Tristoy: Was man heutzutage so alles spielt…

13. Februar 2015

Für Plattformer bin ich immer zu haben. Für Koop-Abenteuer nur dann, wenn das Gegenüber nett ist. Das gilt zwar nicht immer für Kollegin Lara (hahahaha), aber trotzdem entschieden wir uns, „Tristoy“ durchzuspielen. Eigentlich unfreiwillig. Denn bevor es richtig zur Sache ging, war das Werk vom deutschen Entwickler Uniworlds Game Studios vorbei. Das war auch besser so.

Zwischen interessant und langweilig

Der dümmliche Prinz Freedan (Sven) trifft in einem mysteriösen Gefängnis auf den Magier Stayn (Lara). Zusammen möchten sie diesem höllischen Ort entfliehen. Doch da ist diese blöde Kuh namens Ink. Eine fiese Hexe, die sich an dem Leid des unfreiwilligen Duos labt. Und Ink entführte Freedans Geliebte/Freundin/wasauchimmer, die der Kerl ganz gerne wieder hätte. Das ist gar nicht so leicht, zumal auch Stayn eine Teilschuld an dem ganzen Unheil trägt.

Blabla. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Blabla. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Ich finde die Rahmenhandlung gar nicht mal so uninteressant, da ihr während der zahlreichen Dialoge Entscheidungen trefft, die Einfluss auf den Verlauf und vor allem die Beziehung zwischen den Charakteren haben. Allerdings verging mir nach rund der Hälfte der Spielzeug etwas die Lust, der Geschichte folgen zu wollen. Ewiges Blabla bei einem Plattformer? Naja. Außerdem beschlich mich zu schnell das Gefühl, als wollten die Macher unbedingt so etwas wie Tiefgang bieten. Um jeden Preis. Wollen wir das mal nicht überbewerten, letztlich zählen ohnehin die spielerischen Aspekte.

Puh…

„Tristoy“ könnt ihr ausschließlich im Koop an einem PC oder übers Internet spielen. Alleine? Pustekuchen, für eine ausgefeilte KI eines Computer-Mitstreiters fehlte den Entwicklern wohl die Fähigkeit, das Geld, die Lust. Wer weiß. Jedenfalls seid ihr nie auf euch alleine gestellt, was an sich gut ist. Denn so kämpft ihr im Team gegen die skurrilen Monster der Unterwelt und die meiner Auffassung nach sehenswerten Endbosse. Dumm nur, dass die Uniworlds Game Studios nicht in der Lage waren, den Koop-Gedanken attraktiv umzusetzen. Klar, ihr müsst beide auf Schaltern stehen, jeder Held besitzt individuelle Fähigkeiten und gemeinsam erledigt ihr die Feinde. DochTeamwork ist kaum ernsthaft gefragt. In einigen Momenten blitzen die cleveren Ideen auf, zum Beispiel wenn ihr getrennte Wege geht, um am Schluss wieder vereint zu werden. Durch den dynamischen Splitscreen behalten beide Spieler den Überblick und finden wieder zusammen. Eine feine Sache, die viel zu selten Verwendung fand. Der Rest ist banal, beliebig, einfallslos und altbekannt.

Der dynamische Splitscreen ist gut gelöst. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Der dynamische Splitscreen ist gut gelöst. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Und da sind noch die Fähigkeiten der Protagonisten. Freedan trägt ein schickes Schwert und führt Doppelsprünge aus. Praktisch und cool. Stayn dagegen ist zu Beginn ein übersinnlicher Magier mit hilfreichen Talenten. Doch nach höchstens einer Spielstunde verwandelt es sich in einen trägen Mann, der einen Stein (!) bei sich trägt. Einen Stein? Mensch, was haben sich die Designer bei diesem Quatsch gedacht? Selten eine so bescheuerte Eigenschaft gesehen, gerade weil sie keine große Bereicherung darstellt.

Was Gutes?

Ich könnte weitere Seiten mit Nörgelei füllen. Die Kurzfassung: Es fehlt „Tristoy“ an jeder Ecke der Feinschliff. Im Online-Koop fehlen Komfortfunktionen und Glitches sorgen für Kuriosätiten. Während Lara häufiger sich drehende Plattformen sah, standen sie bei mir still. Super. Vom Ruckeln, Zuckeln und einem oberfiesen, unfairen Schwierigkeitsgrad ganz zu schweigen. Ich bin kein Freund von Try & Error-Passagen, von denen „Tristoy“ viel zu viele besitzt. Lara und ich sind gefühlt Tausende virtuelle Tode gestorben. Wenn ihr bedenkt, dass jedes Ableben mit einem martialischen Schreien der Figuren versehen wurde, könnt ihr euch den Frustfaktor nach einiger Zeit vielleicht vorstellen.

Manche Endbosse sind schon nett inszeniert. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Manche Endbosse sind schon nett inszeniert. (Foto: Uniworlds Game Studios)

Einige Zeit ist das Stichwort. Wir haben trotz unzähliger Neustarts (immerhin gibt’s halbwegs ordentlich verteilte Speicherpunkte) keine fünf Stunden benötigt, um „Tristoy“ durchzuspielen. Echt ernüchternd das Ganze. Wir waren ziemlich baff, als plötzlich der bescheuerte Abspann lief. Klar, wir hätten einen weiteren Versuch wagen können, schließlich sollen ja die Gespräche Einfluss auf die Handlung nehmen. Aber so richtig Bock hatte zumindest ich nicht mehr. Einmal durch die Levels laufen – das ist mehr als ausreichend. Zugutehalten muss ich dem Spiel den Grafikstil. Ich mag zwar die Optik und Animationen der Hauptdarsteller überhaupt nicht, sehr wohl aber die kuriosen Hintergründe, die Kontrahenten und so manche Grafikeffekte. Das hat Stil, ist angenehm düster und die größte Stärke des Titels. Das alleine reicht nur nicht.

Das Ende

Billige Puzzles, eine nur in Ansätzen reizvolle Geschichte, unzureichende Koop-Elemente und zahllose Bugs sprechen nicht für „Tristoy“. Und dass ich ein Smartphone oder Tablet als Gamepad verwenden kann, ist mir pupsegal. Wieso sollte ich eine relativ präzise Controller- oder Tastatur- Kontrolle gegen einen Touchscreen tauschen? Was für ein überflüssiges Feature, das der Hersteller auch noch als Besonderheit verkauft. Nunja. Aber: Ich will euch gar nicht mal von „Tristoy“ abraten. Einige Zeit entsteht schon Spaß, gerade wenn ihr euch absprecht und zusammen die elendigen Bosse bezwingt. Für 20 Euro erhaltet ihr zwei Steam-Codes, die ihr sowieo benötigt, weil ihr alleine nicht loslegen dürft.

Schaut euch „Tristoy“ mal an, wenn’s irgendwann in einem Steam Sale oder Humble Bundle verschleudert wird. Tut nicht weh und besitzt seine guten Momente. Den Entwicklern kann ich allerdings nur empfehlen, beim nächsten Spiel die technischen Ungereimtheiten auszubessern. Das „mangelnde Qualitätskontrolle“ würde ich jetzt ganz gerne auf 1000 A4-Seiten drucken und dem Publisher Headup Games um die Ohren hauen. Verdient hätten es die Verantwortlichen.

tl;dr: Naja.

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3 comments on “Tristoy: Was man heutzutage so alles spielt…

  1. Danke für den lustigen Bericht.

    Sieht aus wie ein Flash Browser Game mit ein paar netten Unity Engine Grafikeffekten (leuchtende Lichter, bei denen ich bei den Voodoo Karten vor 20 Jahren immer ganz aus dem Häuschen war, weil das damals so cool aussah, wenn da solche bunten gefilterten Lichter rumflirrten).

    Deswegen meine Frage – das kostet wirklich Geld? Wirklich? Das ist kein werbefinanziertes Game? Unglaublich, manche Entwickler sind wirklich mutig.

    Na ja, okay, einen Coop Plattformer ohne Singleplayer ist eh schon mutig, von daher …

    • Danke. :)

      Und nein. Das Spiel kostet tatsächlich Geld. 20 Euro! 20! :) Finde ich auch echt etwas überzogen. Lara und ich hatten überlegt, was angemessen wäre. Schwer zu sagen. Vermutlich 5 Euro pro Person vielleicht? Tja…schwierig… :)

  2. 20.-???!!! Ich würde wohl nicht mal die 5.- dafür bezahlen. Ok, natürlich auch schon mal schlechter gesehen, und wie ja angemerkt im “Ausverkauf oder Budle” kann man sicher nicht viel verkehrt machen, nur mehr halt nicht.
    Aber auch mal so allgemein, WAS und vor allem wie viele “Möchtegern Entwickler” es nicht so gibt, die viel zu oft nur noch schlechte Kopien von etwas verbrechen und dafür auch noch Geld verlangen. (Anmerkung, wohl gemerkt sind teilweise die besseren originale auch noch kostenlos!) Nur scheinen bei dem Überangebot die Leute auch den Überblick zu verlieren, sonst würden die das ja auch nicht kaufen.