Games Unplugged: Das Aus für GameSpy und GfWL

29. Mai 2014

Es ist passiert! Die Spielebranche hat ihr hässliches Gesicht gezeigt – Games for Windows Live? Vom Netz. GameSpy? Down. Nintendos WiFi-Connection? Abgeschaltet. In nie gekannter Häufigkeit haben all die Dienste Millionen von Spieler offline genommen. Wieso eigentlich?

No GameSpy-Abkommen

Hach ja, das liebe, liebe Geld. Ihr kennt das ja: Ihr geht zum Games-Händler eures Vertrauens, legt eine gewisse Summe X hin und schleppt das eingetütete spielerische Kleinod in eure vier Wände, wo es dann ausgiebigst gezockt wird. Tja, so simpel wäre es – der Hersteller verdient aber nur einmal an dieser Ware. Es sei denn, er lockt euch mit herunterladbaren Inhalten, verlangt Abo-Gebühren oder schmeißt alljährlich dezent aufgebohrte Varianten auf den Markt, die um Welten besser sein sollen als der Vorgänger, aber nur in Details verbessert wurden. Im besten Fall gibt man einmal Geld für einen Titel aus, der – dank Multiplayer – über Monate oder gar Jahre begeistert. Schlachten in “Star Wars Battlefront 2”! “NICE 2” als Rennspieloffenbarung zu acht aufm Grid! “Crysis 2”, “Battlefield 1942”! Hach, alles super-duper Titel für Mehrspielerpartien. Naja, war jedenfalls mal so. Die Realität jedoch: Bei genannten Titeln wird der Stecker gezogen. Der Grund: GameSpy wurde wohl seit Monaten nicht mehr von den Spielefirmen bezahlt, die Server sind damit unrentabel und das Unternehmen gezwungen, die einst exzellenten Services einzustellen. Ende Juni 2014 ist jedenfalls Schluss. Dann funktionieren die nur noch im Netzwerk. Gleiches blüht den WiFi-Titeln für Nintendo-Plattformen, die ebenfalls auf die GameSpy-Architektur zugreifen. Nicht zu vergessen viele PlayStation 3-Spiele wie “Max Payne 3” oder “Red Dead Redemption“, die auf der Sony-Kiste nur noch im Einzelspieler spielbar sein werden.

Der Zocker mit Trenchcoat ist Geschichte.

Der Zocker mit Trenchcoat ist Geschichte.

Während man sich auf der Konsole fast der Ohnmacht hingeben muss, dass Server zu Lieblingsspielen irgendwann abgeschaltet werden, ist die PC-Gemeinde erbost, da kein betroffener Hersteller bislang ins Auge fasste, der Community vielleicht Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Klassiker weiterhin online zocken zu können. Capcom hat das (japanischen) Konsolen-Liebhabern des alten “Resident Evil: Outbreak” ermöglicht. Eine Ausnahme.

Der Wegfall der Online-Komponente mag für Kunden/Spieler ärgerlich sein – für die Firmen ist es ein Segen, dadurch alte Titel endlich “tot” zu machen und so auf neuere Versionen zu zwingen. Das bringt Geld. Und nicht wenig. Ihr denkt, kastrierte Mehrspieler-Titel sind schon das Übelste? Dann habt ihr Microsofts “Turn around” möglicherweise nicht bemerkt.

Auch Microsoft geht offline

Der Windows-Hersteller hatte vor einigen Jahren das “Games for Windows Live”-Programm (GfWL) ins Leben gerufen, das erst einmal vernünftig klang: Alle Titel – eine Auflistung findet ihr hier – sollten eine einheitliche Hardware-Mindestanforderung haben, den 360-Controller unterstützen und euch das Sammeln der populären Gamerscore-Punkte ermöglichen. Registriert wurden die Spiele direkt bei Microsoft, eine Plattform wie Steam wurde nicht dazwischen geschaltet. So die Theorie, die in der Praxis kaum durchgehalten wurde. Erst setzten Spiele wie “GTA IV” auf eine Steam-Registrierung, dann verweigerte “Dawn of War 2” den Controller-Support und waren Games á la “Hunted” nur noch der Einheitlichkeit halber mit dem GfWL-Banner auf der Verpackung ausgestattet. Und wusstet ihr, dass Microsoft über einen eigenen Marktplatz die Spiele zum direkten Kauf und Download anbot? Nein? Dann habt ihr eine Vorstellung davon, wie erfolgreich dieser Versuch war, Steams Monopolstellung zu durchbrechen.

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Vier Versuchskaninchen – alle tot.

Nachdem Microsoft nun also bekannt gab, dass GfWL abgeschaltet und die Registrierung für viele Spiele damit unmöglich wird, herrscht eine Konfusion sondergleichen. Bethesda kündigte an, dass sich alle GfWL-Spiele nun bei Steam aktivieren lassen und der Multiplayer entsprechend umgestellt würde. Codemasters? Schweigt. Capcom? Bekennt sich nur zu wenigen Titeln. Bleibt nur der Feldversuch – den ich mit vier Titeln durchführte: “Red Faction Guerrilla” (des allzu verschwundenen Publishers THQ), “Fallout 3 GOTY” von Bethesda, “Dirt 3” von Codemasters und “Street Fighter IV” (Capcom bestätigte lediglich für Arcade Edition den Umzug auf Steamworks). Wobei gesagt werden sollte, dass sich die Hersteller darauf berufen, lediglich die DRM-Maßnahmen herauszunehmen – was die Registrierung angeht, schweigen sie allesamt. Naja, probieren wir es trotzdem…

Das Ergebnis:

  • Fallout 3 GOTY – ungültiger Key
  • Dirt 3 – ungültiger Key
  • Red Faction Guerrilla – ungültiger Key
  • Street Fighter IV – ungültiger Key

Für mich als Spieler ist es ein Schlag ins Gesicht. Obgleich drei der vier Titel einen Mehrspieler-Modus besitzen, komme ich bei keinem von diesen ohne Registrierung bei Microsoft aus. Trotz der Bekenntnisse, dieses oder jenes Spiel zu ändern. Laut Joystiq besteht diese Absicht erst für die Zeit nach Juli 2014, wenn die Server down sind. Aber im Moment riecht das alles nach Beruhigung um der Ruhe willen. Ob die DRM-Maßnahmen dann wirklich entfernt werden? Ich bin skeptisch.

Die GameSpy-Abschaltung und das Aus für GfWL machen die Ohnmacht bewusst, der Spieler ausgeliefert sein können. Auf dem PC sind viele Spiele seit der Jahrtausendwende mit GameSpy ausgestattet worden, die Konsolen spätestens mit Xbox 360 und PlayStation 3 im Zeitalter der Vernetzung angekommen, die mit der aktuellen Generation noch “perfektioniert” wird und Alleinstellungsmerkmal sein soll. In Zeiten von üppigen Day 1-Patches, implementierter Mehrspielererfahrungen und Abonnements á la PlayStation Plus, die auf die Onlineverfügbarkeit setzen, ist der gemeine Spieler der Willkür des Publishers ausgesetzt, ob er nun das “volle” Spiel bekommt oder nur eine um den Mehrspielermodus kastrierte oder gar fehlerbehaftete Version.

Ab Juli 2014 ist Schluss. (Foto: Microsoft)

Ab Juli 2014 ist Schluss. (Foto: Microsoft)

Die AGBs geben ihnen die Möglichkeit, die Dienste einzustellen – auf fast jeder Verpackungsrückseite steht, dass das Online-Aus nur früh genug angekündigt werden muss. Aber ist das fair? Meiner Meinung nach nicht. Während ich es verstehen kann, dass Konsoleros nicht mit den “Innereien” der Programmcodes ausgestattet werden sollten (aufgrund der Kopierschutzmaßnahmen, die dem Konsolenhersteller seinen Absatz sichern), würde ich es auf der vergleichsweise offenen Plattform PC als Verbeugung des Herstellers vor einer aktiven (und anno dazumal zahlenden) Community sehen, wenn man alten Hasen und Veteranen die Möglichkeit gibt, die altehrwürdigen Klassiker weiterhin spielen zu können. Aber an diesem Punkt – sind wir leider nicht.

Immerhin: Die Steam-Community verhält sich ungemein solidarisch und listet hier immer wieder eine aktualisierte Aufstellung aller GfWL-Titel, die vom MS-DRM befreit wurden oder werden sollen. Mustergültig.

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6 comments on “Games Unplugged: Das Aus für GameSpy und GfWL

  1. Tja, jetzt geht der Katzenjammer langsam los …

    Als ich vor ca. zehn Jahren anfing die ersten reinen Onlinetitel zu kaufen, da war mir von Anfang an klar, dass ich diese Spiele nicht ewig würde zocken können.
    Fand ich das schlimm? Ein wenig. Allerdings war mir klar, dass sie nutzlos sind, wenn die Leute aufhören sie zu spielen.

    Ganz anders die Situation bei Offline-Games. Hier habe ich vehement immer gegen Accountbindung und Onlinezwang demonstriert. Entsprechend heftige Reaktionen von Steam-Fans, die alles Schönreden, die Folge. Mein starker Einsatz für Verbraucherrechte und gegen Entrechtung führte u.a. ja auch auf dieser Seite hier dazu, dass ich teilweise keine Artikel hier veröffentlichen darf, da untragbar. Steam ist eben Alltag und jede Warnung davor, dass man jederzeit alles verlieren kann, reine Paranoia.

    Mein Mitleid hält sich also in Grenzen. Allerdings ist meine Hoffnung, dass die Leute davon lernen und keine Spiele mit Accountbindung mehr kaufen sehr gering. Es wird nicht geschehen. Die Leute sind unbelehrbar und Leute wie ich werden weiter darunter leiden, denn nur wenn die Leute auf Kauf verzichten, verzichten auch die Hersteller auf solche Maßnahmen.

    • Da kann ich Dich nur bestätigen, denn mein Mitleid hält sich da auch in Grenzen, zumal ich sicherlich auch selber betroffen bin, da ich durchaus auch Titel über Steam oder andere digitale Plattformen kaufe. Insofern würde ich mich ja ins Glaushaus befördern und selber mit Steinen werfe, wenn ich hier groß das Jammern anfangen würde.

      Es ist halt genauso wie bei vielen anderen Konsumentscheidungen: Worauf der Käufer letztlich einsteigt, darauf reagieren die Hersteller und Verkäufer! Schauen wir doch mal Apple an, die mit ihrer restriktiven Firmenstrategie immer noch Erfolg haben, weil alle Welt glaubt, dass ein IPad nicht nur besser als die Konkurrenz, sondern auch mehr als das Doppelte wert ist. So lange diese Rechnung aufgeht, wird das auch so weitergehen!

      Und genau das Gleiche passiert hier: Alle Welt hat das Ende des Spieleabendlandes verkündet, als “Half-Life 2” mit Steam-Aktivierungszwang veröffentlicht wurde. Und was ist passiert? Der ganze angebliche Skandal war der Kick-Off für den unglaublichen Erfolg von Steam und der echte Beginn der digitalen Distribution von Spielen – mit all seinen Höhen und Tiefen!

      Leute, meckert nicht darüber, wenn Ihr das System selber tragt! Und wenn Ihr es nicht tragen wollt, dann tut was dagegen. Macht es wie Spiritogre und steht aktiv dagegen ein, denn nur so lässt es sich möglicherweise noch abändern (realistisch gesehen wird das aber nichts werden).

      Und, Spiritogre, ich kann mich nicht an “Sanktionen” gegen Dich hinsichtlich dieser Thematik erinnern, aber bei diesem Thema liege ich zumindest ziemlich auf Deiner Wellenlänge.

      • “Und, Spiritogre, ich kann mich nicht an “Sanktionen” gegen Dich hinsichtlich dieser Thematik erinnern, … ”

        Ich will hier eigentlich keine dreckige und vor allem sehr alte Wäsche waschen aber ich konnte mir oben diesen Seitenhieb nicht verkneifen.

        Ich habe mich in meiner altbekannten vehementen und leicht dominanten Art ^^ in Kommentaren hier stark gegen Steam und Co. Schönredner gestellt. Daraufhin wurde mir mitgeteilt, dass das Team von Polygamia entschieden hat wegen meiner Art zunächst mal keine Artikel, insbesondere nicht zu dem Thema, von mir hier mehr zu veröffentlichen. Als ich dann obigen Artikel hier jetzt sah, musste ich ein wenig schmunzeln, dass halt jemand anderes jetzt ausgerechnet dazu dann doch einen Artikel hier verfasst hat.

        Ich hege keinen Groll deswegen, jedenfalls keinen großen … ^^, sonst wäre ich hier sicherlich kein fleißiger Leser und Kommentarschreiber mehr. Denn irgendwie mag ich das Team (trotzdem). Und ich habe die Beweggründe damals schon auch im Ansatz verstanden. Da ich meine Artikel ohnehin für meinen Blog schreibe und sie nur hier auch teilweise mit Angeboten habe, wenn ich der Meinung war sie würden hier passen, damit hier ein wenig häufiger was erscheint und vielleicht mehr Leute hier lesen, spielt das für mich auch keine so große Rolle.

      • @Spiritogre:
        Aber bei der von Dir zitierten Sache ging es doch eher um die Next Gen und die damit verbundene Steambox, was die jetzige Thematik nur ansatzweise mit einschließt.

        Wie dem auch sei, die jetzige Diskussion zeigt ja durchaus, dass wir Deine vehemente und dominante Schreibe immer noch gerne lesen wollen. Beim damaligen Thema war das aus meiner Erinnerung aber doch etwas mehr als “vehement und dominant”, ohne jetzt wirklich nochmal die alten Episoden herauskramen zu wollen.

      • Na ja, die Steam Machines schließen das Thema Steam ja mit ein. Es hat ja einen Grund, dass eine der wenigen Vorgaben für die Steam Machines ist, dass sie kein DVD oder BR Laufwerk besitzen dürfen! Schließlich sollen sämtliche Inhalte ja am liebsten über Steam kommen, wenn es nach Valve geht (an TV Integration wird ja gearbeitet, wird spannend ob es das Feature nach Europa schafft und genügend gute Lizenzen gekauft werden). Wieso sie dann einen schnöden PC nehmen, Linux drauf klatschen und es sogar ermöglichen ihr Steam OS durch Windows zu ersetzen (was 90 Prozent der Beta-Tester auch sofort gemacht haben) und keine richtige Konsole bauen … ???

        Okay, okay ich höre schon auf, habe mich schon genug über Valve und seine Fans da lustig gemacht …

  2. Also einiges kann man so nicht stehen lassen. Linux ist deswegen gewählt worden, weil man eine Open Source Alternative abseits von Microsoft schaffen wollte. Gabe Newell ging es nie darum, irgendwelchen Konsolen Konkurenz zu machen, sondern darum den PC als Plattform zu erhalten, was Steam übrigens auch geschafft hat.

    Man kann auch kaum GfWL oder Gamespy in diesen Topf werfen. GfWl hat MS ja mehr oder weniger absichtlich vor die Wand gefahren, um dann die Spieler für seine Xbox einzusacken. Große Unterstützung seitens MS gab es ja schon ewig nimmer. Das ganze wurde einfach fallen gelassen.

    Das die Keys dann nicht mehr verwendbar waren, hat historische Gründe die 99% aller Gamer einfach nicht kappieren.

    Die Keys sind deswegen wertlos, weil es Universalkeys gewesen sind. Ja… MS hat damals Universalkeys verteilt. Entsprechend kann man keinem Key ein Spiel zuordnen. Du konntest mit einem Key genau so gut ein anderes Spiel freischalten. Auf die Weise haben viele sich 10€ Schnäppchen gekauft, um damit Vollpreisspiele freizuschalten.

    Genau aus dem Grund sieht es auch kein Publisher ein, diese Keys für Steam zu aktzeptieren. Immerhin könnte man sich auf diese Weise ganz andere Spiele erschleichen, als man ursprünglich gekauft hat. Würdet ihr das erlauben, das jemand eure Spiele für lau bekommt, obwohl er damals ein ganz anderes Game erwarb? Nee. Das würde niemand erlauben.

    Etwas vergleichbares wird aber bei Steam schon allein deswegen nie passieren, weil die Keys alle uniqe sind. Dazu hat Valve sicher nicht die Absicht, seinen Goldesel vor die Wand zu fahren, zumal man jedes erworbene Spiel auf CD brennen und offline nutzen kann. Dies geht bereits heute.

    Es ist wirklich erschreckend, wie viele Leute die sich mit Gaming beschäftigen, wirklich keinen Plan davon haben, und so eine Hyserie wegen Onlinezwängen verbreiten. Abgesehen davon erledigen sich selbst bei Boxed Versionen die Spiele irgendwann von selbst, da sie nicht mehr unterstützt werden. Project Snowblind etwa wollten ich und ein Kumpel kürzlich spielen, aber es ist unmöglich das Ding zum Starten zu bekommen. Auch unsere ganzen PS2 oder Xboxspiele sind nahezu wertlos, da keiner die alten Konsolen nochmal rauskramt. Also insofern wäre selbst das Worst Case Szenario doch nichts anderes als der übliche Generationswechsel. Immerhin schnappe ich bei Steam regelmässig bei 3-4€ Deals zu. Das meiste davon spiele ich einmal durch. Aber wie schon gesagt. Steam wird so schnell nicht verschwinden, weil das Ding einfach ganz anderes aufgebaut ist als dieser Murks GFWL.

    Wobei viele Spiele auch auf Steam übertragen worden sind. Eben solche wo es einzigartige Keys zu gab. Dafür das MS so blöd ist, universelle Keys zu verteilen können andere doch wirklich nichts.