Weihnachten 2012: Der (letzte) Polygamia-Wunschzettel

20. Dezember 2012

Das hat doch alles keinen Sinn! Wir eilen von Geschäft zu Geschäft, stöbern verzweifelt in unzähligen Onlineshops und kaufen den Lebensmitteldiscounter um die Ecke leer. Nur wozu dieser ganze Stress und die Panik? Für Weihnachten?

Weihnachten tritt auf das Ende...hm..

Weihnachten trifft auf das Ende…hm..

Erleben wir doch eh nicht mehr  – mit etwas Glück Pech. Wieso wir uns eigentlich an dieser Stelle die Mühe gemacht haben, unsere Wünsche aufzuschreiben? Der Weihnachtsmann wird sie uns vermutlich eh nicht erfüllen können. Gerüchten zufolge wird er während seiner Schlittenfahrt vom Blitz getroffen, die verkohlten Überreste werden in einem alles verschlingenden Wirbelsturm verschwinden. Traurig? Ja, bestimmt.

Sei’s drum. Für die Nachwelt (?) hinterlassen wir unsere Wünsche. Sollte es einen 22. Dezember 2012 geben – wir nehmen die Geschenke gerne auch diese Jahr entgegen. Und wenn nicht? Dann ist’s eh Wurscht. Übrigens glauben wir nicht, dass der Weltuntergang dem Hype gerecht wird. Nach dem Release dürfte gewiss kaum noch jemand mehr über ihn sprechen….

Sebastian bittet den Weihnachtsmann um…

…einen “Grimlock”-Keller

Hauskeller haben in der Regel zwei Eigenschaften: Sie riechen muffig und sind immer zu klein! Insbesondere Letzteres ist ein signifikantes Phänomen, welches besonders deutlich nach einem Umzug in vermeintlich größere Wohnobjekte zu Tage tritt: Egal ob zwei oder 20 Quadratmeter Abstellfläche zur Verfügung stehen, der Mensch wird in kürzester Zeit jeglichen Platz zumüllen! Und wenn dann auch noch Kinder dazu kommen, ist es mit der Illusion von einem aufgeräumten Keller mit genügend Bewegungsfreiheit und ohne Sperrmüllcharakter sehr schnell vorbei.

Daher wünsche ich mir vom Weihnachtsmann einen neuen Keller im Stil der Verliese von „Legend of Grimrock“! Nicht nur, dass es selbst mir schwer fallen dürfte, diese überdimensionale Fläche an verwinkelten Gängen und Räumen komplett vollzustellen. Das Praktischste daran wären die „Sicherheitsvorkehrungen“, mit denen ein unkontrolliertes Abladen von Plunder aller Art verhindert werden könnte. Zum Beispiel würden bestimmte Bereiche nur mit einem speziellen Schlüssel zugänglich gemacht, welcher wiederum in einer Nische am Ende eines langen Ganges liegen würde, der von mindestens vier Fallgruben geschmückt wird. Diese ließen sich nur schließen, wenn ein Edelstein in das Auge einer Wandstatue am Beginn des erwähnten Gangs eingesetzt wird. Und den Edelstein verwaltet Papa – hehehe!

Und diese freundlcihe Herr bewacht dann meine Spiele-Sammlung

Und diese freundliche Herr bewacht dann meine Spiele-Sammlung…

Blöd wäre natürlich, wenn das mit dem Weltuntergang am 21. doch eintrifft, denn dann würde der neue Keller, in dem ich ganz locker auch ein solches Ereignis überleben würde (ganz nebenbei im aufgeräumten Zustand), ein paar Tage zu spät eintreffen!

…einen Nano-Port

Sehen wir es doch ein: Unsere körperliche Fähigkeiten sind den Herausforderungen, die einige Computerspiele an uns stellen, nicht mehr gewachsen. Die in diesem Jahr neu erschienenen Sportspiele wie „NBA 2K13“, „NHL 13“ oder „FIFA 13“ verlangen für etliche Spielaktionen einen Bewegungsablauf, der die normal-menschliche Fingerakrobatik weit überschreitet. Fatalerweise ist es irdisch Sterblichen nicht möglich, im immer populäreren Online-Wettbewerb Erfolge zu feiern, da sich beim Versuch, mehrere unterschiedliche Finger beider Hände gleichzeitig, aber unabhängig voneinander zu bewegen, schwerwiegende Sehnenabnutzungen einstellen.

Ich habe mittlerweile eingesehen, dass es nichts bringt, auf eine Rückbesinnung auf die guten, alten Zeiten zu hoffen, in denen mit wenigen Knöpfen (oder gar Tasten auf dem Keyboard, Gott bewahre) alle notwendigen Bewegungsoptionen zur Verfügung standen. Daher möchte ich den Schritt nach mit der physischen Aufrüstung wagen! Wer erinnert sich nicht noch an die aussagekräftige Szene aus dem ersten „Matrix“-Streifen, in der Trinity mittels Direkteinspeisung durch einen an ihrem Kopf angebrachten Nano-Port in Sekundenschnelle das Handwerkszeug zum sicheren Steuern eines Helikopters erlangte? Für die Steuerungskonfiguration von modernen Computerspielen ist eine derartige Form des e-Learning doch wie geschaffen, weswegen ich den Weihnachtsmann in diesem Jahr darum bitten würde, mir einen derartigen Port im Hirn einzusetzen.  Und wenn er dann gleich noch die Konfigurationssoftware für die oben genannten Spiele mitliefert, hätte ich auch mal wieder strahlende Augen unter dem Weihnachtsbaum – angesichts der sich abzeichnenden Erfolge im Sportspielsektor!

Andys kruden Wünsche sind…

…Gehirnimplantate (mit Fernbedienung)

Ich verrate euch ein Geheimnis: In mir stecken zwei Persönlichkeiten – mindestens. Die eine bezeichne ich als mich “selbst“ und die andere als meinen “Kopf“. Gerade in diesem Jahr ist so einiges passiert, bei dem ich “selbst“ meinen “Kopf“ nicht unter Kontrolle hatte. Das ist keine gute Sache, sage ich euch. Deshalb möchte ich ein Gehirnimplantat, welches sich mit Datenträgern füttern lässt, die wiederum jeweils einen Teil meiner Persönlichkeit beherbergen. Per Knopfdruck beziehungsweise Fernbedienung schalte ich dann problemlos zwischen diesen Daten hin und her. Damit könnte ich dann selbst bestimmen, wann welcher Teil zum Vorschein kommt. Wobei… wenn ich an dieses Jahr hier denke… mein “Kopf“ würde wahrlich erschreckend selten zum Zuge kommen…

Und damit ich mich noch gezielter aus jeglicher Verantwortung flüchten kann, wenn ich gerade mal wieder völlig überfordert mit dem Leben und allem, was damit zusammenhängt, bin, wünsche ich mir noch einen Standby-Schalter. Der ist dann auch für euch vorteilhaft: Ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr mich wieder einschaltet oder nicht…

…ein Umhang

Morgen ist es soweit: Der Weltuntergang steht vor der Tür. Hat doch die Boulevard-Presse… äh… die Glaskugel-Wahrsager… öhm… der Maya-Kalender gesagt. Was? Die Welt soll nur in der Form enden, wie wir sie kennen? Kein Untergang? Keine Feuersbrunst? Kein postapokalyptisches Szenario? Papperlapapp! Ich hab da was anderes gelesen. Und ich glaube blind allem, was ich geschrieben habe (Memo an mich: Vielleicht sollte ich öfters lesen, was ich selbst zu Papier bringe…?).

Einen schicken roten Mantel möchte Andy. Oh...was der Weihnachtsmann dazu sagt? (Foto: Sony)

Einen schicken roten Mantel möchte Andy. Oh…was der Weihnachtsmann dazu sagt? (Foto: Sony)

Jedenfalls ist am 21.12.2012 Schluss mit lustig, da bin ich mir sicher – das seh’ ich doch schon an dem Datum mit den vielen Einsen und Zweien. Zahlen und Statistiken sind doch der Allheilbringer, die ultimative Wahrheit! Sind doch von Menschen gemacht und die haben IMMER (!) Recht. Ruhe, jetzt! (ächz, ich bräuchte gerade diese vermaledeite Fernbedienung).

Egal wie: Am Ende bleibt nur noch Wüste. Sollte ich dies soweit noch erleben, bräuchte ich einen Umhang, vorzugsweise in einem feschen Rot. Schließlich möchte ich meiner letzten Reise mit Würde und mit Stil begegnen. Fest das Ziel im Auge behalten, würde der Umhang nicht nur meine Gestalt verbergen, sondern sie auch vor dem heißen Sand schützen. Dann schaffe ich alter Sack es sicherlich auch noch einmal, bis zum Berggipfel zu marschieren und die Absolution zu erfahren.

Sven hätte gerne…

…ein Spiel, das länger als ein paar Tage fesselt

Hah! Jetzt mach’ ich es dem Weihnachtsmann schwer! Denn ich wünsche mir ein Spiel von ihm, das mich wirklich lange Zeit fesselt. Vom Anfang bis zum Schluss! Gerne ein paar Wochen oder Monate. Aber er soll mir gefälligst nicht mit irgendeinem Multiplayer-Gedöns kommen. Mag ich nicht. Will ich nicht. Und ich wäre froh, wenn dieses Werk auch länger im Gedächtnis der Menschheit bleibt. Mal ehrlich: Wisst ihr noch, was Anfang des Jahres gehypt wurde? Heutzutage sind Spiele kaum mehr als ersetzbare Konsumprodukte, die schnell gekauft, gezockt und zur Seite gelegt werden sollen. Die nächsten Games warten schließlich schon darauf, erworben zu werden. Nein, ich will wieder etwas haben, von dem ich träume, das mich vielleicht sogar emotional bewegt, das mich nicht zu einem stumpfen Soldaten macht. Ein Spiel, welches mich in den ersten Minuten in den Bann zieht, mich gefangen und auf eine Reise nimmt. Kein dahin gerotzter  Scheiß. Ich mag nicht erst eine Stunde spielen, bis der Spaß aufkommt. Ich brauche keine riesige Spielewelt, Millionen Nebenmissionen und die ganzen anderen Trends der Gegenwart.

Ich will ja nicht sagen, dass unter den dieses Jahr veröffentlichten Titeln ausschließlich Murks war, nur ich konnte mich viel zu selten durchringen, länger als nötig die Blockbuster 2012 spielen zu wollen. Letztlich wird mir fast immer Identisches in neuer Fassade geboten. Werd’ ich langsam zu alt für die digitale Zerstreuung? Ach, was! Soll sich der Weihnachtsmann was einfallen lassen, wie er mir wieder meine Begeisterung fürs Spielen zurück bringen kann. Von mir aus kann er sich da mit den Entwicklern dieser Welt absprechen – Hauptsache, er beeilt sich….

 …einen Early Adopter-Blocker

Vermutlich hat mich eine Zigeunerin auf einem gruseligen Jahrmarkt verflucht. Seitdem ich irgendwie Geld verdiene, muss ich mir fast jeden Mist am Releasetag kaufen. Und so liegt hier seit Februar die PlayStation Vita herum. Ich mag das Ding, echt jetzt! Aber wo sind die Spiele? Das ist ja schlimmer als beim 3DS, von dem ich natürlich das XL-Modell besitzen musste. Fragt nicht, wieso. Und mit der Wii U hab ich mittlerweile auch so meine Problemchen. Klar, ich war neugierig und wollte die Konsole unbedingt haben. Nur auch hier gibt’s für mich kaum geeignete Spiele. Dieses Jahr hätte ich sooooooo viel Geld sparen können, wäre ich nicht ein so dämlicher Early Adopter.

So oder so ähnlich sieht der E.A.-Blocker aus. Angeblich. (Foto: Nike.com)

So oder so ähnlich sieht der E.A.-Blocker aus. Angeblich. (Foto: Nike.com)

Diese Dummheit soll jetzt ein Ende haben. Mit dem E.A.-Blocker. Das elektronische Stirnband setze ich mindestens eine Woche vor der Veröffentlichung einer neuen Hardware auf, die ich mir sonst ohne zu zögern kaufen würde. Dank leichter Stromstöße und einer effektiveren Autosuggestion komme ich im Schlaf zur Vernunft, setze virtuell meine rosarote Brille ab und beäuge skeptisch das neue Produkt. Dank einer passenden App für mein iPhone 5 (natürlich auch dieses Jahr gekauft…) kann ich die Intensität dem Hype um eine neue Konsole oder gar einem Spiel anpassen. Bei einem Xbox 360-Nachfolger gibt’s folglich Starkstrom, beim nächsten “Call of Duty”….brauch ich das Stirnband gar nicht aufsetzen. Es existieren ja ein paar Ausnahmen,  bei denen mein Hirn nicht diese lästigen Aussetzer hat. Zum Glück. Trotzdem: So ein E.A.-Blocker wäre für mich eine Bereicherung, würde ich doch sehr viel Mammon nicht sinnlos zum Fenster rauswerfen, sondern einfach warten, bis sich zum Beispiel eine Konsole etabliert – oder eben nicht. Tja, lieber Weihnachtsmann. Kannst du mir diesen Wunsch erfüllen?

Andreas wünscht sich…

…keine eingeschnappten Fans

Arschlochgamer, Generation Arschgesicht – egal, wie man euch nennt. Ich meine Fans, die alles besser wissen, sich über jeden Prozentpunkt aufregen und Petitionen gegen das Ende ihre Lieblingsspiels unterschreiben. Leute, ihr habt kein Recht dazu! Ihr könnt es besser? Dann lernt programmieren! Kein Entwickler ist euch Rechenschaft schuldig – auch wenn sie Mist bauen. Wobei in meinem Fall Shephard&Co von Anfang an…aber lassen wir das.

Wenn ihr wissen wollt, was in der Spielebranche schief läuft, dann schaut in den Spiegel. Ihr wurdet zwar in den letzten Jahren von der Branche gehegt und gepflegt, aber irgendwann ist Schluss. Ist natürlich einfach hinter einem Nickname zu verstecken und abzuledern. Aber wisst ihr: Manchmal muss man mit Dingen leben, die einem nicht passen. That’s life!

…Verantwortung

Ich wünsche mir mehr Sinn für Verantwortung bei einem Medium, das Milliardenumsätze feiert und als Leit- und Kulturmedium ernst genommen werden will. Ich wünsche mir, dass die Macher einsehen, dass es nicht nur um Spektakel und Gewalt geht, sondern um Aussagen und Botschaften. Es geht um all das, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Und den billigen Porno von Kunst.

Mach mal Pause. Denken statt Ballern. (Bild: Take 2)

Mach mal Pause. Denken statt Ballern. (Bild: Take Two)

Dass so etwas möglich ist, haben “Spec Ops”, “Papo&Yo”, “I am Alive”, “Journey” und einige andere gezeigt. Schade aber, dass Spieler und Fachpresse in veralteten Kategorien denken. Für die einen war es dann nur ein langweiliger Wüstenshooter, ein Alkoholikerdrama mit erhobenem Zeigefinger oder ein verkorkstes Spielkunstexperiment. Deshalb wünsche ich mir auch mehr Verantwortung bei den Profis, dass sie ihr Fachgebiet ernst nehmen und erkennen, dass sie Kunst nicht in Zahlen messen können. Es ist mehr als nur ein Spiel.

Und was wünscht ihr euch zu Weihnachten?

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2 comments on “Weihnachten 2012: Der (letzte) Polygamia-Wunschzettel

  1. Ich wünsche mir, dass die Firmen wieder Modding-Tools für ihre Spiele herausgeben, damit die Community kreative Ideen und Spiele von Spielern für Spieler herausbringt.

  2. Wieso Modding? Selber machen!

    Dazu gibts doch die GameJams mittlerweile wie Sand am Meer. Auch Tools und SDKs und Game Engines usw. usf.

    Ran ran und beim nächsten Ludum Dare einfach mal mitmachen.

    Moddings-Tools pah, das war vor dem Weltuntergang ;)