Pottpoly #7: Luft raus, Jubelstürme und ein Museumstrip

15. April 2014

“Luftrausers”, “Strider” und “Pac-Man Museum” – na, das klingt wieder nach einem farbenfrohen Mix für einen Pottpoly-Rundumschlag.

Lara meint: I’m a rouser baby, so why don’t you kill me?

Ein Luftrauser ist ein Kampf-Pilot. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Und mehr erfährt man auch nicht. Das Arcadegame “Luftrausers” hat weder Story noch große Einführung. Niemand weiß, wer hier gegen wen kämpft. Aber das ist auch gar nicht relevant. Wichtig ist, jede Runde so lange wie möglich zu überleben und dabei möglichst viele Punkte zu sammeln. Habt ihr eine gewisse Anzahl erreicht, steigt ihr eine Stufe auf und schaltet Verbesserungen frei. Im Hangar könnt ihr aus drei Kategorien auswählen: Waffe, Antrieb und Hülle. Gesteuert wird das Flugzeug mit Pad oder Stick, das Handling erinnert an “Asteroids”. Ihr habt eine Taste zum Schießen, lasst ihr die los, repariert sich das Flugzeug automatisch selbst. Damit die Punktejagd nicht allzu schnell eintönig wird, gibt es noch Herausforderungen wie „Zerstöre fünf Boote nur mit Bomben“ oder „Vernichte 80 Gegner mit der After-Death-Nuke“.

Eigenartige Grafik, hm?

Eigenartige Grafik, hm?

Die beiden Entwickler Rami Ismail und Jan Willem Nijman haben definitiv ein Faible für Ocker- und Beigetöne. Ich finde das nicht so hübsch, soll aber wohl den Retro-Look verstärken. Eine Spielrunde im Flieger dauert bei mir zwischen 15 Sekunden und zwei Minuten – je nachdem, wie gut ich mich anstelle. Jedes Mal, wenn ich explodiere, denke ich mir “Nur noch ein Versuch!“ und dann werden es schnell doch zehn. Trotzdem hat mich das Spielprinzip nicht lange motivieren können. Luftrausers ist eine nette Spielerfrei für zwischendurch, aber mehr nicht. Dafür finde ich dann 8,99 Euro bei Steam dann doch zu viel.

Andreas jubelt: Warum Remakes doch Sinn machen

Ich spiele eigentlich keine Side-Scroller mehr. Dieses Rumgehüpfe nervt mich. Vielleicht bin ich durch moderne 3D-Welten und Egosperspektive für dieses Genre verdorben worden. Ein “Dust” ist nett, aber es fesselt mich nicht lange vor dem Bildschirm. Wenn ihr mir die Wahl zwischen einem alten SNES-“Metroid” und “Metroid Prime” gebt, würde ich mich immer für das Gamecube-Spiel entscheiden. Im Prinzip. Eigentlich. Normalerweise. Aber nun kommt “Strider”.

Das Original erschien Ende der 80er Jahre und war eine Mischung aus Jump’n’Run und Hack-Slay. Ihr seid als eine Art Super-Ninja durch ein typisch japanische Dystopie gehüpft, bei der sich Kalter Krieg, billige Martial Arts-Filme und Mangas die Hand reichten. Mehr weiß ich eigentlich nicht darüber, und ich kann mich nur dunkel daran erinnern, dass ich damals die hochgelobte Megadrive-Portierung gespielt habe.

Vielleicht liegt meine Begeisterung für das Remake daran, dass ich Boss-Kämpfe liebe. Praktisch alle Gegner in “Dark Souls“, das Finale von “Dead Space” und natürlich “Vanquish“, die Krönung der Bosskampfkultur, zählen für mich zu den spielerischen Höhepunkten der letzten Jahre. In “Strider” ist alles etwas kleiner, aber es ist alles da, was mir an diesen “finalen” Schlachten gefällt: kein simples Buttonsmashing, alles ist mit Übung beherrschbar, Taktik ist gefragt und Glück nicht unbedingt eine Option.

Daneben glänzt “Strider” mit einer metroidesken Spielwelt in der sich ständig neue Türen öffnen sobald ein neues Upgrade gefunden wurde. Wer will, kann die Spielzeit locker mit einigen Erkundungstouren strecken. Das böse Fußvolk ergibt sich dabei dankbar in ihrer Opferrolle und ist nur in der Masse gefährlich.

Kurz, “Strider” war für mich eine echte Überraschung. Remakes wie “Chaos Engine” oder “Das Schwarze Auge: Schicksalsklinge” waren Mogelpackungen, die sich unverschämt an den nostalgischen Gefühlen der Spieler bedienten. “Strider” ist anders. Es ist retro, aber modern; schnell, nicht zu kurz; hart, aber nie unfair. Kurz, sehr viel Spiel für euer Geld.

Andreas jammert aber gleichzeitig über einen unvollständigen Museumstrip

“Pac-Man” ist eines der wichtigsten Spiele der Videospielgeschichte. Es war das erste Spiel mit einem echten Helden, es hatte die grundlegende Mischung aus Jagen sowie Sammeln und bot die Labyrinthe, durch die auch heute die Spieler irren. Der Medienwissenschaftler Matthias Mertens meinte sogar einmal, dass die Entwickler heutzutage “das Labyrinth von Pac-Man immer größer gebaut und die Gespenster mit immer komplizierteren Kostümen ausgestattet haben”.

Namco Bandai zollt nun ihrem Spielehelden Tribut und hat vor kurzem das “Pac-Man Museum” für fast alle gängigen Plattformen veröffentlicht. Dummerweise war die Rechtslage in den 1980ern nicht so übersichtlich wie heute. So erschienen Spiele wie “Jr. Pac Man” ohne das “Namco”-Label und fehlen in der Sammlung.

Eine Kuriosität: Pac-Man im Tetris-Wahn. (Bild: Capcom)

Eine Kuriosität: Pac-Man im Tetris-Wahn. (Bild: Capcom)

Im “Pac-Man Museum” sind deshalb nur die scheinbar wichtigsten Titel. Während die meisten Titel dieser Sammlung dem ursprünglichen Spielprinzip treu bleiben, gibt es auch einige Kuriositäten zu bewundern. Der misslungene Jump’n’Run-Verschnitt “Pac-Land” oder der “Tetris”-Klon “Pac-Attack” zeugen von Orientierungslosigkeit. Namco wollte “Pac-Man” zum Tausendsassa machen, blieb aber erfolglos. Das grandiose Comeback gelang erst mit der hektischen, aber motivierenden “Championship Edition”. Es ist allerdings unverständlich, warum die dezent erweiterte “DX” – Edition dieses Remakes fehlt. Richtig ärgerlich ist sogar das Fehlen von “Ms. Pac Man”, dem wohl besten Teil der Reihe. Es war nur bis Ende März als kostenloser Download erhältlich. Jetzt kostet der Spaß knapp 5 Euro. Womöglich liegt das Problem auch hier an der Rechtslage, denn der Titel erschien nicht von Namco, sondern von Midway.

Persönlich frage ich mich, welchen Sinn eine solche Sammlung hat, zumal sie noch unvollständig ist. Es mag sein, dass ein Spiel wie “Pac&Pal” heute eine Rarität ist, aber letztendlich bleibt dieses “Museum”, ein vergänglicher Download-Spaß. Eine Ladenversion mit einigen Goodies hätte diese Sammlung viel reizvoller gemacht.

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