Pottpoly #2: One Finger Death Punch, Strength of the Sword 3 & The Last Door

15. Juli 2013

Mehr “Indie” geht nicht. Diesmal haben wir für unser Pottpoly drei Spiele herausgepickt, die unabhängiger gar nicht sein können. Sie sind klein und billig! Bei ihnen hat garantiert kein Publisher im  Gamedesign herumgepfuscht. Allerdings war dann wohl auch kein Geld fürs Marketing übrig und so drohen sie in den Untiefen des Internets unterzugehen. “Das darf doch wohl nicht sein!” dachte sich unser dynamisches Duo Andreas & Andy. Und prompt zückten sie Feder, Maus und Gamepad….

One Finger Death Punch: Kung-Fu-Button-Smasher deluxe – gespielt von Andreas

Zwei Knöpfe, mehr braucht ihr nicht um glücklich zu sein. “One Finger Death Punch” setzt nur auf das Nötigste und holt das Meiste raus. Euer Stickman steht in der Mitte und von rechts oder links stürmen die Gegnerwellen auf euch ein. Drückt ihr rechtzeitig einen der beiden Knöpfe auf dem Gamepad, legt ihr sie mit einem Handkantenschlag oder einem Kick flach. Später nehmt ihr den Gegnern ihre Waffen ab oder schleudert ihnen Gegenstände entgegen. Dieses Gekloppe wird schnell hektisch und erinnert mich ein bisschen an die zahllosen Rhythmus-Spiele im Stil von “Guitar Hero”; nur halt mit zwei Knöpfen.

One Finger Death Punch: Für 80 MS Points ein echtes Schnäppchen.

One Finger Death Punch: Für 80 MS Points ein echtes Schnäppchen.

Ungewöhnlich daran: “One Finger Death Punch” ist von Jon und David Flook alias Silver Dollar Games, den Machern von XBLIG-Trash-Spielen wie “No Luca no”. In diesem müsst ihr Katze Luca mit einer Stickbewegung von euren Cornflakes fernhalten. Nicht wenige Spieler und Kritiker halten Silver Dollar Games deswegen für ziemlich Gauner, die euch das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Kann sein, vielleicht wollen die Macher nur die forcierte Programmatik des heutigen Game Designs auf die Schippe nehmen. Bei “One Finger Death Punch” ist mir das egal. Sicher, die Grafik ist trashiger 70er-Jahre-Kung-Fu-Mist und ihr werdet nicht klüger durchs Spielen, aber was soll’s. “One Finger Death Punch” ist für Beat’em’Ups, was “Geometry Wars” für Action-Spiele ist: eine hektische, aber süchtig machenden Highscore-Hatz. Achja, “One Finger Death Punch” ist der Gewinner des Nachwuchswettbewerbs Dream.Build.Play. Wer will, kann bei Steam Greenlight für eine PC-Version des Spiels stimmen.

Strength of the Sword 3: Nix für Weicheier – überstanden von Andreas

Nein, sucht gar nicht erst danach. Es gibt kein “Strength of the Sword 1” oder “2”. Vielmehr ist die Zahl im Titel ein Gag des Entwickler Ivent Games aus Bulgarien. Sie haben nämlich beschlossen, jedes ihre Spiele als Finale einer Trilogie zu inszenieren. Mal sehen, ob die beiden Entwickler das durchhalten.

Strength of the Sword 3: Kurz, aber knackig.

Strength of the Sword 3: Kurz, aber knackig.

Überraschenderweise ist “Strength of the Sword 3” kein Gaudifest, sondern ein kompromissloses Schwertkampf-Spiel, ein Mix aus “Severance: Blade of Darkness” – das hoffentlich JEDER hier kennt!!! – und “Dark Souls“. Vom einen hat es die taktische Tiefe bei den Kämpfen, vom anderen den brutal-harten Schwierigkeitsgrad. Der Rest ist Minimalismus pur. Ihr landet mit eurem Skelett-Ritter in einer Arena, die an “Das Kabinett des Dr. Caligari” (Kennt bestimmt auch JEDER) erinnert und kämpft euch von einem Gegner zum nächsten, manchmal auch gegen mehrere gleichzeitig. Blocken! Parieren! Ausweichen! all das müsst ihr perfekt beherrschen, um die Schwächen der Feinde auszunutzen. Haltet ihr lange genug durch, dürft ihr weitere Waffen freischalten. Das war’s aber auch. “Strength of the Sword 3” bietet keine Story, keine spektakulären Cut-Scenes und keinen Multiplayer. Ein Spiel für frustresistente Schwertkampf-Liebhaber.

The Last Door: Leichengefledder – geklickt von Andy

Na, wenn das mal kein deprimierende Einstieg ist: In der ersten Szene des Retro-Point’n’Click-Adventures “The Last Door“ klickt ihr mehrfach Seil und Stuhl an, um euch im Dachboden einer schick-altmodischen Villa zu erhängen. Danach wechselt das Spiel über zum besten Freund der armen Seele, der auffällig lange nichts mehr von seinem alten Schulkameraden gehört hat und sich auf die Suche nach ihm begibt…

LastDoor

The Last Door: Deprimierende Aussichten.

“The Last Door“ sieht aus wie ein altes Atari-400-Spiel, spielt sich wie ein typischer Titel aus den 1990ern und möchte mit einer besonders erwachsen-gruseligen Geschichten angeben. Vier Kapitel sind geplant, von denen zwei fertig sind. Das erste ist kostenlos, während ihr für das zweite mindestens einen Euro spenden müsst, um das dritte zu finanzieren. Irgendwann, wenn alle Kosten gedeckt sind, soll “The Last Door“ gar komplett frei spielbar sein. Das klingt erstaunlich nobel in der heutigen Zeit. Jedoch ist das Werk derzeit auch nur auf der offiziellen Webseite spielbar. Eine Version zum Download wird es vielleicht mal geben – eine wage Aussage, die mich als zahlenden “Kunden“… äh…. “Spender“ fuchsen würde.

Die halbe bis ganze Stunde Lebenszeit, die euch ein Kapitel beraubt, ist es durchaus wert, wenn ihr eben auf den Pixel-Art-Stil steht, nicht allzu schwere Point’n’Click-Rätsel mögt und auf schaurig-harmlose Geschichten steht. Der Verlauf der Ereignisse ist bislang durchaus interessant und manchmal auch böse gemein – “The Last Door“ geht wahrlich über Leichen. Aber es ist beileibe kein “Muss-man-unbedingt-gespielt-haben“-Indie-Game.

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