Shroud of the Avatar: Die Schattenseite von Kickstarter

18. März 2013

Eigentlich war es ja klar: Als Double Fine vor gut einem Jahr diesen sensationellen Erfolg feierte und Spendengelder von über drei Millionen US-Dollar zusammen bekam, da guckte der Pferdefuß bereits um die Ecke und grinste hämisch. Wo damals volle Euphorie herrschte und die Zocker der Nation über allerlei Traumprojekte sinnierten, da wächst nun der Backlash von Tag zu Tag steil an.

Die erste Frage, die ich mal in den Raum stellen möchte: Was ist denn bislang aus all den “erfolgreich finanzierten“ Kickstarter-Dingern geworden? Die gute Nachricht zuerst: Ein paar davon haben in der Tat das Licht der Welt erblickt und wurden größtenteils positiv bewertet – siehe “Giana Sisters: Twisted Dreams“, “FTL“ oder “Chivalry: Medieval Warfare“. Die schlechte Nachricht hinterher: Auffallend viele Projekte wurden verschoben und lassen die Backer mangels regelmäßiger Updates im Regen stehen.

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Chivalry ist eines der wenigen bislang fertig gestellten Spiele, die mithilfe von Kickstarter finanziert wurden. (Bild: Lace Mamba Global)

Natürlich, klar, logo: Ein vollwertiges Computerspiel auf die Beine zu stellen, das ist keine leichte Aufgabe. Nur so langsam entpuppen sich die ersten vollmundigen Versprechungen als nachhaltige Enttäuschungen. Es macht sich das Gefühl der Unsicherheit breit, nämlich ob die eigene Spende auch wirklich gut angelegt war. Selbst ein Chris Hülsbeck kriegt Schelte dafür, dass er zeitweise keine ständigen Neuigkeiten zu seinem “Turrican Soundtrack Anthology“-Album veröffentlichte sowie den Release-Termin aufgrund anderer Arbeiten klammheimlich nach hinten schob – und der Mann hat sehr wohl seither einige vollwertige Soundschnippsel sowie Vorversionen der Musik-Arrangements für alle Backer bereit gestellt.

Schaue ich mir hingegen die Update-Logs anderer Großprojekte an, dann lese ich ständig von Entschuldigungen, dass man hart daran arbeiten würde und nun endlich die T-Shirts oder andere Goodies ausgeliefert worden seien. Dies fällt besonders bei Spielen auf, deren Spendensumme gravierend über das eigentlich angestrebte Ziel hinausging. Selbstredend: Mehr Geld bedeutet mehr Aufwand bedeutet mehr Zeit. Nur sagt das mal dem durchschnittlichen Internet-Jünger, der hier und heute sein Recht… äh.. sein Spiel haben möchte…

Ich persönlich hab Geduld und Spucke – mir ist es lieber, die Jungs rund um Tim Schafer gehen das Adventure richtig an, anstatt es voreilig zu veröffentlichen. Schon strittiger sieht es jedoch aus, wenn es plötzlich heißt: “Sorry, wir haben zu wenig Zeit, weil wir noch andere Dinge machen müssen.“. Da fragen sich dann schon einige Spender: “War nicht mein Geld im VORAUS dafür da, dass andere Projekte nicht notwendig seien, damit sich die Programmierer während der Entwicklungsphase was zum Essen leisten können?“

InXile Entertainment ist in meinen Augen besonders mutig: Die haben über zwei Millionen für die Fortsetzung eines 25 Jahre alten Spieles namens “Wasteland“ zusammengerafft und sammeln bereits vor deren Fertigstellung die nächsten Spendengelder für die Reinkarnation des “Torment“-Universums. Angesicht der Tatsache, dass erneut bereits mehrere Millionen fix sind, frage ich mich ernsthaft, wie dieser Erfolg zustande kommt. Nichts gegen Brian Fargo – der Mann hat in den 80er Jahren einige brillante Ideen gehabt. Aber hat sich irgendeiner der Backer ernsthaft mit dem Portfolio seiner jetzigen Firma inXile Entertainment beschäftigt? Abgesehen von der leicht umstrittenen “Bard’s Tale“-Parodie aus dem Jahr 2004 versauerten sämtliche Spiele im tiefen Sumpfe des Mittelmaß-Sektors, egal ob groß produziert (“Hunted“) oder auf Indie-Style getrimmt (“Choplifter HD“). Allein deshalb habe ich “Wasteland 2“ nicht blind unterstützen wollen, schlicht weil das Team seit fast einem Jahrzehnt (!) kein gutes Spiel auf die Beine gestellt hat.

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Richard Garriott alias Lord British: Noch grinst der Mann…

Der eigentliche Grund für diesen Artikel bezieht sich auf einen meiner ganz persönlichen Helden: Richard Garriott. Sein “Ultima“-Epos war wegweisend für Rollenspiel, Action/Adventure sowie MMORPG. Aufgrund seiner Serie entstand gar mit “Ultima Underworld“ ein Spinoff, welches gemeinsam mit den id Software-Shootern die spätere Dominanz der Ego-Perspektive formte. Doch was kam eigentlich nach der fürchterlichen Handhabe seitens Electronic Arts und Garriotts Weggang von seiner ehemals eigenen Firma Origin? Was hat der Mann seitdem in dieser oder für diese Industrie geleistet? “Tabula Rasa“, eines der kurzlebigsten Online-Titel bis dato? Nun ja…

Über die letzten Jahre hinweg habe ich eigentlich nur eines von Garriott mitbekommen: Dass er endlich seinen lang gehegten Traum in die Tat umsetze und ins Weltall fliege. Lese ich mir im Nachhinein diverse Berichte über ihn durch, dann stoße ich auf eine Operation (ohne die er den Traum nicht hätte verwirklichen dürfen) auf eine Hochzeit sowie auf Vaterfreuden. Was hingegen die Entwicklung von Computerspielen anbelangt – seit “Tabula Rasa“ nichts mehr, nada.

Nun sieht dieser Mann den Kickstarter-Hype und zaubert aus dem Hut ein Projekt namens “Shroud of the Avatar“. Er schwadroniert darüber, dass sich das Genre der Rollenspiele abseits Optik und Akustik nicht verändert habe. Dass es heutzutage nur darum ginge, eine Quest nach der anderen zu absolvieren, während der eigentliche Aspekt des “Rollenspiels“ kaum mehr vorhanden sei. Der Spieler solle seiner Auffassung nach seine eigene Geschichte schreiben und eine riesige Welt angeboten bekommen, die ihm die mögliche Entfaltung liefere. Garriott benötige dafür die frühst-mögliche Unterstützung seiner Fans, weshalb er sie dazu einlade, bei diesem “Abenteuer” mitzumachen.

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“Ich hätte gerne dieses hässlich verpixelte Dingens… äh… Gebäude für 4000 Goldstücke.” (Bild: Portalarium)

Erstes Problem: Garriott sagt nicht wirklich, wie er diese ominöse Evolution des Genres umsetzen möchte. Er deutet in seinem Video ein paar Details an, indem ihr die Essenz eines “Ultima“-Spiels beschreibt. So sollen Dinge, die danach aussehen, dass man sie benutzen dürfe, auch benutzbar sein – z.B. ein Klavier. In der Tat erinnert dies an die alte “Brot-selbst-backen“-Agenda aus “Ultima VII“. Und es ist ebenfalls richtig, dass es nicht allzu viele Spiele gibt, die mit solchen Details hantieren.

Aber nochmal: Wo steckt die Evolution? Das Video suggeriert mir mehr ein Aufkochen der alten “Ultima“-Spiele. Klar, das würde mir als Fan ehrlich gesagt schon genügen. Aber ich sehe nichts, was mir irgendwie sagt: “Boah, die Idee ist brillant! Das hat’s ja noch nie gegeben!“

Zweites Problem: Die präsentierte Spielegrafik von “Shroud of the Avatar“ ist fürchterlich. Damit meine ich nicht mal den technischen Aspekt, sondern den entsetzlich austauschbaren Eindruck, den die Landschaft präsentiert. Ich kenne Home-Made-Mods, die mehr Fantasie und Kreativität aufweisen. Ja, ich würde sogar das gealterte und heftig umstrittene “Ultima 9“ bevorzugen, dank solch interessanter Settings wie der Baumstadt Yew, dem zerstörten New Magincia oder den verschneiten Bergen. Es mag ja sein, dass solche Orte irgendwo in “Shroud of the Avatar“ existieren (sollen). Nur wieso sehe ich nichts davon in dieser Kickstarter-Kampagne?

Richtig schlimm ist das Video von Tracy Hickman, ein Freund seitens Richard Garriott, der sowohl ihn als auch sich selbst als Pionier der Rollenspiele bezeichnet. So weit, so gut – aber was danach kommt, ist ein fast schon unterträgliches Geseiere darüber, wie die beiden über heutige Spiele geredet hätten, das es nur noch um das Äußere gehe und keiner mehr auf den Inhalt achte. Ganz ehrlich: Hickmans Redestil erinnert mich an die vollmundigen Versprechen irgendwelcher lokaler Politiker, die ihren potenziellen Wählern am liebsten was vom Weltfrieden erzählen möchten.

Drittes Problem: Wozu muss Gariott Spendengelder von einer Millionen US-Dollar sammeln, der mutmaßlich selbst ein Millionär ist? In den FAQs steht, dass er selbst bereits einiges investiert hat und vermutlich noch mehr investieren wird. Aber wozu braucht es dann diese eine Million via Kickstarter, welche die Spieler im vorhinein auf den Tisch legen sollen? Diesbezüglich meint Garriott nur schwammig: “100% der Spendengelder sollen für ein noch besseres Spiel sorgen (…)”.

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In der Tat “ungeschönt”: Das beweißt allein das halb über dem Abgrund hängende Spinnenbein. (Bild: Portalarium)

Damit mich niemand falsch versteht: Ich würde für ein neues, gutes “Ultima“ morden. Mit der Serie bin ich aufgewachsen, und in der Tat sehne ich mich nach einem ähnlichen Erlebnis, wie es mir die Episoden drei bis neun geliefert haben. Dass “Shroud of the Avatar“ einen (ebenfalls noch nicht genau benannten) Doppelweg in Richtung Multi- und Singleplayer geht, hört sich sehr ehrgeizig an. Aber die Art, wie Richard Garriott auf die Spielerschaft zugeht, wirkt befremdlich. Und er ist dabei nicht der erste beziehungsweise einzige – Brian Fargo oder auch Chris Roberts haben es genauso gemacht: Einfach einen alten Namen ausgebuddelt und damit *zack* den nächsten Messias der Spielegeschichte suggeriert, obwohl die Leistungen der jeweiligen Herren zuletzt zu wünschen übrig ließen oder (noch schlimmer) gar keine vorhanden waren.

Die ersten erfolgreichen Kickstarter-Projekte sind ein gutes Zeichen, keine Frage. Aber die eigentliche Belastungsprobe kommt erst jetzt: Was machen die Leute aus dem Geld, die wirklich viel erhalten und wirklich viel versprochen haben? Man darf niemals vergessen: “Giana Sisters Twisted Worlds“ sowie “Chivalry” waren fast fertig und hinter “FTL“ steckten fanatische Fans, die ganz gezielt ein Spiel für Profizocker aus der Taufe hievten. Doch bereits Tim Schafers Vorhaben, ein global anerkanntes Adventure-Kleinod der alten Schule von Null auf zu realisieren, entpuppt sich so langsam als ein gefährlicher Traum. Was, wenn bereits dieser nicht die Erwartungen erfüllt (siehe “The Cave“ als böses Vorzeichen)? Wie werden die vom Ergebnis enttäuschten Spender reagieren? Denn die wird es in jedem Fall geben – nie und nimmer kommt ein Spiel auf den Markt, das ALLE toll finden. Ich sehe als Resultat ein unschönes Bashing, nicht nur seitens Double Fine, sondern allgemein bezüglich Kickstarter. Und dann ist auch diese Traumblase geplatzt, die angeblich die Welt der Spiele zum Besseren hin entwickeln sollte…

 

Update: Ursprünglich stand in dem Artikel, dass es unsicher sei, wie viel Geld Richard Garriott selbst in dieses Projekt gesteckt hat. Zudem habe ich das Spiel fälschlicherweise als MMORPG bezeichnet. Diese beiden Aspekte werden in den FAQs des Kickstarter-Projektes abgehandelt beziehungsweise genauer erklärt, was ich leider übersehen habe. An der Kernaussage meiner Zweifel ändert sich dadurch jedoch nichts.

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11 comments on “Shroud of the Avatar: Die Schattenseite von Kickstarter

  1. Gruselgurke Mrz 18, 2013

    Ich denke man sollte nicht gleich so schwarz sehen. Ich meine die drei Beispiele waren bisher öußerst positive Beispiele, sicher wird es Projekte geben die in die Hose gehen aber da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen wenn er ein Spiel unterstützt das in der jetzigen Phase grotik ausschaut und von jemanden entwickelt wird der Jahre lang nichts auf die Beine gebracht hat und Kickstarter erinnert immer wieder daran das man auf so etwas achten sollte.
    Ich sehe sehr viel Projekte auf Kickstarter auch abseits der Spiele Szene die von sehr fähigen Leuten auf die Beine gestellt wurden und wo sich schon vor Projekt start abzeichnet das die was tolles auf die Beine stellen werden, ich denke in erste Linie sollten die Fans einfach nicht so blindlinks Projekte wegen ihrer Namen unterstützen, dass sehe ich eigentlich als das größte Problem an.

  2. Xanija Mrz 18, 2013

    Interessant finde ich, dass Shroud of the Avatar bis heute noch immer nicht gefundet ist. Es wird zwar wohl erfolgreich enden, aber man sieht schon ein gewisses Misstrauen.

    Kickstarter wird sicherlich auch noch einige Enttäuschungen produzieren, gar keine Frage. Aber so ist das eben auch bei normalen Publishern. Dann werden die Spieler mal merken, wie man sich in dieser Rolle fühlt – Geld investiert und dann kommt am Ende Murks raus.

    Mal schauen, bei welchen Spielen es mich dabei erwischt *g*

    • Viel interessanter finde ich es, dass innerhalb von ein oder zwei Tagen bereits gut 900.000$ fix waren und dann das ganze plötzlich sehr, sehr schleppend voran ging. Als ob die ersten Backer wirklich blind auf “Ich spende!” geklickt und erst alle danach sich auch mal die Videos/Screenshots angeschaut haben…

      • Xanija Mrz 21, 2013

        Na, nicht ganz. Am ersten Tag stand es bei 410k, am zweiten bei 580k, am dritten bei 681k.

        Es ist ziemlich normal bei den Kickstartern, dass sie an den ersten 2-3 Tagen sehr viele Backer haben und es danach erst mal runter geht. Liegt natürlich auch an den limitierten “Early Bird”-Leveln, die genutzt werden, um gleich zu Anfang viele Backer zu bekommen. Gegen Ende geht es dann meist noch mal hoch, wenn alle, die diese Projekte beobachten, am Ende noch zuschlagen. War beim Double Fine Adventure, bei Project Eternity, Wasteland 2 so, und auch Torment: Tides of Numenera ist stark gestartet und hat dann schon nach 2 Tagen nachgelassen. Bei Star Citizen war es am Anfang gleichmäßig und nur in den letzten Tagen ist es dann explodiert. Da sind noch viele Leute im letzten Augenblick auf den Zug aufgesprungen.

        http://www.kicktraq.com ist da ganz informativ. Da sieht man dann auch, dass der Schwung bei “Shaker – an old school RPG” nicht ausgereicht hat und die Leute dann sogar irgendwann ausgestiegen sind. Was vielleicht auch an dem wenig überzeugenden Konzept lag.

        Bin mal gespannt, was noch so an Updates bei Shroud of the Avatar kommt und ob es am Ende auch noch mal so einen Last-Minute-Rush gibt.

  3. Ich glaube, dass die Kickstarter-Idee durchaus Bestand haben wird und auch einige Spiele mit sich bringt, die ohne Crowdfunding sicherlich nie realisiert worden wären. Die Social Media-Instrumente geben solche neuen Wege der Finanzierung einfach vor, gerade sals Alternative für althergebrachten, wenig innovativen und sündteuren Triple-A-Produktionen.

    Was allerdings auch passieren wird, ist die recht schnelle Trennung von Spreu und Weizen und somit das Ende der fixen Kickstarter-Idee ohne echte Substanz. Das wird oftmals böses Blut und Ärger, vielleicht sogar ein Nachspiel vor irgendwelchen Gerichten nach sich ziehen. Aber das wird weder die Crowdfunding-Idee an sich nachhaltig zunichte machen noch ist das letztlich schlecht (außer natürlich für die unmittelbar Betroffenen), denn so entsteht aus einer idealistischen Idee voller überzogener Euphorie letztlich ein langfristiges Geschäftsmodell mit realistischem Ansatz.

    Für Andy und mich wünsche ich mir, dass “Shroud of the Avatar” weit mehr hält als die gezeigten Bilder und die bekannten Fakten bislang versprechen. Ein neues RPG im “echten” Flairn eines “Ultima” (insbesondere der Teile sechs und sieben) wäre ein wahr gewordener Traum…

  4. Ich hab auch spontan für “Shroud of the Avatar” gebackt, dann aber doch zurückgezogen. Irgendwie gefällt mir nicht, wie die “großen” “alten” Stars Kickstarter missbrauchen.

    Die Idee von Kickstarter war doch, Leute eine gute Idee haben, aber keine finanziellen Mittel aufbringen können, die Möglichkeit zu einer Vorfinanzierung zu geben.

    Leider sieht R.Garriot nicht finanzschwach aus. Wer 33mio für nen Raumflug ausgeben kann…der kann doch wohl 1mio für nen Spiel vorfinanzieren.

    Kickstarter ist mehr ne Werbeplattform geworden wo man kein Geld ausgeben muss, sondern noch Geld bekommt.

  5. Na ja, ich habe mich hier ja schon mal über Kickstarter geäußert. Ich bin immer noch der Meinung, dass gerade bei Summen wie “2 Millionen” insbesondere die “Altstars” keine Probleme haben sollten das Geld aufzutreiben – oder notfalls auch selbst zu finanzieren.

    Generell finde ich die Schelte, die Richard Garriott jetzt einstecken muss ein wenig unfair. Klar, der Mann ist steinreich. Aber die anderen Designer-Legenden nagen auch nicht gerade am Hungertuch. Garriott macht nur das, was alle tun, frei nach dem Motto: Versuchen kann man es ja mal. Und bisher hat das ja auch wunderbar geklappt.

    Für mich persönlich würde so ein Support nicht in Frage kommen. Ich denke, wenn ich ein Spiel wirklich will, ein neues Shadowrun RPG etwa, dann will ich es nicht in einer Qualität wie ein Indie-Game, sondern auch auf Triple-A Niveau, davon ab, dass Shadowrun Returns KEIN RPG ist sondern ein Rundenstrategie-Spiel.
    Von daher sind viele Kickstarter-Projekte für mich auch schlicht enttäuschend. Oder auch, wie im Fall von Chris Roberts’ Star Citizen, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein paar Kickstarter Millionen ausreichen, um die Qualität des Spieles irgendwie zu beeinflussen, denn die Kohle kann einfach nicht reichen, wenn da was vernünftiges bei rum kommen soll.

    • Die Schelte für Garriott finde ich bezüglich der Tatsache, dass er auch auf den Kickstarter-Zug aufspringt, ebenfalls unangebracht. Wieso soll er denn sein eigenes Geld investieren, wenn Crowdfunding bislang ganz gut zu funktionieren scheint? Klar, wenn es nicht klappen sollte und er wirklich so sehr an sein Projekt glaubt, könnte er es immer noch selbst finanzieren. Ob das dann passiert, wird man sehen, aber nur weil er als gut betuchter Entwickler das gleich macht wie viele seiner Kollegen auch, macht ihn doch nicht besser oder schlechter als andere.

      Was “Star Citizen” angeht, bin ich ziemlich zwiegespalten. Es ist ja nicht das klassische Crowfunding-Projekt, was auch an der bisher gezeigten Qualität ersichtlich wird. Die liegt zumindest grafisch weit über dem, was bisherige Kickstarter-Sachen anbieten konnten, was wiederum daran liegt, dass Robert’s eigene Firma schon viel Geld in das Projekt investiert hat. Und da stellt sich natürlich die berechtigte Frage, warum denn zusätzlich noch Crowdfunding sein muss. Ob die zusätzlichen Gelder wirklich einen so großen Unterschied zur Endqualität machen, zumal das Spiel ja offenbar schon ziemlich weit fortgeschritten ist, will ich mal bezweifeln, was die Motive für die Kickstarter-Kampagne etwas zwielichtig erscheinen lässt.

  6. UncleHo Mrz 21, 2013

    Ich sage nur eines:

    Es wird die Zeit kommen, da werden sich alle Seiten (vor allem die Entwickler) manchmal die große Zeit der Publisher zurückwünschen.

    Bei aller kreativer Drangsalierung durch eben diese.. man hatte immer einen Sündenbock, auf den man es schieben konnte.

    Man kann jetzt schon die Uhr danach stellen, dass irgendein Kickstarter – Titel so richtig entäuschen wird.. und das Argument “Der Publisher wollte die Änderungen so / Der Publisher hat uns keine Zeit mehr gegeben usw.” wird dann kaum noch ziehen.

    Es ist wie mit der beruflichen Selbstständigkeit. Du bist nie wirklich frei, dein “Chef” hat nur einen anderen Namen: “Kunde”.