Untote wie wir: Zombies im Alltag

8. Januar 2012

Ich mag Zombiefilme. Aufgrund der lästigen Flut an Slasher-Murks und abartigen Metzeleien erwarte ich allerdings ein gewisses Niveau. Oder wirklich frische Ideen. “Untote wie wir“, außerhalb Deutschlands unter „The Revenant“ bekannt,  ist ganz klar in der zweiten Kategorie einzuordnen. Unterhaltsam, spritzig, unkonventionell. Mir gefällt das Werk von Regisseur und Drehbuchautor Kerry Prior.

Bart sieht nicht nicht sonderlich gesund aus, was? (Foto: Universal Pictures)

Bart sieht nicht nicht sonderlich gesund aus, was? (Foto: Universal Pictures)

„Untote wie wir“ schaffte es nicht in deutsche Kinos, sicherlich aus gutem Grund präsentierte der Macher sein Werk ausschließlich auf (Fantasy-)Filmfestivals. In Ungarn ist der Film sogar ein paar Tage vor dem hiesigen Verkaufsstart der DVD und Blu-ray im Fernsehen zu sehen. Schert euch nicht darum, es kommt schließlich auf das Resultat, nicht auf die Art der Veröffentlichung an. Dabei fängt „Untote wie wir“ irgendwie ausgelutscht und fast lahm an: Drei US-Soldaten, darunter auch Bart Gregory (David Anders), fahren in tiefster Dunkelheit durch irgendeine Wüste im Irak. Nach einer blöden Diskussion überfährt Bart offenbar ein Kind. Er steigt aus, gerät in einen Hinterhalt und stirbt durch einen Kopfschuss. Fertig. Aus. Kurzfilm? Nein, denn ein paar Wochen später beerdigen ihn seine Angehörigen in der Heimat. Irgendwo in den USA. Am Grab verabschieden ihn seine geliebte Freundin Janet (Louise Griffiths), die an übersinnliche Dinge glaubende Mathilda (Jacy King) und sein alter Kumpel Marty (Clint Jung). Der krallt sich prompt die verzweifelte und tieftraurige Janet für ein Schäferstündchen.  All das ist vergessen, als Bart kurze Zeit später an Martys Tür klopft. Er ist auferstanden aus dem Totenreich. Warum? Das weiß er nicht. Genauso ist ihm völlig unklar, wieso er weder Alkohol noch Pizza verträgt. Verdammt furchtbar sieht er ebenfalls aus.

Und nun? Dank Internetrecherche findet Marty heraus, dass Bart ein Zombie sein muss. Oder vielleicht doch eher ein Vampir? Zumindest braucht er Menschenblut! Jede Menge davon, sonst beschleunigt sich seine Verwesung. Dafür ist er unsterblich. Dumm nur, dass er zwar bei Sonnenaufgang nicht zu Staub zerbröselt, aber in einen Tiefschlaf fällt. Nicht so tragisch, denn gemeinsam begeben sich die beiden in der Nacht auf Opferjagd. Dem Zufall ist es zu verdanken, dass sie sich ausschließlich Gaunern widmen, denen sie den Lebenssaft entziehen. Alles könnte prima laufen, wären da nicht allerlei Problemchen: Da ist zum einen Janet, die ihren Herzallerliebsten wiederhaben möchte. Oder Mathilda, welche Bart am liebsten endgültig im Grab sehen will. Und Marty…tja..

Aber Bart kann mit seinem Kumpel Marty seinen Spaß haben! (Foto: Universal Pictures)

Aber Bart kann mit seinem Kumpel Marty seinen Spaß haben! (Foto: Universal Pictures)

„Untote wie wir“ ist wahrlich kein cineastisches Zombie-Highlight. Dafür fehlt es in meinen Augen an feiner ausgearbeiteten Charakteren. Marty ist eine üble Nervensäge, Janet fast überflüssig und auf viele weitere Figuren hätte Kerry Prior so gesehen auch verzichten können. Was mir allerdings wirklich zusagt, das ist die Darstellung der Zombies. Sie sind nicht strohdoof, sondern besitzen noch ihre menschlichen Eigenschaften. Damit verbunden sind etliche reale Schwierigkeiten, die der Regisseur mit Witz und einer Prise Charme gut vermittelt. Doch ganz so lustig ist „Untote wie wir“ gar nicht. Es gesellen sich Dramatik-, Action- und sogar ein paar Thriller- Elemente hinzu. Blut, zahllose Tote und rollende Köpfe gibt’s freilich oben drauf. Das Resultat ist eine schräge Horror-Komödie mit Trash-Faktor, allerdings auch mit etwas Intelligenz. Wenn eine Krankenschwester versucht, den untoten Bart von der Scientology zu überzeugen, dann ist das einfach nur schrullig und amüsant. Oder die geldgeilen Straßenpenner – absurd. In der zweiten Hälfte dominiert die Ernsthaftigkeit, in Kombination mit expliziter Gewaltdarstellung konfrontiert euch der Film mit krassen Momenten. Was mit Janet passiert – ich hätte damit nicht in dieser Form gerechnet. Der Schluss wiederum – der ist auch alles andere als altbekannt.

Trotzdem: Verlangt von „Untote wie wir“ kein neues Maß aller Dinge. Der Film will euch unterhalten, insgesamt erhaltet ihr eine kleine, sympathische und keineswegs zimperlich anmutende Achterbahnfahrt – von Humor bis Schrecken ist alles dabei. Vielleicht deswegen fehlt es ihm an Konsequenz – für eine Richtung konnte sich der Regisseur nicht entscheiden.. Alles in allem aber überwiegt der Spaß, und das ist ja bekanntlich der entscheidende Punkt.

Geht ihm der Blutvorrat aus, wird er wieder hässlicher... (Foto: Universal Pictures)

Geht ihm der Blutvorrat aus, wird er wieder hässlicher… (Foto: Universal Pictures)

Mir stand die am 19. Januar 2012 erscheinende DVD von Universal Pictures zur Verfügung. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Die deutsche Synchronisation ist akzeptabel. Wenn ihr die englische Sprache beherrscht, entscheidet euch aber – wie so oft – für das Original. Recht lieblos präsentierten die Verantwortlichen die läppischen Boni (Making-Of, Audiokommentare, unveröffentlichte Szenen), vermutlich ist „Untote wie wir“ nicht der wichtigste Titel im Lineup der Filmefirma gewesen. Eigentlich schade, denn der 113 minütige Film ist meiner Auffassung nach einer der besseren Zombie-Filme der letzten Jahre. Sicher, ich habe vor dem Schauen weder auf die IMDB-Wertung (6,9 übrigens) geschaut, noch mir überhaupt etwas Nettes vorgestellt – am Ende aber wurde ich vermutlich genau deswegen positiv überrascht. Ähnlich erging es mir beiläufig erwähnt bei „Zombie Nation“, der jedoch in einen gänzlich anderen Bereich geht und nicht wie „Untote wie wir“ auf das krude Thema „Zombies im Alltag im unfreiwilligen Kampf gegen die Kriminalität“ setzt. Ich jedenfalls kenne kaum etwas Vergleichbares. Ihr etwa?

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One comment on “Untote wie wir: Zombies im Alltag

  1. Ja der Fillm greift das Zombiethema etwas anders auf. Ist auch recht unterhaltsam. Bis man sich fragt welche Rolle eigentlich die Freundin oder die andere nervige Hexe spielt. Was man sich noch fragt ist, ob in den letzten 15 minuten dem Author/Regiseur die Lust vergangen ist. Oder ob man dafür einen Methabhängigen Z-Movie Author der schlechtesten Trashfilme der letztn 50 Jahre von den Toten zurückgeholt hat. So “intelligent” der Film auch anfängt und sich bis gegen Ende geradeso über Wasser hält, desto unlogischer, unverständlicher, hirnverbrannter und unausgegorener ist das Ende. Man könnte meinen ein “klassischer” Untoter (die von der strohdoofen Sorte) wurde gefragt wie der Film den nun ausgehen soll.
    Schade