E3 2013: Von neuen Konsolen und (x-beliebigen) Spielen

13. Juni 2013

Auf einmal war die E3 da. Die Messe in L.A. begann mit einem ordentlichen Kawumm auf den Pressekonferenzen der Konsolenhersteller.  Microsoft schien bei vielen Spielern schon vorab aufgrund der bereits angekündigten Gängelei (Onlinepflicht, problematischer Gebrauchtspielekauf)  verloren zu haben. Für Sony war dies DIE Gelegenheit, zum Angriff zu blasen. Die PlayStation 4 wird 100 Euro günstiger als die Xbox One ausfallen, der Handel mit Second-Hand-Spielen soll kein Problem darstellen, und unbedingt ins Internet muss die Konsole auch nicht. Die PS4, die bei ihrer ersten Vorstellung noch belächelt wurde und Enttäuschung verbreitete, war plötzlich der Star der Show! Der Gewinner der Herzen?! Wie seltsam.

Alle lieben Sony

Ist die PS4 die bessere Xbox One? (Foto: Sony)

Ist die PS4 die bessere Xbox One? (Foto: Sony)

Ganz ehrlich? So recht glaube ich Sony nicht. Von der Einführung der PS3 bis zur Gegenwart geschah viel. In diesen fast sieben Jahren hat sich das Konzept der Konsole verändert. Die offene Struktur mit der Möglichkeit, Linux zu installieren, gehörte schnell der Vergangenheit an. Vielmehr wurde der kostenpflichtige Premium-Service PlayStation+ eingeführt, der beim Nachfolger neuerdings auch für Online-Multiplayer-Spiele benötigt wird. Online-Pass nutzt Sony mittlerweile intensiv, um Gebrauchtkäufe zu monetarisieren. Wie es wohl in drei, vier Jahren nach dem Erscheinen der PS4 aussieht? Gibt’s dann auf einmal ein wichtiges Feature (Gaikai?), das eine (sporadische) Verbindung zum Internet voraussetzt? Wissen wir das jetzt schon? Werden die gegenwärtigen Versprechen auch in naher Zukunft eingehalten? Ich bin skeptisch.

Davon abgesehen ist das schon ein recht witziges Szenario: Sony bewirbt stolz Features, die schon die vorherigen Konsolengenerationen besaßen? Und die Gamer jubeln über den Edelmut des Elektronikkonzern, weil Onlinezwang nicht vorhanden ist und gebrauchte Spiele verwendet werden können? Freilich ist das auch gut, aber es wirkt ein wenig so, als begrüße man den fehlenden Fortschritt und lehne das Moderne (Xbox One) generell ab. Zum Glück wurde niemand von Microsoft auf der E3 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Glaube ich. Aber Don Mattrick, Chef von Microsofts Entertainment-Abteilung, hatte aber eine Menge Pech, das zu einem – mal wieder – mittleren Shitstorm führte. Ich verweise nur auf die Aussage “Wer kein Internet besitzt, kauft halt die Xbox 360…”. Da hat er Sony aber gut den Ball zugespielt, hm? Es erklärt aber das neue Modell der Xbox 360 auf gewisse Weise.

Der geschätzte Kollege Andreas prognostiziert nach diesem Trubel, dass Microsoft noch auf die Kritik der potentiellen Käufer hört, nachbessert und den Preis recht schnell nach unten korrigiert. Wobei es nach über 76 Millionen verkauften Xbox 360-Geräten doch recht unwahrscheinlich erscheint, dass der Redmonder Gemischtwarenladen mit dem Nachfolger eine totale Bauchlandung hinlegt. Obwohl: Wenn die unzähligen Entertainment-Elemente nur US-Konsumenten vorbehalten bleiben und wir Europäer davon kaum etwas zu Gesicht bekommen oder uns eher mit Breitbrand-Drosselung herumärgern müssen, relativieren sich die tollen neuen Fähigkeiten der Xbox One. Und der Mehrwert sowie das damit verbundene Interesse sinkt.

Worauf es ankommt!

500 Euro für die Xbox One - kein Schnäppchen. Also wirklich nicht. (Foto: Microsoft)

500 Euro für die Xbox One – kein Schnäppchen. Also wirklich nicht. (Foto: Microsoft)

Wie dem auch sei: In der Tat sprach mich die E3-Vorstellung der PS4 mehr an. Ja, der Sony-Rechner fühlt sich wie eine Spielkonsole an. Blu-ray einlegen und loslegen  – wie ich es von einer Daddelkiste erwarte. Weil es schon immer so war und bleiben soll. Klar sind auch hier allerlei Multimedia-Elemente angedacht, nur wirkt das bisher Gezeigte nicht wie ein All-in-One-Monstrum mit Kinect-Gedöns (wobei die Xbox One einige echt verdammt gute Ansätze hat). Ich will doch in erster Linie spielen?! Dumm nur, dass mich das Lineup der Xbox One mit „Ryse: Son of Rome“ (huch, ein Kinect-Spiel?), „Quantum Break“ (für mich auf Kaufgrund), „Crimson Dragon“ (bin ich ein „Panzer Dragon“-Fan) und ein paar anderen Titeln dezent mehr anspricht. Vom ungeschlagenen Controller der Microsoft-Maschine ganz zu schweigen. Es ist schon etwas schade, dass zwei technisch so ähnliche Konsolen nicht miteinander kompatibel sind. Hach.

Für mich steht bereits fest: Ich werde mir nur eine Konsole dieses Jahr kaufen. Welche? Die E3 hat mich noch nicht für eine Seite bekehren können. Vielleicht bringen die nächsten Monate Klarheit, am Schluss entscheiden dann doch die Spiele und das Gesamtkonzept. Zumindest das aktuelle. In die Zukunft kann ich ja nicht schauen. Wobei – bestelle ich die Xbox One jetzt schon vor, erhalte ich ein Achievement und eine besondere Gravur auf dem Gamepad. Klingt ja fast wie ein Kickstarter-Projekt. Immerhin bleibt mir dann länger im Gedächtnis, dass ich die Konsole am ersten Tag erwarb, zu viel Geld ausgab und später unter den ROD-Opfern war?

Spiele-Neuheiten auf der E3?

Rein bezogen auf die Spiele-Neuankündigungen ist die E3 2013 in meinen Augen keine Sensation. Klar, ein neues „Donkey Kong Country“ und ein „Super Mario 3D World“ für Wii U sprechen mich an. Nur der große Kick von Nintendo ist das sicherlich nicht. Dabei hätten es die Japaner dringend nötig, mal vorzupreschen, statt sich auf das Ausschlachten erfolgreicher Marken zu verlassen. Sogar mich als Mario-Fan langweilt das zunehmend. Die Blockbuster-Neuankündigungen für andere Plattformen heben mich relativ wenig an. „Mirror’s Edge 2“? Die Fortsetzung eines von EA gefloppten Spiels? Puh, das klingt mal gar nicht gut – aber hey, die letzten Sequels von Electronic Arts waren ja alle ausnahmslos toll, richtig? Hihi. „Titanfall“ ist nichts für mich, „Plants vs. Zombies: Garden Warfare“ ist wiederum total lustig, aber riecht mir schon jetzt verdächtig nach F2P-Abzocke.

Hach, das könnte total lustig sein. Könnte. (Foto: EA)

Hach, das könnte total lustig sein. Könnte. (Foto: EA)

Gefallen hat mir die Idee von „Mad Max“ – den Jungs von „Just Cause“ traue ich ein feines OpenWorld-Spektakel zu, Lizenz hin oder her.  Sehr cool könnte außerdem die Action-Raserei „The Crew“ werden. Eine bunte Mischung aus „Need for Speed: The Run“, „Forza Unlimited“, „Test Drive Unlimited“ und Koop-basierten Elementen – das könnte klasse werden.  Aufgrund des Szenarios hat mir “The Order 1886” (ach, doch ein PS4-exklusives Spiel) gefallen. England in einem alternativen viktorianischem Szenario? Düstere Action?  Her damit! Und der große Rest? Wurde doch schon längst Wochen und Monate vor der E3 vorgestellt.

Ich habe bestimmt 1000 andere Spiele vergessen – aber diese waren für mich vermutlich nicht präsent genug oder wurden nicht mit 15 Paukenschlägen sowie einem Feuerwerk vorgestellt. Tja. Vielleicht  gab’s auch gar keine großen Überraschungen? Oder hat mein Kopf all das herausgefiltert, was er nicht spielen mag?

Was meint ihr zur diesjährigen E3? Eure Highlights?

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3 comments on “E3 2013: Von neuen Konsolen und (x-beliebigen) Spielen

  1. Als leichter Sony-Fanboy glaube ich natürlich an das Gute in der PS4, auch wenn es wirklich witzig ist, dass die Japaner momentan vor allem mit Sachen punkten, die zur alten Generation gehören. Es wäre trotzdem ein wichtiges Zeichen gegen DRM und Online-Gängelung, wenn Microsoft mit dem momentanen Konzept für die XBox One eine Bauchlandung hinlegt.

    Für mich ist sowieso klar, dass – wenn überhaupt – die PS4 ins Haus kommt. Dafür sind mir die exklusiven Sony-Titel auch viel wichtiger. Aber das wird wohl nicht diese Jahr passieren, weil die Konsole mir sicher nichts zum Verkaufsstart ins Haus kommt. Da warte ich die ein oder andere Revision und evtl. Preiskorrektur erstmal ab.

    Die größte Überraschung der E3 war für mich Ubisoft, die es doch tatsächlich geschafft haben, eine ganze Reihe an neuen und vor allem vielversprechenden Marken vorzustellen. Neben dem schon bekannten “Watchdogs” (wird immer mehr ein “Must have”-Titel) kamen noch das technisch beeindruckende “The Crew” und das interessante “The Division” daher. Es gibt nur wenige Publisher von dieser Größe, die so zuversichtlich neue IPs veröffentlichen. Hut ab…

    Es war sicherlich eine besondere E3, was die Masse und die Signifikanz der Ankündigung angeht. Ob das eine goldene Zukunft für Spieler wie uns ankündigt, müssen wir freilich erst noch herausfinden.

  2. Klingt etwas überkritisch. Natürlich ist es eigentlich(!) keine Lobeshymne wert, dass Sony den Status quo wahrt. Jedoch, in Zeiten, in denen so ziemlich alle Firmen nichts anderes mehr tun als Spiele vom erhaltenswerten Kulturgut zum zeitlich begrenzten Wegwerfartikel zu verwandeln, gehört diese Einstellung meiner Ansicht nach durchaus gewürdigt wenn nicht gelobt. Und ich hoffe, dass sich dies in den Verkaufszahlen niederschlagen wird, oder besser gesagt, ich hoffe, die XBox One wird ein Ladenhüter, sodass Microsoft tatsächlich nachbessern muss.

    Was klar sein sollte ist, Titel wie Battlefield oder Call of Duty benötigen selbstverständlich eine Onlineverbinndung, sind es doch fast reine Onlinespiele. Und sie werden auch an jeweilige Accounts gebunden und wohl nicht direkt mit dem Sony Account verbunden. D.h. wer die verkaufen will, muss seinen Account mit verkaufen und für jedes EA, jedes Activision Game dieser Art einen eigenen Account anlegen müssen.

    Auch Gaikai benötigt Internet, logisch, ist es doch schlicht ein “Videostream”. Ohne Internet kann man auch kein You Tube schauen …
    Das soll ja irgendwann 2014 in den USA starten. Interessanter finde ich eher, was das kosten soll oder ob es in der PS+ Abogebühr enthalten ist. Letzteres wäre eigentlich dann ziemlich genial. (Wobei ich persönlich allerdings so oder so auf die PS+ Mitgliedschaft verzichten würde, mir das also egal ist).

    Mir ist wichtig, dass ich eine zu 100 Prozent autarke Konsole bekomme, für die ich Spiele neu und gebraucht auf Disc kaufen kann. Und das geht nur auf WiiU und PS4.

    Übrigens, das Linux Feature diente als Einfalltor für Hacker, die es ausnutzten um Raubkopien auf der PS3 abzuspielen. Da es sowieso kaum vernünftig nutzbar war (zu langsam) und vielleicht 0,00000000001 Prozent der Nutzer das überhaupt mal ausprobiert hat, war es aus Sicht von Sony am sinnvollsten es einfach zu streichen. Dass die Lautstarke Open Source Community dann im Internet den Riesen Shitstorm startet und dieses Argument heute noch immer angeführt wird “ich vertraue Sony nicht, die haben das Linux Feature gekillt” empfinde ich als völlig lächerlich.
    Wem das soooo wichtig war, der hätte einfach nicht updaten sollen. Dann gehen zwar neuere Spiele nicht, aber nun, wer sich eine teure Konsole als Linux PC hinstellt, der kann sich auch eine zweite kaufen … ^^
    Es war ein spaßiges Freak-Feature, das Sony mit eingebaut hatte. Und als die Freaks es missbrauchten, da wurde es dann gekillt.

    Und nein, ich bin kein reiner Sony-Fanboy, ich kritisiere sie auch. Ich kritisere jeden, der etwas macht, was mir nicht gefällt. Und während ich früher regelrechter Microsoft Fan war, tun sie seit Bill Gates Weggang eigentlich alles, um mir ihre Produkte ungenießbar zu machen.

    • Lenela Jun 15, 2013

      Kann die Meinung von Spiritogre eigentlich nur unterschreiben. Sicherlich sollte man vorsichtig sein, was Sony/Microsoft zukünftig aus ihren Konzepten machen. Dennoch finde ich es sehr überkritisch, etwas Bewährtes als Verwehrung des Fortschrittes anzusehen.