wirken gleichzeitig auch auf sie. das heißt jedes fantasie werk hat auswirkungen auf die reale welt. schau nur einfach mal in die buchgeschichte. die massenselbstmorde bei die leiden des junge werther, die aufregung um salingers fänger im roggen – beim film gibt es auch zahlreiche beispiele. der sexismus in der realen welt und der sexismus in kulturprodukten wie videospiele ist also wechselwirkend und daher auf beiden seiten zu bekämpfen. aber immerhin hast du schon mal erkannt, dass es sexismus in videospielen gibt :)

    schließlich noch dein vorwurf man soll nicht so von oben herab kritisieren. das ist ja wohl das lächerlichste was ich je gehört habe. sarkeesian hat sachlich kritisiert und bekam dafür todesdrohungen. und du willst mir von empfindlichen gamertypen erzählen, die sich in die defensive gedrängt fühlen? gehts noch?

    • “… wenn kritisiert wird, wie in Assassin’S creed mit frauen umgegangen wird heißt es “das muss so sein, das war damals so, realismus!!einself!!” aber jetzt auf einmal ist es ja völlige fantasie. :)”

      So ein Argument kam aber nie von mir. Das mit dem historischen Kontext halte ich auch für Blödsinn, da Assassin’s Creed sicher alles ist aber nicht wirklich historisch Akkurat. Also von Zickzack-Kurs kann keine Rede sein.

      “was gewünscht(!) wird, ist ein vielschichtigeres, positiveres, aktiveres charakterbild von frauenfiguren. ”
      Was ja a) schon mal sehr einseitig ist. Wieso nur von Frauen?
      Und b) ich will aber in meinen (Männer-) fantasien eben keine realistischen Frauen, die treffe ich jeden Tag im realen Leben.

      “äh ja klar sind auch die von dir angeprangerten “frauenromane” wahrscheinlich sexistisch. ich les die aber nicht, daher kenn ich sie nicht gut und kann wenig dazu sagen. games kenn ich. daher kann ich fundierte aussagen dazu treffen. dasselbe gilt für filme, serien und andere medien. auch da kritisiere ich geschlechterrollen (und zwar beide).”

      Ja, kritisierst du die Geschlechterrollen und zwar beide? Noch einmal, ich kenne solche Frauenromane und die Geschlechterrollen dort sind erheblich schlimmer als die in Spielen. Bevor man also anfängt noch relativ harmlose Spiele zu kritisieren und sich darüber aufregt, sollte man vielleicht mal bei diesen schlimmen Frauenromanen anfangen. Wird nur komischerweise nie gemacht, wieso, weil das Fantasie für Frauen ist und nicht für Männer!? Hier wird doch dann deutlich mit zweierlei Maß gemessen.

      “aber wenn du Kritik mit Verbot gleichsetzt hast du dich disqualifiziert, wie du es selbst so schön ausdrückst (schöner versuch jemanden mundtot zu machen übrigens). ”

      Wenn die Kritiker eine Abschaffung der von mir gewünschten Fantasiefrauen fordern, dann ist das eine Verbotsforderung.
      Mein Disqualifizierungsspruch bezog sich darauf, dass jemand der eine Abschaffung des Sexismus in Spielen fordert ihm die Abschaffung von Sexismus in anderen Bereichen aber egal ist, so jedenfalls der damalige Ausdruck mit dem, die Bücher kennt er nicht und sie interessieren ihn nicht, der meint es nun einmal nicht ernst, der will nur nicht in Erklärungsnot kommen und hat Angst sich irgendwie rechtfertigen zu müssen, wenn er mit solchen Spielen erwischt wird.

      “der sexismus in der realen welt und der sexismus in kulturprodukten wie videospiele ist also wechselwirkend und daher auf beiden seiten zu bekämpfen. ”

      Eine Wechselwirkung mag tatsächlich da sein, jedenfalls dann, wenn Spiele einen Erziehungseffekt ausüben. In der Regel sind Menschen aber so kompetent, Fantasie und Realität zu trennen. Oder willst du jetzt behaupten, dass Filme die Hemmschwelle zum Mord senken? Jeder Mensch hat in Filmen gesehen wie irgendwelche Helden Tausende(!) abgemurkst haben. Kein normaler Mensch wurde dadurch zum Mörder!
      Dass es vereinzelt psychisch labile Menschen gibt, die sich durch Filme, Spiele oder Bücher zu irgendwelchen dummen Dingen haben hinreißen lassen ist klar. Nur, die hätten auch durch JEDE andere Motivationsquelle diese Dummheit begangen eben weil sie vorher(!) schon ganz andere Probleme hatten.

      “schließlich noch dein vorwurf man soll nicht so von oben herab kritisieren. das ist ja wohl das lächerlichste was ich je gehört habe. sarkeesian hat sachlich kritisiert und bekam dafür todesdrohungen. und du willst mir von empfindlichen gamertypen erzählen, die sich in die defensive gedrängt fühlen? gehts noch?”

      Sorry, aber jetzt machst du mich ein wenig sauer. Sarkeesian hat zum Großteil haltlose alberne Beispiele über angeblichen Sexismus gebracht und Dinge verurteilt, die einfach nur lächerlich sind (Mario rettet Peach, der Mann muss die schwache Frau retten). In der Diskussion die daraus entstand werden gerne alle Gamer über einen Kamm geschert und als Gemeinschaft hingestellt, die eine Verantwortung hat. Das ist doch albern! Es gibt nicht nur schwarz und weiß es gibt Spiele und Spieler für und mit allen möglichen Interessen.
      Vor allem aber sind es mal wieder die bösen, perversen Männer. Schlagworte wie “diese Spiele wollen mit ihrer Frauendarstellung hormongesteuerte, pupertierende Teenager ansprechen” fallen ständig. Sorry, ich bin ein Mann und ich stehe dazu, dass mir so etwas gefällt. Ich stehe dazu, dass mich hübsche knapp bekleidete Frauen anmachen und ich bin es Leid mir von selbsternannten “Gutmenschen” (und ich verwende diesen Begriff absichtlich) immer wieder unterstellen zu lassen, dass ich wegen meines Geschlechts und meiner biologischen Interessensausrichtung ein Schwein bin. Nein, bin ich nicht! Und wenn man mir das unterstellt, dann wehre ich mich! Punkt! Ich kann nichts dafür wenn irgendwelche Puritaner Probleme mit ihrer Sexualität haben und sich dann aufregen müssen.

      Das rechtfertigt natürlich nicht, dass es Drohungen gegen Frau Sarkeesian gibt. Das ist einfach nur ein Unding!

  7. “So eine Aussage disqualifiziert dich dann aber für jegliche Diskussion über das Thema, denn wenn einem Sexismus in einem Fantasie-Medium stört, dann muss es einen auch in allen anderen Fantasie-Medien gleichermaßen stören.”
    Wie kommst du darauf, dass mich deren Sexismus-Grad weniger stören würde, wenn ich diese Bücher lesen würde? Ich lese diese Bücher jedenfalls nicht und verkehre daher auch nicht in entsprechenden Kreisen, um dort eine dicke Sexismus-Debatte vom Zaun zu lassen. Ich werde mir auch nicht auf die Fahnen schreiben, alles zu konsumieren, was eventuell sexistisch sein könnte, nur um mir eine Meinung über Saints Row oder Dead Island bilden zu können oder diverse Axl-Werbespots sexistisch finden zu können.

    Dass Kunst im Prinzip alles darf und sollte, mag irgendwo richtig sein, aber das schützt sie dennoch nicht vor Kritik und schon gar nicht davor, einzelne Werke kritisch hinterfragen zu können. Nach der Logik hätten die klassischen Graphik-, Sound-, Spielspass-Reviews schon längst abgeschafft werden müssen. Aber da steht ohnehin die Frage, inwiefern bestimmte Spiele den Bestand der Kunst erfüllen und nicht einfach nur Produkte sind – wie am Anfang der Diskussion, als Spiele nur Männerphantasien befriedigen sollten. Es ist auch vollkommen richtig, dass Kunst Missstände in der realen Welt widerspiegeln kann und Kontrovärsen lostreten darf. Aber eben weil Kulturprodukte auch eine Wechselwirkung zur Gesellschafft haben, gibt es die aktuelle Debatte und es werden vielschichtigere und positivere Inhalte gefordert, um Spiele für alle zu öffnen, um – wie es Andreas sagt – in die Mitte anzukommen und es am Ende eben nicht mehr heißt, Frauen würden hauptsächlich nur Casual-Scheiße und die Sims oder Pokemon spielen.

    Schließlich bin ich mir nicht bewusst, meine Kritik von oben herab geäußert zu haben oder sogar Jemanden angeklagt zu haben (an sich schon ein scharfer Vorwurf – und dann vorher von Diskusisons-Disqualifikationen sprechen). Ich rede die ganze Zeit davon, dass jeder spielen möge, was ihm beliebt und es nicht um eine Jagd auf Männer gehe. Wenn sich nun Jemand auf den Schlips getreten fühlt, weil ein Spiel als sexistisch empfunden wird und dieser darin sogar ein Verbot sieht, für das er sich zu schämen habe, dann sollte man vielleicht mal über die eigene Empfindlichkeit nachdenken, anstelle sofort loszubellen. Zumal ich selber auch nicht abstreiten möchte, Spiele zu spielen, die diverse sexistische oder andere hohle Inhalte bieten (Duke Nukem, Mortal Kombat), aber darüber rede ich auch die ganze Zeit: Es ist vollkommen in Ordnung, Spass an diesen Spielen zu haben, aber es ist auch wichtig, sich kritisch mit diesen Spielen zu befassen und diese bezüglich möglicher Missstände zu hinterfragen, anstelle nur blind zu konsumieren.

    “Und ja, die Unterscheidung in Candy Crush Spieler und richtige Spieler ist gerade für diese Thematik extrem wichtig!”
    Mag im Falle der Sexismus-Debatte der Fall sein, ist aber irrelevant für die aktuelle Gamergate-Diskussion, weil sich die trve-Gamerz-Bewegung auch gegen die Casual-Spieler stellen.

    • Okay, das kann ich eigentlich alles so unterschreiben.

      Zur “trve-Gamerz-Bewegung” kann ich allerdings nichts sagen. Ist das wirklich so ein Problem?
      Ich bezog mich da oben eher darauf, dass jemand, der mal ein Bilderbuch durchgeblättert hat nicht automatisch eine Leseratte ist, die Statistiken ihn aber dennoch da mit rein zählen. Und das ist in meinen Augen einfach Blödsinn.
      D.h. aber nicht, dass ich Candy Crush Spieler verachte oder ähnliches. Ich spiele auch gelegentlich Casual-Spiele auf meinem Tablet. Nur ist für mich z.B. die Kollegin die in der Mittagspause gerne Minesweeper zockt eben keine Spielerin und sie selbst würde sich auch nie als solche sehen, vor allem weil sie “richtige” Computerspiele eben Null interessieren.

  8. Ich melde mich jetzt mal als Vertreter der von SpiritOgre extra so benannten “Gutmensch”-Fraktion wieder, weil mich ein Ding eben sehr stört:

    Kunst darf ALLES? Sorry, damit hatte ich schon immer ein Problem, denn ich finde, dass das die Verantwortung eines so großen Feldes wie “Kunst” für die Gesellschaft schlicht und einfach ignoriert. Und es ist für mich auch fraglich, ob die ständige, dumpfe Wiederholung von sexistischen oder auch gewalttätigen Inhalten in allen Medien – inkl. Computerspielen – noch als “Kunst” an sich verstanden werden kann. Vielmehr handelt es sich hier doch um eine PR-Maßnahme, also um ein reines kommerzielles Produkt. In der bildenden Kunst passiert doch auch so: Verkaufen sich die Kunstwerke schlecht, schaut man, welches Tabu man denn noch brechen könnte, um endlich wieder auffallen und erfolgreich werden zu können. Das funktioniert bei den Großteil der hier angesprochenen Spiele auch nicht anders, und es hat ja auch den gewünschten Erfolg und Effekt (was wiederum viel über unsere Gesellschaft aussagt).

    Gerade aus diesem Grund darf ich für mich sehr wohl diese angeblichen “Kunstwerke” hinterfragen und kritisieren. Ich habe das schon bei Splatter-Filmen gemacht, bei den von SpiritOrgre richtigerweise zitierten platten Frauenromanen ebenso. Und genau das Gleiche werde ich auch bei Computerspielen machen, weil aus meiner Sicht in einem Kunst- und Unterhaltungsprodukt für die breite Masse Dinge wie offener Sexismus, Diskriminierung und überzogene, mit dem Kontext nicht in Vereinbarung zu bringende Gewaltdarstellung nichts verloren haben.

    Ich wehre mich auch entschieden gegen die Verharmlosung der Auswirkung von solchen Produkten auf die Gesellschaft: Ja, wir hier mögen alle rational denkende Wesen sein, die zwischen Realität und Fiktion sehr wohl unterscheiden können. Auch ich sehe keinen klaren Zusammenhang zwischen Mordvisionen und Computerspielen, und dennoch werden durch Kunstdarstellungen natürlich gesellschaftliche Entwicklungen ausgelöst und beeinflusst. Hier stellt sich mir schlicht die Frage nach der Verantwortung des “Künstlers” gegenüber der Gesesllschaft, die oftmals verneint wird, was ich persönlich aber falsch finde.

    Ich darf provozieren, ich darf auch gerne auf Missstände aufmerksam machen, aber wir werden doch nicht im Ernst glauben, dass die hier angesprochenen sexistischen Darstellungen in Computerspielen genau das tun sollen? Das ist doch völlig lächerlich, denn es handelt sich um eine reine PR-Maßnahme und eben nicht als Kunstwerk, das ALLES darf.

    • Richtiger Sexismus ist schlimm und gehört bekämpft, keine Frage!
      Auch stimme ich damit überein, dass Spiele (wie Filme und Bücher) in erster Linie kommerzielle Unterhaltungsprodukte sind, der künstlerische Aspekt tritt da in den Hintergrund, trotzdem bleiben alle diese Produkte dennoch auch Kunst.

      Jetzt muss man sich nur Fragen, was ist wirklicher Sexismus in Spielen (oder anderen Medien)? Ist eine absichtlich platt gestaltete Person sexistisch oder eben einfach nur das, ein Abziehbild, eine Satire der Realität um eine unrealistische spannende Handlung zu unterstützen, in welche die Konsumenten abtauchen können. Ist diese offensichtliche Vereinfachung einer Person auf spezielle physische und psychische Eigenschaften wirklich sexistisch?
      Meiner Ansicht nach eben nicht!
      Denn es ist eine unkommentierte Darstellung zu einem reinen Unterhaltungszweck.

      Völlig anders sieht die Sache aus, wenn ein Medium, ein angebliches, quasi als solches getarntes, “Unterhaltungsprodukt” mit erhobenen Zeigefinger kommt und sagt: “So und so sollten Frauen / Männer sein”. Produkte, die Versuchen dem Konsumenten eine bestimmte Moralvorstellung zu vermitteln oder gar auf zu indoktrinieren.

      • Ich gebe Dir recht, dass man sehr wohl unterscheiden muss, wie bestimmte Sachen dargestellt werden. Mir ist gestern gerade ein sehr gutes Beispiel untergekommen, was ich auch mit meiner Frau diskutiert habe, und zwar die Cover-Gestaltung des altehrwürdigen Fantasy-Brawlers “Golden Axe”. Die Darstellung der abgebildeten Heldenfiguren ist derart grotesk überzogen – und zwar geschlechterunabhängig -, dass von einer diskriminierenden Darstellung aus meiner Sicht nicht die Rede sein kann. Es entscheidet natürlich immer noch der persönliche Geschmack, ob man solche Kunstwerke nun gut findet oder nicht. Nur der Vorwurf des gewollten Sexismus gehört hier meines Erachtens nicht hin!

        Anders würde ich das persönlich bei “GTA” sehen: Ich gestehe Rockstar zwar ein, dass sie immer eine Gesellschaftssatire schaffen wollen, und das gelingt ihnen auch durchaus in weiten Teilen. Nur ist der Anspruch der Serie eben auch, seine Welt so realistisch wie möglich darzustellen – und das ist gerade mit dem letzten Teil eindrucksvoll gelungen. Wenn ich nun in diese Umgebung interaktive Inhalte packe, die eindeutig diskriminierende oder sexistische Motive zeigen, dann finde ich da so langsam die Grenze erreicht, zumal meines Wissens auch keine Klarstellung erfolgt. Frauen spielen bei “GTA” seit jeher eine völlig untergeordnete Rolle, und dass sie dann lediglich als “Objekt” behandelt werden, halte ich auch in Sachen “Satire” für mehr als fraglich.

      • Bei mir ist es so, Spiele (als auch andere Medien) die Inhalte bieten, die mir nicht gefallen weil ich sie z.B. fragwürdig finde oder sie mir auch nichts geben, die konsumiere ich nicht. Ich bin jedoch vorsichtig damit, da nach “Zensur” zu rufen. GTA ist ein gutes Beispiel, mir gefällt die Serie, trotz ihrer offensichtlichen Satire, halt überhaupt nicht. Und zwar rein vom Inhalt her, nicht vom Spiel an sich. Tatsächlich ist hier auch die Darstellung und Unwichtigkeit von weiblichen Figuren einer der Gründe.
        Anderes Beispiel, Risen 3 ist ja gerade aktuell, als ich Patty das erste Mal in einem Let’s Play gesehen habe, da konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich verstehe jeden, der das kritisiert. Und dabei stört mich nicht einmal die sexy Darstellung als knapp bekleidetes Busenmonster sondern schlicht die Art und Weise, wie Patty hier als solches dargestellt wird, sie sieht irgendwie aus wie ein Papagei, der aus einem Pornofilm entlaufen ist. Einfach andere Kleidung, die meinetwegen auch sexy ist, hätte hier wahre Wunder gewirkt.

        Oder im Filmbereich, ich bin eigentlich Horrorfilm-Fan, aber reiner Gewaltporn zum Selbstzweck gibt mir einfach nichts, weswegen ich bis heute keinen einzigen Teil von Saw gesehen habe. Ich gebe allerdings zu, abgesehen von den Klassikern wie Freddy oder Jason bin ich hier sowieso eher der Fan der subtileren Filme, insbesondere der asiatischen wie Der Ring, kann allerdings auch mit mehr visueller Gewalt gut leben, sofern eben die Story intelligent und interessant gemacht ist.

        Ich bin der Meinung, wenn mehr Menschen nicht alles konsumieren, was einen bestimmten Hype ausgelöst hat, sondern da selektiver und vielleicht kritischer rangehen: “Muss ich das wirklich haben”? Dann erledigen sich solche Themen über kurz oder lang von selbst. Dadurch würden viele “Problemkinder” nicht mehr so als Massenmedium auftreten sondern vielleicht nur noch in ihrer Nische, irgendwelche Fans wird es schließlich dennoch immer geben.

  9. Na aber genau darauf will ich doch hinaus: kritischer und reflektiver mit spielen umgehen. Von zensur redet niemand, aber sich mal bewusst werden, was man da eigentlich spielt wäre wünschenswert.

    • Das sollte aber doch auch eigentlich normal sein. Natürlich wirst du immer auch Menschen haben, die völlig unreflektiert konsumieren, das lässt sich aber leider wohl nicht vermeiden. Einzig kann man hoffen, dass die meisten Jugendlichen eine einigermaßen vernünftige Medienerziehung bekommen, wo sie lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht nur blind nachzulaufen.

  10. Unabhängig davon, ob Kritik jetzt sachlich oder nicht geäüßert wird, ist es auf jeden Fall absolut nicht in Ordnung, jemanden den tod an den Hals zu wünschen, nur weil er/sie anderer Meinung ist. Das ist für mich viel eher ein Problem, als Sexismus und dämliche Rollenklischees in Spielen/Filmen/Büchern.