BÄM! 1984 reloaded?

13. Mai 2014

Habt ihr es mitbekommen? E.T. wurde ausgebuddelt! Andreas berichtete ja schon davon und zweifelte an, dass wirklich die vermuteten Millionen von Atari-Modulen gefunden wurden. Der Extraterrestrische ist dennoch ein gutes Stichwort, ist er doch Symbol für den großen Videospielcrash in den 1980ern. Und eine solche Krise zeichnet sich wieder ab. Wieso?

1984 – Wir haben es kommen sehen. Nicht.

Stellen wir die Uhr einmal 31 Jahre zurück. 1983/84 kam es zu einem Gewinneinbruch im US-Markt der Videospiele. Das war für viele Beteiligte ein Schock sondergleichen. Insbesondere für Warner. Die kauften 1976 den boomenden Videospielpionier Atari auf und hatten mit dem Atari VCS/2600 einen veritablen Technikhit in der Hinterhand. Das VCS/2600 verkaufte sich im gesamten Produktionszyklus mehr als 30 Millionen Mal. Eine stolze Zahl. Die Verkäufe gingen gut und Warner erfanden gar das Lizenzierungsmodell – Activision (eine Ansammlung von Ex-Mitarbeitern Ataris) bezahlten eine gewisse Gebühr oder gaben einen Teil des Umsatzes aus, erhielten dafür Zugang zur Konsole und Modulproduktion. So wurde das Spieleportfolio um Glanzlichter wie “Pitfall”, “Decathlon” oder “Ghostbusters” erweitert. Warner sah, dass dies die Konsole aus Spielersicht attraktiver machte und erteilten weiteren Firmen wie den Parker Brothers ebenfalls Lizenzen. Je mehr, desto besser – und das Geschäft lief in der Tat ganz gut. Einige Jahre. Was dann folgte, lässt sich ohne die Bruthöhle der Videospiele kaum erklären: In den US-amerikanischen Arcades standen zig Automaten, die um die Gunst und Vierteldollar der Spielefans buhlten. Die Spielhöllen waren erfolgreich und wurden bereits als zukünftiges Ideal der Unterhaltungsindustrie gesehen. Wo sonst konnte man denn so gedankenverloren die Winzigkeit von 25 Cents immer und immer wieder einstecken – und die kleinen Ausgaben spielend aus dem Auge verlieren? So populär die Arcades sein mochten – qualitativ waren sie alsbald Software-Gruselkabinette, die sich lediglich darin innovativ zeigten, ein erfolgreiches Spiel dutzendfach zu klonen. Wie viele “Pong”-Nachahmer es gegeben haben mag, kann nur erahnt werden. Wie viele Millionen verschiedene “Space Invaders” oder “Galaxians” unseren Heimatplaneten heimsuchten – nicht überschaubar. Während die Branchenumsätze in den Jahren 1980 bis 1982 von 950 Millionen auf 3,2 Milliarden US-Dollar stiegen, stagnierte die Kreativität. Was folgte, war der Absturz – 1983 setzte man nur noch 250 Millionen um.

Leuchtet, erfreut aber keinen: Arcades. (Quelle: ecell.in)

Leuchtet, erfreut aber keinen: Arcades. (Quelle: ecell.in)

Zunächst leerten sich die Arcades, schlossen zahlreiche Kabinette. Ein Jahr später erwischte es dann endgültig die Heimkonsolensparte. Es waren langfristige Auswirkungen, welche die Konsolen in die Knie zwangen. Die Piraterie war sicherlich ein entscheidender Faktor. Das generische Spieldesign vieler Hersteller ein weiterer. Wenige “Majors” waren damals im Markt unterwegs, dominiert wurde die Softwareentwicklung von kleinen Startups, die ihre Games zum Witzpreis weniger Dollar verramschten. Diese beschränkten sich zumeist auf das Kopieren funktionierender Konzepte. Nur am Rande waren die Heimcomputer á la C64 “schuld” daran, dass sich die Konsolen nicht mehr verkauften. Ataris Trägheit, dem Atari VCS/2600 einen würdigen Nachfolger zu spendieren, wird an der Veröffentlichung es Atari 800 und seines kleinen Bruders Atari 400 ersichtlich. Halb Heimcomputer, halb ordinäre Spielkonsole ist nicht so recht erkennbar, wer die Geräte kaufen sollte. Erst spätere Hardware-Updates machten das Gerät interessant, das potentere Atari 5200 wurde jedoch zu spät veröffentlicht, um das Käuferinteresse zu wecken. Mattels Intellivision ging bei all den Heimcomputer-Neuheiten komplett unter, das CBS Colecovision wurde ein Geheimtipp mit immerhin vier Millionen abgesetzten Einheiten. “Die Schlümpfe” feierten auf dem Colecovision in prächtigster 8bit-Grafik Premiere, auch Mario sprang in der Arcade-Portierung von “Donkey Kong” optisch ansprechend die Stahlträger hinauf. Da die Umsätze aber massivst sanken, zog CBS den Stecker und vertraute auf die Heimcomputervariante Coleco Adam, die floppte. Zurück blieb ein US-Markt, der abgegrast schien. Um aber mit einer Urban Legend aufzuräumen: Dass Ataris Management mehr Spielmodule als verkaufte Konsolen eines Spieles produzieren ließ, war ein cleverer Schachzug, da das Colecovision mit einem speziellen Adapter zu allen 2600-Games kompatibel war. Das erweiterte den Kreis potentieller Kunden. Genutzt hat es nichts.

Meanhwile in Europe and Japan…

Vom “großen Crash” auf der anderen Seite des Atlantiks unberührt blieb der Alte Kontinent Europa. Die wenigen US-Konsolenimporte verkauften sich stabil, nicht sonderlich spektakulär, aber auch nicht unterirdisch schlecht. Zerklüftet wie einst die Kontinentalmächte und Großbritannien zeigte sich auch der Computer- und Konsolenmarkt. Fast jedes Land kochte sein eigenes Süppchen. Die Briten waren Fans des Sinclair Spectrum, in Frankreich erfreute sich der Oric-1 großer Beliebtheit, während im deutschsprachigen Raum die Commodores das Kommando gaben (oder verlangten…). Östlich des Eisernen Vorhangs sah die Lage finsterer aus. In den Planwirtschaften wurde erst spät mit der Erforschung moderner Rechenknechte begonnen. Wenn es Durchbrüche gab, waren diese zumeist Repliken bekannter West-Technik. Aber einen Crash? Hat es nicht gegeben. Die Nutzerbasis wuchs beständig, größere Publisher hatten wenig Interesse, Europa zu bedienen. Und die neuen europäischen Label wie Mastertronic konzentrierten sich bewusst auf den Taschengeldmarkt.

Spaß? Wer sich die VCS-Version von Donkey Kong angeschaut hat, wird das nicht behaupten...

Spaß? Wer sich die VCS-Version von Donkey Kong angeschaut hat, wird das nicht behaupten…

Und Japan? Wie einst vor dem Ende der Meiji-Ära war das Land der aufgehenden Sonne technisch und pop-kulturell isoliert. Mit Ausnahme von “Defender” (im Vertrieb Ataris), “Pac-Man” oder “Donkey Kong” waren fernöstliche Games den US-Bürgern suspekt – aber eben alternativ und innovativ genug, um ihnen das Kleingeld aus dem Portemonnaie zu ziehen. Solche Automaten waren Strohfeuer, was die Japaner aber nicht interessierte. Deren Arcades hatten ihre erste Krise bereits in den späten 1970ern gehabt, als sich zu viele Hersteller auf Lasershooter konzentrierten und die Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzte. Den Umgang mit Krisen oder Kurzzeiterfolgen waren sie gewohnt. Die Unterhaltungsindustrie erholte sich rasch davon und begann mit der Lizenzfertigung von US-Konsolen, die zumeist von einheimischen Spielen flankiert wurden. Der “Crash” von 1983/84 war also ein hausgemachtes Problem der US-Industrie, das auch fast nur selbige traf. Zu hohe Gewinnerwartungen, generische Kost, langsamer Hardware-Wechsel… all das traf die amerikanische Videospielindustrie härter als den Rest der Welt. Trotzdem wurden zur Jahreswende 1984/85 Videospiele für faktisch tot erklärt.

Phönix aus der Asche

Die Rettung. (Foto: Wikipedia)

Die Rettung. (Foto: Wikipedia)

Dominierten die Konsolen zuvor noch die trendweisende CES (Consumer Electronics Show), waren sie ’85 ein Nischenthema. Nintendo musste das schmerzlichst erfahren – Minoru Arakawas Auftrag, persönlich vom Nintendo-Chef und Schwiegervater in Personalunion ausgegeben, das in Japan boomende Famicom in den Staaten auf den Markt zu bringen, scheiterte mehrfach. Ein sicher geglaubtes Bündnis mit Atari (die das spätere NES unter eigenem Namen als Lizenzprodukt vertreiben sollten) scheiterte ebenso wie die Suche nach einem Unternehmen, das die Konsole landesweit vermarkten könnte. Videospiele waren tot. Medial feierten sie ihr Nischendasein in Publikationen wie Atari Age oder Enter – in der Gunst der Spieler waren Heimcomputer das nächste große Ding. Wie gelang es Nintendo trotzdem, in den Staaten Fuß zu fassen? Zunächst einmal mit dem auf New York begrenzten Verkauf von NES-Konsolen zum Weihnachtsgeschäft 1985. Alle Händler konnten die nicht verkaufte Ware retournieren, Nintendo bezahlte Spiele-Displays und Schulungen aus der eigenen Tasche und startete für die nur 50.000 Konsolen eine Werbekampagne im Umfang von fünf Millionen Dollar. Auch war Nintendos Lizenzmodell aus einigen Grünen durchdachter und geschäftsfördernder als Ataris erster Vorstoß: Publisher durften lediglich fünf Spiele pro Jahr für das NES veröffentlichen, die denn auch bis 1989 nur exklusiv für das Nintendo-System existierten. Der japanische Videospiel-Konzern verfügte außerdem, dass die entwickelten Produkte eine interne Qualitätskontrolle passieren mussten – erst nach bestandener “Prüfung” wurde das begehrte Qualitätssiegel vergeben und die Module zur Pressung freigegeben. Von jedem Spiel musste der Publisher verbindlich 25.000 Exemplare ordern und selbst aufkaufen, zudem diktierte Nintendo die Preise – Jahre später wurde in einem Gerichtsverfahren die Preispolitik gerügt und Nintendo dazu bewogen, mit Rabattgutscheinen etwas Bewegung in das festgefahrene Preismodell zu bringen. Der 10NES-Sicherheitschip, welcher die meisten Raubkopien unterband, sorgte zudem dafür, dass Nintendo die Hoheit über die eigene Technologie nicht verlor.

Das hätten die Publisher gehen - Friede auf allen Plattformen. Blöderweise gibt es da ja noch die Konsolenhersteller... (Quelle: photobucket.com)

Das hätten die Publisher gehen – Friede auf allen Plattformen. Blöderweise gibt es da ja noch die Konsolenhersteller… (Quelle: photobucket.com)

Dieses Modell existierte gut ein Jahrzehnt, bevor Sony es leicht modifizierte (geringere Zwangabnahme produzierter Spiele, geringere Lizenzkosten, weniger Zensur) und mit der hauseigenen PlayStation die Tür für viele Studios öffnete, die zuvor von Nintendo und Sega nicht berücksichtigt wurden. Dazu kamen der günstige Einstiegspreis, die stetig wachsende Software-Bibliothek und nicht zuletzt der Coolness-Faktor der Marke Sony. Sega bestand nicht dagegen, auch die technisch ausgereiftere 3DO-Plattform zog den Kürzeren. Lediglich Nintendo konnte die gesamte Zeit über mithalten, was vor allem an den starken Eigenmarken und einer sehr guten Merchandising-Abteilung lag. Mit Microsoft stieg Anfang des Jahrtausends ein weiterer großer “Big Player” ein, der denn aus dem Zwei- einen interessanten Dreikampf machte. Spiele wurden zum Leitmedium des neuen Jahrtausends ausgerufen. Bis heute.

Am Rande.

Doch der Absturz scheint vorprogrammiert. Wieso so pessimistisch? Nun, ich denke, dass sich die Branche im großen Maßstab überholt hat – mobile Spiele auf Smartphones hin oder her. Einige der Fehler von 1983/84 werden im globalen Maßstab wiederholt. Es seien die generischen Spiele genannt. “Call of Duty”, “Battlefield” oder “Resident Evil” mögen ihre Fans finden, auch ein “FIFA” oder “Pro Evolution Soccer” verkaufen sich solide – den stagnierenden oder leicht rückgängigen Verkaufszahlen stehen größere Produktionsbudgets gegenüber. Man erinnere sich: Für “Destiny” – das meiner bescheidenen Meinung nach kein einziges Alleinstellungsmerkmal besitzt – werden 500 Mio. US-Dollar investiert. In eine neue IP (gut!), die aber schon vor Start zum Erfolg verdammt ist (alles andere als gut!). Diesen Schritt sehen wir bei vielen Projekten, die finanziell vollkommen aus dem Ruder laufen. Ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Spiel einen dreistelligen Millionenbetrag kostet? Was sagt das denn über den Inhalt aus? Richtig – nichts. Wie viele Spiele des letzten Jahres kennt ihr, die über ein hohes Budget verfügten und trotzdem alles andere als toll waren? Mir würden einige einfallen, allen voran “Battlefield 4”, das in einem späten Betastadium auf den Markt geschmissen wurde, um sich mit “Call of Duty” duellieren zu können. Dieses wiederum musste den jährlichen Zyklus von Neuaufguss/-auflage erfüllen und verkaufte sich weit unter Erwartung des Publishers. Die Spielindustrie ist an einem Punkt angekommen, wo es nur zwei Richtungen zu geben scheint, in welche die Branche driften kann: Megalomanie oder kreative Nische. Die Xbox 360 war vor wenigen Jahren durch XBL Arcade und XBL Indie Games ein Hort unendlicher Kreativität (schließlich konnte jeder, der wollte, eigene Titel für die MS-Konsole programmieren – und ja, (viel) Schrott ist auch darunter), die PlayStation machte es ihr gleich und Nintendo erschloss sich neue Kunden mit der Wii, welche zuvor mit Spielen kaum etwas am Hut hatten. Aus dem raschen Wachstum der Kundschaft entwickelte sich der Publisher-Hunger nach immens großem Wachstum, womöglich um die neue Kundschaft noch schnell zu schröpfen und den Appetit auf Rekordumsätze und -absatzzahlen zu stillen. Japanische Traditionsunternehmen taumeln seit Jahren, selbst Square Enix versank für viele Jahre in tiefroten Zahlen. Auch im Westen verschärften sich zuletzt die finanziellen Engpässe. Solange Studios pleite gehen, mag das kompensierbar sein – wir haben ja noch die kleinen Entwickler, die fleißig auf dem PC ihre Projekte verwirklichen, und Kickstarter, das als alternatives Finanzierungsmodell noch ausgelotet werden muss.

Sony als Sorgenkind

Das bewahrt die Großen der Branche aber nicht vor den Auflösungserscheinungen, denn deren Produkte benötigen eine große Bühne, vor der sich viele Spieler versammeln. Und hier kommt das Atari der 2010er ins Spiel: Sony und deren PlayStation 4. Aus einer Reparaturklitsche durch Erfindungen wie dem Walkman in den 1980ern zum Inbegriff eines qualitativ wie innovativ beständigen Großkonzerns geworden, verpasste der Elektronikriese wichtige Entwicklungen und Trends. Weder bei MP3-Playern, noch Handys, Computern oder Fernsehern war Sony in den letzten Jahren tonangebend. Verlustreiche Geschäftsjahre wurden in der letzten Dekade insbesondere durch die PlayStation-Branche kompensiert, mit der Konsequenz, dass dieser Zweig auf Teufel-komm-raus wachsen musste. Mit der PlayStation 4 schien Sony alles richtig zu machen – doch Analysten und Anleger kamen zu einem anderen Schluss. Die Auflösungserscheinungen sind nämlich kaum zu kaschieren. Der Japan-Multi stieß nach dem Rekordverlust von 4,6 Milliarden Euro in 2012 zunächst die firmeneigenen Gebäude ab, Kaz Hirai entließ tausende von Mitarbeitern, kämpfte mit PR-Desastern wie dem PSN-Hack und wurde wegen mangelnder Investitionen in die Zukunft von allen großen Ratingagenturen auf Ramschniveau abgewertet. Die Auswirkungen sind verheerend: Sony wird seine TV-Sparte im Juli 2014 abspalten. Schon abgewickelt ist die Computersparte, die an den Finanzinvestor Japan Industrial Partners ging, das Abenteuer Sony Ericsson wurde aufgekündigt. Die PlayStation-Sparte, die zuletzt einen Gewinn von 127 Millionen Euro vorweisen konnte, ist weiterhin der einzige Lichtblick. Und Hand aufs Herz: Sieben Millionen verkaufte PlayStation 4-Konsolen sind doch aller Ehren wert? Eher nicht.

Sonys Talfahrt begann schon vor Jahren. (Quelle: gamesindustry.biz)

Sonys Talfahrt begann schon vor Jahren. (Quelle: gamesindustry.biz)

Allein der Preis für die 8 GB DDR5-RAM werden im Großeinkauf mit 88-100 Euro pro Konsole beziffert, der Gesamtpreis der Konsolenkomponenten soll um die 360-370 Euro liegen. Nur die Bauteile, weder Montage, noch Versand oder begleitende Werbemaßnahmen kosteten bislang zwischen 2,52 und 2,59 Milliarden Euro. Geld, das Sony wohl selbst vorstrecken muss oder nur gegen horrende Zinsen geliehen bekommt. Hinzu kommen die Fertigungskosten für alle anderen Produkte des Konzerns, der eben – wie erwähnt – zu einem großen Teil am Videospielgeschäft hängt. Und bricht der Umsatz dort weg oder entwickelt sich nicht wie erhofft, bricht das Unternehmen zusammen. Dann sind mindestens sieben Millionen Spieler abhängig von einem Investor oder Rumpfunternehmen, das die Plattform und die gesamte Infrastruktur weiter trägt. Mit den Fertigungsverträgen, den Serverfarmen und der komplexen Entwicklerlandschaft betraut sind die wenigsten. Microsoft würde eher versuchen, die Xbox One mit stärkeren Argumenten im Markt zu platzieren. Nintendo dürfte weiterhin in eigenen Ozeanen schippern. Nur bliebe dann ein Vakuum, das zu füllen sei. Jenes Vakuum, das Heimkonsolen ein Synonym verpasste, das für Coolness und erwachsene Videospiele stand: PlayStation. 1984 ist näher als man glaubt.

tl;dr – Vollkommen egal, geht eh alles vor die Hunde! Auch wenn Sony nicht das neue Atari ist…

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8 comments on “BÄM! 1984 reloaded?

  1. Das Europa (nun ja, ich spreche hier mehr von Deutschland) vom Crash nichts mitbekommen hat, halte ich für ein Gerücht. Ich weiss noch, wie plötzlich diese ganzen Billig-Ramsch Spiele auf den Markt geworfen wurden, die 2600 sich nur noch schleppend verkaufte und wirkliche Top-Titel fehlten. Irgendwann waren dann die Kleinanzeigen in den Zeitungen voll mit gebrauchten Konsolen…die aber auch niemand mehr haben wollte. Und irgendwann verschwanden dann auch die Gaming-Stationen in den Kaufhäusern. War eine echt traurige Zeit. Naja, einen weiteren Crash hatten wir dann ja mit dem Amiga 500, wenn auch aus anderen Gründen. Der war ja nur so populär und hat sich so wahnsinnig gut verkauft, weil die Raubkopierer-Scene auf der Kiste so unglaublich gut aufgestellt war. Und das hat den Spieleentwicklern dann ja den Hals gebrochen, und damit dann ja auch dem Amiga.

    Aktuell könnte man ja bei der Wii schon von einem kleinen Crash reden… da gab es ja auch eine Spieleschwemme die der Konsole auch mehr geschadet als genutzt hat. Auch so eine Sache, die man nicht außer acht lassen sollte. Zwar jammern immer alle rum, es gäbe zu wenige Titel für Konsole X oder Y, auf der anderen Seite kann sich jeder User nur eine gewisse Anzahl an Spielen im Jahr leisten, bzw. spielen (Zeitgründe). Und wenn dann plötzlich innerhalb kürzester Zeit 10 A – AA Titel erscheinen, muss sich keiner Wundern, wenn die Verkaufszahlen der einzelnen Titel zurückgehen. Immer öfter findet man so schon recht aktuelle Toptitel auf den “software-Pyramiden” der Kaufhäuser, bzw. werden die Preise reduziert bis auf Wühltisch-Niveau. Und das kann der Branche auch nicht gut tun.
    Und wenn sich Activision mit dem 300 Millionen Waterworld-Titel Destiny Konkurenz im eigenen Hause macht (Call of Duty), dann sehe ich auch schon irgendwie ein wenig schwarz…
    Hoffen wir das Beste.

    • Ich möchte widersprechen!

      Der Konsolenmarkt Ende 70er und Anfang 80er war in Deutschland winzig! Eine Gesetzesänderung und nicht der Crash verbannte Automaten aus den Läden und der Öffentlichkeit.

      Atari VCS und Co. waren am Anfang extrem teuer, viele Familien kauften sich lieber ein günstiges Telespiel wo man für 50 Mark 20 Pong Varianten und ähnliche Simpelspielchen fest eingebaut hatte. Das sah nicht viel anders aus aber hier kriegte man die komplette Konsole inkl. Spiele zum Preis eines VCS Moduls.

      Und klar, als der C64 aufkam wollte keiner mehr so einen ollen VCS haben. Der Brotkasten hatte erheblich bessere Grafik.

      Und jetzt kommt der Argumentations-Streitpunkt hoch drei: Gerade weil man auf Heimcomputern kopieren konnte haben diese sich überhaupt erst verkauft! Ich wette, Commodore hätte nicht einmal halb so viele(!) C64 oder Amiga absetzen können, wenn es keine Möglichkeit zum Raubkopieren gegeben hätte.
      Übrigens war es nicht nur der höhere Coolnessfaktor, welcher der Playstation 1 zu so großem Erfolg (über das N64) gegeben hat, die Konsolenverkäufe der PS1 gingen erst durch die Decke, als auf dem PC mit einmal Brenner erschwinglich wurden und man die PS1 Games einfach kopieren konnte.

      Raubkopien nur zu verdammen greift also erheblich zu kurz. Gerade in Deutschland (Europa) sorgte diese kostenlose Verfügbarkeit überhaupt erst für eine nennenswerte Verbreitung. D.h. aber auch, dass die Softwareindustrie letztlich sogar extrem davon profitierte. Es macht nun einmal einen Unterschied ob 100 Leute jeder ein bis zwei Spiele kaufen oder ob von 1000 Leuten jeder auch nur eines kauft und den Rest kopiert.

      Das ist aber eh ziemlich Geschichte, das Problem der Raubkopien mag noch bestehen allerdings lange nicht mehr so stark wie früher, wo die Nutzer eben durch die Bank Freaks waren, die sich mit der Hardware beschäftigten. Heute sind Videospiele ein so großer Massenmarkt und ein Großteil der Konsumenten weiß wahrscheinlich gar nicht mehr, was eine Raubkopie überhaupt ist.

  2. Mir fällt es schwer, mir die Welt nach diesem Crash vorzustellen – da ist überhaupt nicht soviel, was ich vermissen würde.

    Nehmen wir an, 2015 kommt die große Reinigung. Sony pleite, Microsoft kein Interesse mehr Heimkonsolen, Nintendo konzentriert sich auf Handhelds, Activision bricht auseinander, EA schrumpft zusammen, etc.

    Die Smartphone-Plattformen sind nicht so stark an die Spieleentwicklung gebunden, ein neues iPhone braucht keine AAA-Blockbuster um sich zu verkaufen. Der Heimcomputer (PC) ist immer noch da und so einfach in das Wohnzimmer zu bringen wie nie zuvor. Steam gibt es auch ohne AAA-Blockbuster.

    Serverfarmen braucht es ebenso für den Kontrollwahn der Publisher wie für den Spielerkomfort. Einen Multiplayerserver aufzusetzen ist keine Raketenwissenschaft und wer die Kontrolle (Anti-Cheat-Maßnahmen, Ladder etc.) haben will, kann das als Dienstleistung von einem Drittanbieter haben.

    Natürlich muss ich zugeben, dass auch ein Mass Effect ein Serie wäre, die es ohne großes Budget nicht in dieser Form gegeben hätte. Ob es eine Nummer kleiner auch geklappt hätte? Keine Ahnung.

  3. Also keine PS4 kaufen? ;)

  4. Was ich beim Artikel etwas merkwürdig finde, ja Sony geht es schlecht. Aber keine Konsole in der Geschichte hat sich in so kurzer Zeit so oft verkauft wie die PS4! Keine Konsolengeneration hatte zum Start so gute Titel wie die aktuelle, einschließlich WiiU. Vom einem bevorstehenden Crash in dieser Sparte ist also absolut nichts zu merken. Die Restrukturierung des Sony Konzerns kostet, das muss sich aber nicht zwangsweise negativ auf die Konsolensparte auswirken, Einschnitte sehe ich eher bei anderen Bereichen: TVs, Film- und Musikproduktion.

    Das einzige was ist, es wird weniger Exklusivtitel geben als bisher, eben weil die Produktion so teuer und aufwendig ist. Sony als auch Microsoft werden noch weniger Exklusivmarken als auf PS3 und 360 haben, wobei ich hier gerade bei Indie und Special-Interest (sprich Japano-Krams) Vorteile bei Sony sehe. Nintendo hat sich eh aus dem Wettlauf verabschiedet, bietet seine Hausmarken an, allerdings wesentlich günstiger produziert, da technisch nicht auf aktuellem Stand. Das verursacht Einbussen bei den Verkaufszahlen aber es bleibt scheinbar genug, dass es sich lohnt. Die WiiU liegt immerhin bei den Verkaufszahlen direkt zwischen XBox One und PS4 und kann auch noch einen Schub erhalten.

    Probleme hat im Moment eher Microsoft. Das Konzept des Mediencenters XBox One ist ebenso gescheitert wie beim Philips CDi, wenn auch aus anderen Gründen. Das beweist die Nachricht, dass die One sehr bald doch ohne Kinect kommt. Die Kunden wollen eben eine Spielkonsole. Mediencenter mit starken Beschnitten sind wenig populär, insbesondere, da die meisten neuen Smart-TVs sowieso solche Funktionen haben. Und als Spielkonsole ist die Box eben schwächer als die PS4, das kann auch langfristig bestraft werden. Die Situation ist eben eine völlig andere als bei der 360, die ja fast zwei Jahre vor der PS3 auf den Markt kam und noch dazu günstiger war.

    • Ich stimme Dir ja grundsätzlich bei Deiner Analyse zu, zumal ich tatsächlich auch nicht glaube, dass uns ein echter Crash in den Ausmaßen von 1984 bevorsteht.

      Nur eines wundert mich jetzt schon: Von welchen “guten Titeln” sprichst Du, wenn Du das Launch-Angebot von XBox One, PS4 und auch WiiU ansprichst? Habe ich da was verpasst? Ich habe nämlich gerade beschlossen, mir keine PS4 vor 2015 zuzulegen, weil es aus meiner Sicht nichts gibt, was ich wirklich haben müsste. Für mich isst softwaretechnisch der Launch der Next Generation immer noch eine große Enttäuschung.

      • Zunächst, ich werde mir auch sicherlich nicht vor Ende 2015, vielleicht sogar erst Anfang 2016 eine PS4 zulegen. Mit etwas Glück kommt vorher gar noch eine XBox 360 und WiiU ins Haus, aber da gilt abwarten, im Moment blockt meine Frau das konsequent ab. Derzeit ist es so, dass ich eben jede Menge PS3 Games günstig kaufe und nachhole und mit Persona 5 kommt Mitte 2015 dann wohl der wahrscheinlich letzte (für mich) interessante PS3 Exklusivtitel. Wenn ich den durch habe, dann kann ich langsam über die PS4 nachdenken.

        Sicherlich ist das Softwareangebot auf PS4 (als auch XBox One) zumindest in Hinsicht der Exklusivtitel nicht sonderlich berauschend. Vor allem gibt es meiner Ansicht nach noch immer keine Killerapplikation. Aber war das zum Start von XBox 360 und PS3 anders? Auch da hat es gedauert, bis wirkliche “must have’s” kamen.
        Im Bereich Multiplattform sieht es aber doch schon ganz gut bei den neuen Konsolen aus. Auch bei den Indie-Titeln ist schon einiges interessantes zu haben. Es ist halt eben alles nicht exklusiv. Für mich als Multiplattformspieler also irrelevant, da ich alleine aus grafischen als auch Kostengründen in der Regel zur PC-Fassung greife (Konsole ist für mich quasi nur für Exklusivtitel und gelegentlich mal ein Spiel, das ich lieber am großen TV zocken möchte). Aber es gibt eben den großen Teil der Konsole-only Zocker. Diese können jetzt halt im Vergleich zu PS3 / 360 in hübscherer Grafik und höherer Auflösung daddeln.

        Persönlich halte ich diesen Mehrwert (bessere Grafik) durchaus für ein wenig gering, insbesondere, weil trotz des riesigen Alters der vorherigen Konsolengeneration der Sprung jetzt nicht so groß war. Der war ja bei der letzten Generation von Röhren-TV und SD auf HD und Flachbild-TV merklich höher, während heuer eben nur eine kleine Evolution stattfand, und man als PC Spieler da auch überhaupt gar nichts von mitbekam. Ich meine, hätte ich eine etwas bessere (neuere) Grafikkarte, dann würde mein zwei Jahre alter PC (die Grafikkarte war damals aber schon alt und lahm) die neuen Konsolen aber so was von in der Pfeife rauchen… ^^

        Warum also jetzt schon zu einer PS4 greifen? Prestige! Man kann sagen, man war von Anfang an dabei und sich somit als “echten” Fan (Gamer) hinstellen …
        Oder eben wie gesagt, wer ohnehin nur Konsole spielt und weil man ohnehin irgendwann wechseln muss, für den kann die (leicht) bessere Grafik der Multiplattformtitel durchaus heute schon ein Grund sein.

  5. Ich sehe diesen Crash eher auf das Mobilgaming zu kommen, wegen des regelrechten Auspressen des F2P Prinzips und inApp Verkäufen. Ich selber schaue Spiele die “gratis” angeboten werden nicht mal mehr an, egal was da angepriesen wird. Ein 10.-CHF Spiel im Appstore wirkt da wie eine Offenbarung und weckt Interesse. Dazu kommt bei den Appstores die fehlende Qualitätskontrolle. Unter den hundettausenden Apps, wie soll man da die wirklichen Goldstücke finden? Ich erhoffe mir sogar in dem Bereich ein grossen Crash und damit Konsolidierung.

    Bei den Konsolen sehe ich das Problem weniger, auch wenn ich nach der letzten Konsolengeneration kein dringenden Bedarf einer neuen Generation verspüre, weil entnervt nach Xbox Live Verarsche (Geld für ein Peer to Peer System verlangen ist dreist) und zwei RRoD die Xbox 360 schon 3 Jahre nach Release mit einer PS3 soz. ersetzt hatte, weil einfach Microsoft den Geldhahn für teure Exklusivtitel zugedreht hat, mich aber dann die PS3 mit unfertiger Software nervte (1 Stunde Konsole blockiert für ein GT5 Patch usw). Schlussendlich bin ich durch die falschen Versprechen der Branche immer dem PC treu geblieben und hat dazu geführt, dass ich gar nicht mehr zu den Konsolen herüber schaue. Die PS3 ist ein guter Bluray Player, mehr aber auch nicht.