Egal, wer wir sind oder wie wir heißen: Wir mögen Filme… oder Spiele… oder beides. Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen, der sich nur mit Büchern beschäftigen kann. Aber Fakt ist: Irgendwo mögen wir es, unterhalten zu werden – sei es passiv oder aktiv. Und diese Unterhaltung wird von Menschen geschaffen, die uns eigentlich fremd sind: Regisseuren, Designern, Schauspielern, Schreibern, usw. Diese haben ihre eigenen Ideen, ihre eigenen Vorstellungen, ihre eigenen Ideale. Dadurch entstehen völlig unterschiedliche Arten der Unterhaltung, von lustig über dramatisch bis (ich überspitze absichtlich) bewusstseinserweiternd. Zumindest gibt es doch diese Leute, die davon reden: “Dieser Film hat mein Leben verändert!“
Nun kann nicht jeder alles mögen. Geht nicht, hab es selbst probiert. Auch ich hab so meine Probleme beispielsweise mit den Werken aus dem Hause Blizzard oder BioWare. Der Respekt ist da, die Liebe nicht – das ist soweit natürlich. Doch es gibt eine ganz spezielle Art des Dissens, die ich mich jedes Mal auf die Palme bringt: Wenn ein Film oder ein Spiel schlecht geredet wird, “nur“ weil es von anderer Seite Lob, Geld und Auszeichnungen hagelte. Und darüber möchte ich mich hier und heute auslassen.
Es gibt eine zynische Theorie bezüglich Oscar-prämierter Filme: Sie würden allein aufgrund ihres “Best-Picture“-Status an Wert verlieren, weil sie AUTOMATISCH überbewertet wären. Direkt nach der Verleihung kriechen aus allen Ecken die Motzer heraus, die man in zwei Lager spalten kann: Die einen mochten den Gewinnerfilm sowieso noch nie und schimpfen, dass die Oscars keine Bedeutung mehr hätten beziehungsweise selten die richtige Entscheidung treffen. Mich amüsiert diese Gruppe besonders, wenn sie noch im Jahr zuvor hochzufrieden mit dem Gewinner war, weil da der eigene Lieblingsfilm honoriert wurde…
Die anderen hingegen konnten dem Sieger durchaus etwas abgewinnen, sehen aber nun die Academy-Award-Plakette als falsch an. Plötzlich ziert ein fahler Beigeschmack das eigene Vergnügen, das man beim Betrachten des Filmes habe. Man fühle irgendwie: Diese Honorierung sei (aus rational nicht erklärlichen Gründen) ungerechtfertigt, ergo falle die eigene Achtung vor dem eigentlichen Werk. Klingt bizarr, ist aber so – schaut euch allein diverse Oscarwatch-Webseiten aus dem Jahre 2009 an. Dort könnt ihr Stück für Stück die Hasstiraden bezüglich “Slumdog Millionär“ anschwellen sehen, nur weil das Ding reihenweise Preise abräumte und man dies aufgrund der Konkurrenz von “The Dark Knight“ bis “Milk“ als ungerechtfertigt ansah.
Meine Frage: Was kann denn der Film dafür?
Das eigentlich Bizarre an diesem Phänomen: Es gab zu Beginn genügend Stimmen, die “Slumdog Millionär“ den Ruhm wünschten. Frei nach dem Motto: “The little film that could“, landet fast jedes Jahr irgendein Überrachungskandidat auf dem Parkett, der bei den Oscars gegen die groß produzierten Boliden antreten muss. Nur im Nachhinein bekommen solche “kleinen“ Filme, die am Ende als Sieger aus dem Rennen gehen, oftmals eines auf den Sack – siehe “Miss Daisy und ihr Chauffeur“, “Eine ganz normale Familie“ oder “Kramer gegen Kramer“, die respektive “Geboren am 4. Juli“, “Wie ein wilder Stier“ sowie “Apocalypse Now“ die Statuette “gestohlen“ haben sollen.
Ob nun der eine oder der andere Film hätten gewinnen “müssen“, darum geht es hier nicht. Aber selbst wenn der “Verlierer“ im Laufe der Folgejahre einen besseren Stellenwert unter Filmliebhabern erlangt, ist der “Gewinner“ nicht automatisch schlecht. Und doch wird er allzu oft schlecht gemacht.
Noch nicht deutlich genug? Ich brauche nur ein Wort: “Titanic“. Das Ding hat nicht nur elf Oscars kassiert, sondern ist der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten. Trotzdem muss ich mich jedes Mal dafür schämen, wenn ich ihn als meinen persönlichen Lieblingsfilm bezeichne (das ist kein Witz, lacht mich ruhig aus! Da, ich schäme mich schon wieder). Das Geätze und das Auseinanderreißen jeder kleinen wie großen Schwachstelle hat dem Streifen eine empfindliche Narbe verpasst. Ich verwette mein Leben darauf: Ohne den kommerziellen Erfolg wäre “Titanic“ beliebter oder, besser andersherum, weniger verhasst. Meine Lieblingsausrede übrigens, warum selbst überzeugte Hasser sich das Ding im Kino angesehen hätten: “Meine Freundin hat mich mit rein geschleppt…“. Na, wenn dem WIRKLICH so ist: Dann zerrt doch “sie“ das nächste Mal in den neuen Coen!
Im Spielbereich gibt es ähnliche Phänomene, wobei dort weniger die Auszeichnungen oder der kommerzielle Erfolg ausschlaggebend sind, als vielmehr die berühmt-berüchtigten Wertungen diverser Magazine. Am heftigsten hat es “Grand Theft Auto 4“ erwischt: Das Spiel hat Prozent-technisch einen Rekord nach dem anderen gebrochen, in vielen Zeitschriften gar die Bestmarke geknackt und trotzdem so gut wie keinen “Spiel des Jahres“-Preis gewonnen. Ich weiß, wovon ich rede: Auch ich habe zum Release-Zeitpunkt heftigst über “Grand Theft Auto 4“ gejubelt, aber acht Monate später bei der GOTY-Wahl lieber “LittleBigPlanet“ aufgrund seiner Originalität bevorzugt.
Heute bereue ich diese Entscheidung – denn sie ist in der Tat mit dadurch entstanden, dass “Grand Theft Auto 4“ auch aus meiner Sicht nicht diesen Überstatus verdiente, den das von Hype getränkte Wertungsbild suggerierte. Erst als ich im Nachhinein sämtliche GOTY-Auszeichnungen in meinem Umfeld verfolgte und merkte, dass Rockstars Hit so gut wie gar nicht vertreten war, bereute ich diese Entscheidung – aus dem Backlash wurde ein Backlash des Backlashs.
Oder nehmen wir ein älteres Beispiel: “Magic Carpet“. Peter Molyneux mag inzwischen etwas abgedreht und weltfremd sein, jedoch haben wir dem Mann einige brillante Spielkonzepte zu verdanken. Darunter gehört auch dieser Teppichflugsimulator, der allein von seinem Spielgefühl her bis heute einen würdigen Nachahmer sucht. Grafisch und musikalisch top, funktioniert die Mischung aus Ballerei sowie Mana-Sammelfreude einwandfrei. Das Spiel bekam (zumindest in Deutschland) extrem hohe Wertungen und kurz darauf die entsprechenden GOTY-Preise.
Nur wenn ich heute mit einem PC-User der damaligen Zeit über “Magic Carpet“ rede, dann höre ich fast durchweg Vorbehalte oder Zweifel. Die positive Erfahrung, die mutmaßlich vor 18 Jahren stattgefunden haben muss, ist anscheinend bei so gut wie keiner Person mehr präsent. Es kommt seltsamerweise auch keine konkrete Kritik zustande, sondern eher ein schwammiges: “Es war nicht so gut.“. Man erinnere sich viel lieber an das zum gleichen Zeitpunkt erschienene “System Shock“. Wozu ich gleich sagen muss: Ja, das war ähnlich brillant. Aber hatte es nicht aufgrund der überkomplexen Steuerung, den hässlichen Pixelbrei-Gegnern sowie der enorm Hardware-hungrigen Technik gravierendere Schwachstellen als der Hit aus dem Hause Bullfrog?
Ansonsten sind es Fortsetzungen, die von der Kritikerzunft gelobt wird, die jedoch aufgrund ihrer Andersartigkeit die Fans der Vorgänger zu sehr enttäuschten. “Final Fantasy 12“ hat keine gescheite Lovestory mehr und das Kampfsystem wurde völlig umgekrempelt. Mastermind Yasumi Matsuno hat die bewährten Mechanismen größtenteils ignoriert und schlicht sein Ding durchgezogen. Dieser Mut an Neuerungen wurde mit euphorischen Kritiken und ebenso mit dem einen oder anderen GOTY-Preis belohnt. Aber der Ruf heutzutage? Ein mittelmäßiger Titel einer legendären Serie – und ich behaupte ganz frech: Dieses Bild ist vornehmlich deshalb entstanden, weil “Final Fantasy 12“ “anders“ ist. Über ähnliches Schlechtgerede bezüglich Hitoshi Sakimotos brillantem Soundtrack möchte ich hier gar nicht erst anfangen…

Zu viel Kampf, zu wenig Liebe: Final Fantasy 12 verprellt die Fans, weil es anders sein wollte. (Bild: Square-Enix)
All diese Beispiele haben jedenfalls eine Gemeinsamkeit: eine Enttäuschung. Man hat einen enorm erfolgreichen Film gesehen und wundert sich anschließend, wie dieser Erfolg zustande gekommen sei. Man kauft ein hoch bewertetes Spiel und fragt sich, weshalb es von allen Kritikern frenetisch bejubelt wurde. Man schaut sich den neuen “Best-Picture“-Gewinner an und begreift nicht, warum der selbst bevorzugte Konkurrent verloren hat. Mein Rat an euch: Nehmt das alles nicht so ernst. Großes Geld, viele Awards, hohe Wertungen – das ist letztlich Schall und Rauch. Natürlich ist es faszinierend, wenn Rekorde gesprengt oder Statistiken auf den Kopf gestellt werden. Doch am Ende zählt nur das Ergebnis: Nämlich was IHR über den Film oder das Spiel haltet. Und mal ehrlich: Ist es nicht seltsam, wenn man über etwas schlecht denkt, weil die anderen es für gut befinden?
Final Fantasy ist ja sowieso DAS Beispiel. Wenn die Rede auf diese Serie kommt, dann kommen alle “Altfans” aus ihren Löchern und schimpfen auf die neuen Teile. Die sind allerdings eigentlich super Spiele, wenn man sie für sich betrachtet und nicht FF drauf stehen würde, dann würden alle JRPG-Fans sie lieben. Aber weil 13 “anders” ist, moderner, casualisierter, für eine größere Zielgruppe, wird es regelrecht gehasst. In das Bienennest mit 13 wollte sich der Autor hier ja auch nicht setzen sondern hat lieber Teil 12 als Beispiel gebracht … ^^
Ich mag z.B. beim ach so gelobten 6. Teil das planlose rumlaufen nicht. Weil man dabei eben dauernd auf Zufallsgegner trifft. Für mich ist das heute Design aus der Hölle! Nur sagen darf man das natürlich nicht …
design aus der hölle, sehr gut spirtogre :D
der bericht ist sehr interessant, das viele schlecht reden ist halt typisch deutsch würde ich sagen. ist doch das gleiche bei musik, keiner hat modern talking gehört aber sie haben die meisten platten aller zeiten verkauft. das problem ist also eher das die menschen nicht zu dem stehen was sie mögen weil es irgendeinen kritiker gibt der es schlecht redet und dann wird es dem der das mag peinlich und er steht nicht mehr zu seinen taten. was spirtogre zum beispiel mit final fantasy meinte kann ihm recht geben, allerdings bin ich selbst als großer final fantasy fan der meinung das die final fantasy teile ab teil 10-2 immer schlechter werden, also ffx-2 war meines erachtens der letzte wirklich gute und den schönsten fand ich ff8, also bin ich selber einer der nörgler :D