gamescom 2013: NextGen, Retrogames und Lasertag

22. August 2013

Ich hatte wirklich keine Lust auf die gamescom. Das erste, was mir zu der Veranstaltung einfiel, waren Jugendliche, die zwei Stunden anstehen, um den nächsten Teil von irgendeinem Militär-Shooter zu spielen, während vor der Warteschlange spärlich bekleidete Damen Flyer verteilen und irgendwelche harten Macker in Tarnfarben mit der Zielgruppe für das nächste “Call of Duty” für Fotos posieren.

Wartezeit für "Titanfall" im EA-Wunderland. Nein, danke! Ohne mich!

Wartezeit für “Titanfall” im EA-Wunderland. Nein, danke! Ohne mich!

In diesem Sinne wurde ich wirklich nicht enttäuscht. Mit “Titanfall”, “Battlefield 4”, “Call of Duty: Ghosts” (das mit dem Hund), “Warface” und “Wolfenstein: The New Order” waren schon einmal genügend Publikumsmagnete für den Stand der Bundeswehr  dabei. Am besten nimmt man gleich noch Wargaming.net dazu. Überall war Schlange stehen angesagt. Immerhin bekam ich für das Spielen der Xbox 360-Version von “World of Tanks” eine Art militante Wundertüte mit Spielzeugpanzer, einem simplen Flugzeugbausatz aus Styropor und einem T-Shirt, das mit der Aufschrift „gamescom 2013“ quasi äquivalent zu einem Wacken-Shirt bis zum Auswaschen des Drucks mein „Ich war dabei“ dokumentiert. Bei Sony gab es für das Bezwingen der Schlange lediglich einen Keychain und ein Aufklebetatoo.

Aus der Schlange für die PS4 sieht man den Schriftzug für das interessanteste Sony-Spiel: "Beyond: Two Souls"

Aus der Schlange für die PS4 sieht man den Schriftzug für das interessanteste Sony-Spiel: “Beyond: Two Souls”

Dafür durfte ich bei Sony nach einer gefühlten Stunde tatsächlich einen Haufen PS4-Spiele aus nächster Nähe begutachten. Zum Beispiel dieses andere Luftkampfspiel, das fast so ist wie das eine, bei dem man in “World of Tanks” mitfliegen kann. Oder “Assassins Creed IV”. Oder dieses beknackte Jump’n’Run, das ich so langweilig fand, dass ich es nicht einmal namentlich erwähnen möchte. Obwohl mich kein PS4-Spiel überzeugen konnte, weiß ich nach dem Vergleich zwischen “Forza 5” und “Driveclub” immerhin, dass für mich das PS4-Pad besser in der Hand liegt, als das der Xbox One.

Wer das Xbox One Pad halten wollte, fand bei Forza 5 die kürzeste Schlange.

Wer das Xbox One Pad halten wollte, fand bei Forza 5 die kürzeste Schlange.

Bei Microsoft entdeckte ich auch kein Spiel, das mir wirklich verdeutlichen konnte, wieso ich die Xbox One brauche. Überhaupt fehlt ein bisschen das Next-Gen-Gefühl bei der neuen Konsolengeneration. Vermutlich weil man die Grafik in der Qualität schon seit zwei Jahren vom PC gewohnt ist. Der Fortschritt fällt einem eigentlich erst so richtig auf, wenn man sich anschließend nochmal ein PS3-Spiel wie “Beyond” anschaut, das dann wirklich ein bisschen schlechter aussieht, mich aber sofort zu Kauf einer PS4 überreden könnte.

Nach einem kurzen Lichtblick in Form von “Might & Magic X“, das so ziemlich das ist, was ich von “Legend of Grimrock” erhofft hatte, stellte ich mich bei “Elder Scrolls Online” gar nicht erst an. Es war die gefühlt längste Schlange, die ich sah. Also machte ich sofort einen großen Bogen um den Stand von Bethesda. Dahinter entdeckte ich eine Art kleines Akihabara, in dem man z.B. Manga-Bettwäsche „Erst Ab 18 Jahre“, Gamershirts oder farbige Perücken kaufen konnte. Irgendwie war ich wohl durch die ganzen Menschenmassen, Soldaten und Messebabes an diesem Punkt schon in einer Art Schmähstimmung und sah ergonomisch geformte Mauspads als weiteres Indiz dafür, dass ich für die ganze Scheiße zu alt bin und vermutlich eine verpickelte, 13-jährige Jungfrau sein müsste, um den Sinn von Dakimakura-Bezügen mit Anime-Mädchen im Schlüpfer zu verstehen.

Mauspads: Dafür brauchen die dicke Dinger!

Mauspads: Dafür brauchen die dicke Dinger!

Aber ich wurde entschädigt! In der Halle mit dem besagten Bundeswehrstand war dann alles vergeben und vergessen. Hier gab es zum Beispiel als PR-Gag für “Ender’s Game” eine Lasertag-Arena. Aber noch viel besser: Einen ganzen Haufen alter Computer und Konsolen mit zeitgenössischen Eingabegeräten. Wohin man schaute – Ataris, Commodores und Flipperautomaten! Es war wie eine Zeitreise in die eigene Jugend, in der Messen wie die CES oder ECTS noch das sagenumwobene Paradies jenseits eines großen Ozeans waren, die man damals nur durch Power Play und ASM miterleben konnte.

Die 80er: Commodore, Walkman, MAD-Hefte!

Die 80er: Commodore, Walkman, MAD-Hefte!

Ich spielte also eine Runde Asteroids am Originalautomaten, streichelte liebevoll einen Amiga 500, ließ mir am Stand von ArcadeForge einen Scanline Generator demonstrieren und verglich schließlich nochmal die Oculus Rift mit dem Viruta Boy. Celebrate the games – so stelle ich mir das vor!

Trägt man so: Wolfenstein-Tasche passend zum Slayer-Shirt!

Trägt man so: Wolfenstein-Tasche passend zum Slayer-Shirt!

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One comment on “gamescom 2013: NextGen, Retrogames und Lasertag

  1. Ein großes Problem von Spielemessen ist halt, dass sie nur dann wirklich interessant sind, wenn man wirklich Freak eines (oder mehrerer) bestimmter Spiele ist, die man vorab unbedingt schon mal anspielen möchte.

    Das ist, so denke ich, tatsächlich für verspielte Jungs um die 20 herum am interessantesten.
    Ich selbst habe kein Problem lange auf ein Spiel zu warten. Und wenn es nur um das informieren geht, das kann ich viel einfacher und problemloser durch die Berichterstattung diverser Seiten.

    Was die neuen Konsolen angeht. Hat wirklich irgend jemand geglaubt, dass es da einen Grafiksprung gibt? Den gab es doch früher nur, weil es beeindruckende neue Techniken gab, etwa den Sprung von 2D auf 3D oder von Pixel-3D auf Kantenglättung. Ansonsten ist die Spieleentwicklung einem kontinuierlichen Fortschritt unterworfen. Neue Game-Engines, neue 3D Techniken werden nach und nach eingeführt. Die Konsolen schließen jetzt nur auflösungstechnisch mit dem PC auf, mehr nicht.