Gamers4Refugees: Die soziale Verantwortung der Spieler

7. September 2015

Es sind schockierende und beunruhigende Szenen, die sich aufgrund der Flüchtlingsproblematik in den letzten Wochen in Europa abspielen. Tragödien um Menschen, die Krieg, Armut und Verfolgung entkommen wollen und dabei zu Hunderten den Tod finden, scheinen bei Teilen der Bevölkerung besonders hässliche und verachtende Ansichts- und Verhaltensweisen aktiviert zu haben, die wir, 70 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches, eigentlich gut verwahrt in den Geschichtsbüchern gewähnt hatten. Zäune werden errichtet, Flüchtlinge werden bespuckt, beschimpft und anderweitig drangsaliert, Auffangheime brennen und müssen unter massivem Polizeischutz gesetzt werden. Es sind Bilder, die bei mir die Frage aufkommen lassen, ob Europa überhaupt irgendetwas aus seiner Geschichte und dem damit verbundenen nationalistischen Irr- und Wahnsinn gelernt hat.

Spielergemeinde als Lichtblick

Doch es gibt sie, die Lichtblicke und Hoffnungsschimmer, die mich glauben lassen, dass uns die dunkle Historie nicht einholen wird, sondern die Dinge anders verlaufen und am Ende doch menschliche Attribute wie Mitleid, Nächstenliebe und Solidarität obenauf stehen werden. Es gibt eine deutsche Kanzlerin, die klipp und klar vorgibt, dass wir die enormen Herausforderungen der derzeitigen Flüchtlingsströme schaffen werden, wenn wir es gemeinsam anpacken – und dadurch die Sicht der Welt auf Deutschland in diese Krise schlagartig ins Positive wendet. Es gibt einen großen Teil der Bevölkerung, der alles tut, damit die ankommenden Flüchtlinge gebührend willkommen geheißen werden – und sich dabei so ergreifende Beispiele von Hilfsbereitschaft abspielen wie unlängst in München. Es gibt die verantwortungsbewusste Tagespresse, die nicht auf dummdreiste Parolen und einschüchternde Angstszenarien setzt, sondern die Menschlichkeit in den Vordergrund stellt – und dabei ein „helles“ Deutschland beschwört.

Und es gibt Initiativen wie Gamers4Refugees! Das von Tibor Barsony aus Aschaffenburg ins Leben gerufene Portal fordert alle Videospieler dazu auf, ein Zeichen gegen Fremdenhass, Nationalismus und rechte Stimmungsmache im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingskrise zu setzen. Dabei ist ein Spendenaufruf für die bekannte Hilfsorganisation Pro Asyl verbunden als auch die Bitte, Gamers4Refugees mittels Social Media-Beiträgen bekannt zu machen.

Die “gute” Macht des Internet

Der ein oder andere mag die Schlagkraft eines solchen Projektes angesichts des Getöses bezweifeln, welches etablierte rechtsextreme Publikationen im Netz schon seit Jahren verbreiten. Doch für mich steht Gamers4Refugees stellvertretend für das, was in unserer vernetzten Welt gut und wichtig ist, trotz aller Bedenken über Datenschutz, „Gläsernem Menschen“ und Netzsicherheit. Das Internet bietet die Möglichkeit, eben nicht nur Hass, Stumpfsinn und Abartigkeiten zu verbreiten, sondern verwandelt sich mit Aktionen wie Gamers4Refugees in ein mächtiges Tool für ein verantwortungsbewusstes und soziales Handeln. Durch die enorme Reichweite von Social Media gelingt es, selbst die Teile der Bevölkerung zum Mitmachen und –denken zu animieren, die sonst keine Veranlassung sähen, mit Spruchband und Plakat ausgestattet auf dem Marktplatz gegen Nazis zu schreien. Und selbst wenn die öffentliche Wirkung zunächst subtiler wahrgenommen wird, entfalten die dadurch eingesammelten Spendengelder und die gesteigerte Popularität nach und nach eine Strahlwirkung, die durchaus das Potential dazu haben, den braunen Schreihälsen ihre Parolen im Hals stecken zu lassen.

Die Spieler stehen auf und beweisen Solidarität mit den Flüchtlingen. (Bild: Gamers4Refugees)

Die Spieler stehen auf und beweisen Solidarität mit den Flüchtlingen. (Bild: Gamers4Refugees)

Was mich an Gamers4Refugees aber noch viel mehr freut ist die Tatsache, dass hier die so oft gescholtene und immer noch mit Argwohn betrachtete Spielergemeinde eine starke Stimme für Verantwortungsbewusstsein und Menschlichkeit gefunden hat. Solche Initiativen zeigen, dass wir Spieler keine potentiellen Amokläufer, chronischen Sexisten oder lichtscheue Asoziale sind, die sich einen Dreck um das scheren, was um uns herum passiert. Durch die Tatsache, dass Spiele in allen Gesellschaftsbereichen vorhanden sind und vom Akademiker bis zum Bauarbeiter, von der alleinerziehenden Mutter bis zur Parteivorsitzenden gespielt werden, erhebt sich mit Gamers4Refugees eine neue, breite und besonders durchschlagskräftige Front im Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass.

Und damit bin ich wieder bei der eingangs zitierten Hoffnung angekommen: Aktionen wie Gamers4Refugees lassen mich zuversichtlich werden, dass ein großer Teil der heutigen Gesellschaft eben doch aus den Fehlern sowie den Schrecken der Vergangenheit gelernt hat und durch Ausnutzung der modernen Medien und der gesellschaftlichen Vernetzung ein mächtiges Gegengewicht gegen Ewiggestrige aufbauen kann – auf dass sich die Geschichte nie mehr wiederholen möge!

Weitere Details zu Gamers4Refugees erhaltet ihr auf der extra eingerichteten Webseite.

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