Die Luft ist raus. Mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1“ schlägt Hollywood das letzte Kapitel der Fantasy-Saga auf.
Es ist ja nicht so, dass ich Harry Potter hasse. Im Gegenteil, die ersten vier Bände habe ich verschlungen, aber danach wurde aus der unterhaltsamen Lektüre harte Arbeit. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Autorin J. K. Rowling eher nach Seiten als nach Inhalt bezahlt wurde. Der Hauptplot wurde mühsam zu Ende gebracht (OK, Dumbledore vs. Snape war gut) und dazwischen herrschte Leerlauf. Ein bisschen Hokuspokus, ein bisschen Weltuntergangsstimmung, aber sonst? Da war es schon ärgerlich, dass es in den Romanen kaum so eine Art Subkultur gab – alles war ziemlich politisch korrekt und die „sexuelle Revolution“, sprich Pubertät, ging an Harry vorbei. Die Krönung war dann konsequenterweise eine der unglaubwürdigsten Liebesgeschichten der Populärliteratur – Harry und Ginny. Das ist bedauerlich, denn die Romane sind schließlich Jugendliteratur. Es geht im Kern ums Erwachsenwerden, erste Liebe und Rebellion, aber davon finden sich bei „Harry Potter“ nur Bruchstücke. J. K. Rowlings Fantasy-Märchen entpuppt sich am Ende als ein hohles Special-Effects-Abenteuer, bei dem die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt.
Die „Potter“-Verfilmungen hatten von Anfang an das Problem, sich zu sehr an die Vorlage zu halten. Da gab es kaum Spielraum für Experimente und so waren sie weniger eigenständige Werke, als vielmehr Dienst am Fan. Das ist ziemlicher Quatsch, denn es ist im Grunde ganz einfach: Buch und Film sind zwei unterschiedliche Medien mit Stärken und Schwächen. Wo bitte schön liegt der Sinn, die Spannung oder die Überraschung, wenn ich ein Buch fast Seite für Seite verfilme? Ist es nicht eine ziemliche Beleidigung für das Medium Film, wenn ich es einem solchen Diktat unterwerfe? Es gibt Gegenbeispiele in der Unterhaltungsliteratur. Der Roman „Nothing lasts forever“ von Roderick Thorp (1979) ist kein besonders tolles Buch, die Verfilmung „Stirb langsam“ schon eher (zugegeben „nur“ ein Actionfilm). Vor allem weil es auf Bilder und Figuren setzt. Der Held ist nicht wie im Roman ein Rentner, der seine Tochter rettet, sondern ein Cop, der seine Frau zurückhaben will und nebenbei ein ganzes Hochhaus von Terroristen räumt. Dagegen ist fast jede Stephen-King-Verfilmung ein Desaster. Wo der Autor versucht, plumbe Gewaltakte psychologisch zu erklären, setzen die meisten Verfilmungen auf Blut und Effekte. Das ist einfach und billig. David Yates „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1“ zählt zu dieser zweiten Kategorie.
Am Anfang des Films stehen Harry & Co. vor dem Nichts. Dumbledore ist tot, Voldemort so gut wie am Ziel und von den Horcruxen fehlt jede Spur. Wer jetzt nicht weiß, um was es geht – die vorhergegangenen Filme sind Pflicht. Die Macher kümmern sich wenig um das Vorwissen des Zuschauers und überfallen Unkundige mit dem Harry-Potter-Code. Schließlich – nachdem eine Flucht misslungen, ein Verräter enttarnt und ein Ministerium beraubt sind, machen sich Harry (Daniel Ratcliffe), Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) auf eine lange Reise zum nächsten Horcrux. Aus dem Hokuspokus wird eine kammerspielartige Dreiecksbeziehung in der man sich streitet, trennt und küsst. Als erfahrener Zuschauer weiß man natürlich, was dahinter steckt. Die Helden begeben sich symbolisch auf eine „Reise ins Ich“, bekennen sich zu ihrer Schuld und ihren Fehlern, schöpfen neue Kraft und werden am Ende dem Bösen gestärkt entgegentreten. Das ist ein dramaturgisch und psychologisch wichtiger Kniff um das letzte Kapitel in einer Geschichte einzuläuten. Nur funktioniert es hier nicht: die Dialoge sind platt und die Schauspieler beherschen nicht mehr als zwei Gesichtsausdrücke. Zudem wirkt der Versuch von Regie und Drehbuch dies als tiefgründig zu verkaufen forciert und penetrant – frei nach dem Motto „Achtung, Anspruch!“. Kurzum, das wirkt unbeholfen, langweilig und wenig glaubwürdig.
Unerwartet gibt es hier einen Moment, der das alles fast vergessen lässt. Nachdem Ron aus Eifersucht seine Freunde verlassen hat, erklingt aus dem Radio ein Song von Nick Cave & The Bad Seeds: „O Children“. Für Hermine und Harry ist es absolute emotionale Tiefpunkt und da beweist der Titelheld Größe. Harry ergreift die Hand seiner besten Freundin und gemeinsam tanzen sie zu der melancholischen Musik. Hier geht es um Liebe, aber nicht um Romantik. Es geht um Trost, Vertrauen und Hoffnung, alles tiefgründige Themen, die man in einem solch oberflächlichen Spektakel am wenigsten erwartet hätte. Es ist fast schon tragisch, dass dieser Moment ein Fremdkörper in der Handlung ist und davor danach verläuft die Geschiche in den gewohnten Bahnen.
„So schlecht war der aber nicht“, werden einige Zuschauer sagen. Sicher, wer das Buch gemocht hat, wird an diesem Film kaum etwas auszusetzen haben. In den gut 2 ½ Stunden geht der Film fast jede Seite durch und lässt beim Fan wohl kaum einen Wunsch offen. Technisch ist alles auf einem hohen Niveau und man bekommt am Ende ein bisschen Tragik und einen effektvollen Cliffhanger. Wer aber mehr erwartet, sollte gewarnt sein. David Yates’ Film ist purer, nichtssagender Mainstream. Ich wage zu behaupten, dass man den Stoff des letzten Romans auf einen Film hätte kürzen können, doch zwei Teile sind nun Mal gewinnträchtiger. Da ist es schon verwunderlich, dass in letzten Minute die „hippe“ 3D-Version gestrichen wurde. Ein kurzer Moment der Einsicht? Wohl kaum, sondern eher Pragmatismus um den Film rechtzeitig in die Kino zu bekommen. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1“ ist als Film so nötig wie ein Kropf.
Arbeiten am Sonntag (auch noch Totensonntag)?
Ich schreibe mal was mir so einfällt; ist daher ein wenig durcheinander. Zu dem Film kann ich noch nichts sagen, ich werde hpudhdt.1 heute Abend im Kino sehen, aber war es nicht zu erwarten, dass der Film nichtssagender Mainstream wird? Die Bücher sind doch auch purer Mainstream. Ich sehe mir diesen Film auch nur wegen dem Unterhaltungswert (Special FX) an und nicht, weil ich eine tiefgründige Geschichte erwarte. Ich gebe auch ehrlich zu, ich bin nicht gerade der größte Fan von dem Stoff. Ich finde sogar das die Schriftstellerin viel zu sehr in den Himmel gelobt wird. Frank Herbert, Stephen King, Terry Pratchett, Dan Simmons -> DAS sind für mich Schriftsteller. Ich kann nur hoffen das Der dunkle Turm ordentlich verfilmt wird (wenn er denn jetzt endlich mal verfilmt wird).
Allerdings finde ich es gut, wenn sich Regisseure genau an die Vorlage halten. Wenn der Herr Regisseur meint, er könne die Geschichte besser erzählen (wie z.B.: bei Herr der Ringe) dann soll er sein eigenes Buch schreiben. Ich will das sehen, was ich als Buch mochte und nicht eine Interpretation dessen.
Guter Artikel in gewohnter Qualität :)
Ich mag Filme von Michael Haneke, Marcos Bernstein und Pedro Almodóvar, aber auf der Gegenseite auch von Danny Boyle, Oxide und Danny Pang, sowie Paul WS. Anderson. Wie passt das zusammen? Vermutlich gar nicht, aber ich mag anspruchsvolles Arthaus Kino ebenso wie eher auf Form und Farbe fokussierenden eindimensionalen Schabernack, solange beide Seele zeigen. Insofern kann ich deinen Ärger über den aktuellen Harry Potter nicht teilen, nein, ich wurde sogar ein weiteres Mal positiv überrascht.
Ich kenne die Bücher nicht. Bei dem Versuch den ersten Band zu lesen habe ich sowohl bei der deutschen, als auch englischen Fassung nach zwei Kapiteln aufgegeben, weil ich den Schreibstil fürchterlich fand. Wahrscheinlich hat dieser sich über die folgenden Bücher entwickelt, aber den Versuch habe dann nie gestartet. Die Filme gefallen mir aber insgesamt alle sehr gut (der vierte mit Abstrichen) und ich bin auch sehr gespannt auf den allerletzten Teil. Speziell bei den jüngeren Filmen, wo David Yates Regie geführt hat, gefiel mir neben dem düsteren Look und der ebenso düsteren Atmosphäre, dass alles im Vergleich zu anderen Genrekollegen relativ bodenständig bleibt. Klar gibt es auch mal Actionszenen wo einem die CGI-Effekte um die Ohren fliegen, aber ich habe die Einbindung der Magie trotzdem als behutsam und sinnig empfunden.
Gegenbeispiel: Filme wie Duell der Magier oder Narnia. Abgesehen davon, dass mir die ohnehin nicht besonders gefallen haben, wurde ich auch den Eindruck nicht los, dass man viele Szenen allein der Effekte willen integriert hat. Gerade in Narnia wimmelt es vor Fantasy-Klischees, die selbst in ihrer eigenen Welt nicht plausibel erklärt werden. Manche Sachen sind nur da drin, weil es gut aussehen soll. Das Gefühl hatte ich bei der gesamten Harry Potter-Reihe zumindest im Ansatz nur im vierten Teil.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich fand den aktuellen Film gut, vielleicht sogar sehr gut. Klar ist er nicht so tiefgründig wie zum Beispiel die Filme der oben genannten Künstler, doch das stört mich gerade wegen der Atmosphäre nicht sonderlich.
So nicht. Man merkt, hier spricht einer, der die Bücher nicht gelesen hat, oder sie nicht gemocht hat.
Der Film ist absolut klasse. Es gibt einfach Geschichten, da darf man das Buch nicht verändern. Die Harry-Potter-Filme sollen die Bücher unterstützen, die müssen/dürfen gar kein eigenes Kunstwerk sein! Der Film hält sich unglaublich gut an das Buch, beachtet vor allem die wichtigen "Kleinigkeiten" wie die Szenen am Anfang, mit Hermine und ihren Eltern, mit den Dursleys… die Szenen mit Radio Dumbledore sind auch unglaublich gut umgesetzt und vermitteln die Stimmung perfekt.
Harry Potter ist auch kein Jugendroman. Keinesfalls. Oder würdest du Schneewittchen als Jugendroman bezeichnen? Harry Potter ist ein Märchen. Zugegeben, keins von diesen immerfröhlichen aber es ist eins. Die Pupertät geht nicht an Harry vorbei, sondern wird nur in den Büchern nicht sehr oft beschrieben.
Thema Liebe ist in den Filmen in einer herrlichen indirekten Weise umgesetzt. Vor allem im neuen. Ich weiß nicht, ob du nur aus diesem Alter schon raus bist, Sven… Aber nicht nur mir hat die Umsetzung der Beziehungsthematik klasse gefallen! ;)
Kürzen hätte man den Film nicht können. Schon bei älteren Filmen war viel zu viel herausgekürzt worden. Dabei sind gerade die Kleinigkeiten wichtig und das was Harry Potter ausmacht. Zum Beispiel die Stinkbomben im Zaubereiministerium. Sowas gehört einfach dazu. Ohne Dinge wie diese und ohne die ganze, leicht verspielte Art, könnte man die Filme nicht Harry Potter zuordnen.
Auch wenn die Darsteller schon lange nicht mehr niedlich sind. Auch wenn die Handlung immer grausamer wird. Die Geschichte ist die selbe, sie wird bloß in 7, bzw. 8 Tilen erzählt.
@Pasch
Erstmal habe ich den Artikel geschrieben und nicht Sven. Außerdem habe ich alle Bücher gelesen – im Original und war sogar bei den Mitternachtsverkäufen dabei.
Die Harry-Potter-Geschichten sind klassische Jugendromane und handeln vom Erwachsenwerden. Dazu benutzt die Autorin das Märchen/Fantasy-Genre, aber es ändert nichts an dieser Tatsache. Jeder Roman erzählt continuierlich einen neuen Lebensabschnitt in HPs Leben, vom Kind bis zum Erwachsenen. Da ist alles dabei: Freundschaft, erste Liebe, Trennungsangst, Abnabelungsversuche usw.
Grundsätzlich ist der Film ein eigenständiges Medium mit einer eigenen "Sprache". Verlässt sich ein Filmemacher nicht auf diese Stärke, sondern bebildert oder kopiert ein anderes Medium verliert er diesen Bonus. Die Konsequenz: die Verfilmung eines Buches ist dem Vorbild unterlegen. Warum brauche ich dann noch einen Film, wenn ich die perfekte Version der Geschichte als Buch habe?
Unser Problem: Du willst einen möglichst werkgetreuen Film, ich nicht. Das ist nur bedingt machbar, da im Film gar nicht die Zeit dafür da ist. Dadurch wirst du wahrtscheinlich immer sagen, dass die Filme zwar schön sind, aber mit dem Buch nicht mithalten können. Ich meine aber, dass es sehr wohl möglich ist. Man muss nur den Mut dazu haben. Ich hätte mir in diesem Film mehr Momente im Stil der Tanz-Szene gewünscht. So aber kann ich jedem nur unverbindlich raten, dass Buch zu lesen, anstatt ins Kino zu gehen.
Vorab – ich habe die sieben Bände sehr gerne gelesen, ab Band 4 auf englisch, da ich nicht abwarten wollte. Ein schönes Beispiel dafür, wie eine Welt mit dem Protagonisten wächst bzw. ihre Untiefen offenbart, wo alles als leicht und Spiel erschien.
Die Filme – uff. Der erste war noch toll, wenn auch etwas hastig geschnitten. Nach dem dritten oder so habe ich das intensive Interesse verloren und sie angesehen, wenn man Kinotag war. Spätestens Potter 7-1 ist erzählerisch der absolute Reinfall. P71 sieht toll aus, keine Frage. Das Design ist liebevoll und hochwertig, der Sound kommt richtig gut und Emma Watson sieht auch wooah aus. Einen Erzählfluss aufzubaue, gelingt P71 kaum.
Vielleicht hätte ich mir einfach nicht am Tag zuvor die Back to the Future Trilogie reinziehen sollen – im Vergleich zu diesen Tming-Meisterwerken kam mir P71 einfach nur wie eine lose Aneinanderreihung von Szenen vor, bei denen der Kitt wohl aus der Leseerfahrung kommen muss.
Oder um es mit den Worten meiner Mitsehenden zu sagen, als der Vorspann anlief: “Hm, doll war dat jetzt aber nicht.”
höhö du bist der einzige der hier einen auf mainstream macht
vielleicht schaust du dir ja lieber so pseudo filme wie avatar an aber der film hätte ja wohl kaum so viel erfolg gehabt wenn er so schlecht wäre wie du beschrieben hast und außerdem gibt es in dem film viele überraschende momente, bei denen sich der ein oder andere auch erschreckt.
die tanz-szene finde ich für meinen teil ziemlich gelungen sowie der tod von dem hauself am ende.
ehrlich willst hier einen auf super kritiker und einen auf anders macht hast aber keine ahnung ..