Mehr oder weniger unbemerkt hat sich in den letzten Jahren ein Subgenre der Fantasygeschichten in den Kinos breitgemacht: Märchenfilme – aber für ein erwachsenes Publikum. “Maleficient”, “Tale of Tales“, “Red Riding Hood”, “Jack the Giantslayer” oder auch das blutig-trashige “Hänsel & Gretel: Witchhunters” – sie alle beruhen auf klassischen Märchen, sind aber aufgrund eines düstereren Ansatzes nicht (immer) für Kinder geeignet. Auch “Snow White and the Huntsman” (Originaltitel: “The Huntsman: Winter’s War”) gehört in diese Reihe. Und eben dieser hat nun einen Nachfolger bekommen. Schon etwas verwunderlich, da der erste Teil nicht eimal seine Produktionskosten wieder eingespielt hat.
Frozen für Erwachsene?
Thor aka Chris Hemsworth tauscht also erneut Hammer gegen Axt ein, um sich einer weiteren Königin in den Weg zu stellen. Freya, die mit eisigen Kräften ausgestattete Königin des Nordens, will das gesamte Land erobern. Bis zum Königreich von Schneewittchen und William ist sie mit ihrem Heer schon vorgedrungen. Schneewittchen selbst leidet unter dem dunklen Einfluss des Spiegels, und so sollte dieser zum heiligen Ort gebracht und dort zerstört werden. Der Trupp kam jedoch nie zurück. Daher wird der Huntsman Eric um Hilfe gebeten.

Eric und Sara. Zwei Huntsmen, die sich lieben, es nicht dürfen und dennoch tun. (Foto: Universal Pictures)
Der Film ist ähnlich wie der Vorgänger zunächst einmal nette, leicht verdauliche Unterhaltungskost, ohne dabei allzu plump zu sein. Der Plot ist zwar nicht revolutionär, aber solide. Die Handlungsorte sind abwechslungsreich, die Actionsequenzen in Ordnung und die Dialoge mal ernst, mal witzig. Selbstverständlich reicht “The Huntsman & The Ice Queen” nicht an Fantasyepen wie “Der Herr der Ringe” heran. Es ist alles eine Nummer kleiner, auch wenn Regisseur Cedric Nicolas-Troyan in seinem Debüt viele gute Elemente von “HdR” gelernt hat. Es verwundert auch nicht, dass der Film vor allem optisch einiges hermacht. Denn Nicolas-Troyan kommt aus der Visual-Effects-Ecke, war für den ersten “Huntsman”-Film sogar für einen Oscar nominiert.
Gute Schauspieler in schwachen Rollen
Schaut ihr jedoch etwas genauer hin, offenbaren sich dann auch Muster und deren Schwächen im Plot. Obwohl wir mit Charlize Theron, Emily Blunt und Jessica Chastain drei außerordentlich gute Schauspielerinnen bekommen, sind ihre Figuren leider zu simpel geschrieben, um ihnen etwas Tiefe zu verleihen und sie interessant zu machen. Chastains toughe Kriegerin Sara verhält sich oft stur und bockig. Außerdem widersprechen sich gerade im Wechselspiel mit Eric Charakter und klassische Rollenbilder. Theron gibt die rachsüchtige Ravenna zwar schön böse und rücksichtslos, doch leider auch eindimensional. Hinzu kommt, dass bis zuletzt unklar ist, wie gefährlich sie wirklich ist und somit die Zuschauerschaft die Bedrohung schwer einzuschätzen vermag. In einem Moment erscheint sie übermächtig und haut 20 SoldatInnen zum Klumpatsch, im nächsten kann sie sich kaum gegen einen einzelnen Mann mit einer Axt verteidigen. Das passt nicht ganz zusammen.
Und die titelgebende Eiskönigin Freya? Blunt überzeugt als Frozen gone bad, aber auch hier hakt der Film letztendlich. Denn die krude und recht verkrampfte Erklärung für ihren Eroberungsfeldzug lässt mich von Anfang an an ihr zweifeln. Hinzu kommt der mehr als offensichtliche und vorhersehbare Twist in ihrem Handlungsstrang am Ende.
Im Gegensatz zu Genrekollegen wie “Tale of Tales” oder “Maleficient” verharrt “The Huntsman & The Ice Queen” zu sehr an der Oberfläche und in etablierten (narrativen und inszenatorischen) Mustern. So ist der Film eben nur: mittelmäßige Unterhaltung.
“The Huntsman & The Ice Queen” von Paramount Pictures läuft ab dem 7. April 2016 in den deutschen Kinos.